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Schule

»Was wir hier haben, gibt es ganz, ganz selten in Berlin«

Martin Schroeder interviewte Fachkräfte aus der Lese- und Literaturpädagogik für den bbz-Podcast zu multiprofessionellen Teams.

Foto: privat

Der Keller des »Kinderhauses« der Adolf-Glassbrenner-Schule steht voller Bücher und gemütlicher Sitzgelegenheiten. Der »Lesekeller« ist mit Kinder- und Jugendliteratur ausgestattet wie kaum eine Bibliothek. Regelmäßig arbeitet Bettina Braun hier, eine Lese- und Literaturpädagogin, zusammen mit dem Kommunikationswirt Michael Wien. Unterstützt werden sie von Birgit Lipka, die sich als ehemalige Betriebswirtschaftlerin entschieden hat, Kindern Literatur nahezubringen. Dazu hat sie die Weiterbildung des Bundesverbands Leseförderung zur Lese- und Literaturpädagogik absolviert, eine Leseförderweiterbildung im Umfang eines Bachelors. Nur Einzelne mit dieser Profession arbeiten derzeit an einer Berliner Schule – ein Grund für die bbz, sie zu ihrer Arbeit zu befragen. Hier ein Auszug aus dem Gespräch:

Bettina: Wir sind sehr gut mit der Schule vernetzt und in den schulischen Alltag eingebunden. Ab 10 Uhr haben wir geöffnet, sodass Klassen für Lesestunden, Lesungen mit Autor*innen oder auch Buchempfehlungen in den Lesekeller kommen können. Fest im Stundenplan gibt es unsere »Literaturwerkstatt«, die den Lesekeller, das Wort-Labor und die Schulwerkstatt verknüpft. In diesem bewertungsfreien Rahmen begleiten wir die Kinder dabei, ihre Ideen in der Begegnung mit Literatur zu entwickeln und umzusetzen.

Dieser Geist soll auch in den Freizeitbereich der Kinder gelangen. So ist der Lesekeller bis 16 Uhr geöffnet. Lesen, Vorlesen, Bilderbuchkino sowie Lesenächte und Schreibprojekte stehen dann auf dem Programm. Wir sind auch Kulturagenten-Schule. So verschränkt sich vieles von dem, was die Schule tut und dem, was wir hier tun.

 

bbz: Wie lange gibt es euch hier schon?

Bettina: 16 Jahre.

Birgit: Ich bin ja recht neu dabei. Ich erlebe es als sehr serviceorientiert. Ihr organisiert zum Beispiel die Lesungen, ladet Autor*innen ein und fragt dann bei den Klassen an: Wollt ihr kommen oder könnt ihr dann kommen? Und dann werden die Klassen dazu eingeladen. Das macht es einfach, das Angebot anzunehmen.

Ebenso ist es bei den Berlin-Taschen, die den 4. Klassen vom Lesekeller für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden oder auch bei den Lesekoffern, die der Lesekeller unablässig durch die Klassen reisen lässt.

Bettina: Da muss man dazu sagen, dass Michael und ich hier eine feste Stelle haben. Wir machen das nicht ehrenamtlich. Wir arbeiten für den freien Träger und haben Stellen als Sozialarbeiterin und Erzieher. Birgit hat über »Kultur macht stark« eine Finanzierung. So ein Angebot kann man nicht erwarten von jeder Schulbibliothek, weil Schulbibliotheken eigentlich keine Personalfinanzierung haben. Was wir hier haben, gibt es ganz, ganz selten in Berlin. In anderen Bundesländern ist es auch nicht so viel anders. Wirklich anders ist es in Südtirol.

 

Das komplette Interview mit den Kolleg*innen zu ihrer Arbeit und deren Bedingungen hört ihr im  bbz-podcast zu multiprofessionellen Teams an Schule.