Sozial- und Erziehungsdienst
Wir fühlen uns verbrannt und ausgenutzt
Die GEW hat Erzieher*innen in einer Postkartenaktion gebeten, ihre Arbeitsbedingungen zu beschreiben. Einblicke in den Alltag unserer Kolleg*innen im Sozial- und Erziehungsdienst zum Tag der Kinderbetreuung.
Insgesamt sind 63 Postkarten an uns zurückgesendet worden. Im folgenden einige Zitate aus den Einsendungen:
- „Vom Traumberuf zum Knochenjob. Von der Politik im Stich gelassen (warme Wort im Wahlkampf – heiße Luft bei Tarifverhandlungen). Ich möchte eigentlich nicht mehr in dem Job arbeiten.“ Torsten Schnier
- „ Permanenter Personalmangel, ständige Überbelastung, schlechte Qualität. Die Kita ist nur noch Aufbewahrungs-und Krankenstation. Änderung des Betreuungsschlüssels im laufenden Kitajahr nicht händelbar.“ Julia Passarge
- „Ich bin nun seit zehn Jahren Erzieherin im Kita-Bereich. Leider sind langsam der Druck, der Stress, der Personal- &Zeitmangel, die immer häufigeren Einstellungen von unqualifiziertem Personal und die fehlende Anerkennung enorme Belastungen geworden. Wie kann es sein, dass Menschen, die diesen Beruf gewählt haben und ihn lieben, ihn aufgeben wollen?“ Mélanie Bruneteau
- „Ich fühle mich "verbrannt" und ausgenutzt. Alleine arbeiten in Krippengruppe mit 8 Kindern, kein Ersatz für kranke Kollegen und so Mehrarbeit für den Rest. Höhepunkt: 2 Erzieher*innen für 17 Kinder unter 3, keine Hilfe.“ Nicole Kollenbrandt
- „Das Recht der Kinder auf Bildung ist in Gefahr. Diese Arbeitsbedingungen sind keine gute Werbung für den Erzieher*innenberuf. Mehr Investitionen für die Kitas- JETZT!“ Christiane Weißhoff
- Mein Beruf ist meine Berufung! Jedoch gibt es wenig Anerkennung, gibt es einen andauernden Fachkräftemangel, ist es ein Knochenjob, werde ich es gesund nicht schaffen bis zur Rente diesen Beruf auszuüben und das alles für viel zu wenig Gehalt!!!!“ Regina Falk
Inhaltlich wiederholend
- Gruppensind zu groß,Personalschlüssel kann nicht gewährleistet werden à angemessene Begleitung und Förderung nicht möglich, insbesondere junge Kinder und Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, mittelbare pädagogische Arbeit/Elterngespräche kaum möglich/wird in private Zeit verschoben (Feierabend, Wochenende)
- Betreuungsschlüssel zu knapp
- permanenter Personalmangel/Personalfluktuation à ständige/hohe Überbelastung/ Überforderung à hoher Krankheitsstand und Langzeiterkrankungen à schlechte Qualität/schlechte Bildung für Kinder
- hohe Lärmbelastung aufgrund zu großer Gruppen
- schlechte Bezahlung/ keine finanzielle Anerkennung und wenig gesellschaftliche Anerkennung/Wertschätzung der Tätigkeit trotz hoher Verantwortung, gleichzeitig hoher Anspruch der Eltern/Gesellschaft
- ungleiche Bezahlung zwischen freien Trägern und Stadt
- den Kitas fehlen finanzielle Mittel z.B. für bauliche Sanierungen, technische Ausstattung
- Fachkräftemangel, Quereinsteiger*innen können qualifizierte Fachkräfte nicht (von Anfang an) ersetzen, Auszubildende sollten nicht voll im Personalschlüssel einberechnet werden
- zu wenig Integrationserzieher*innen, Bedarf wächst, Inklusionsregelungen nicht ausreichend (Personalschlüssel!)
Und die neue schwarz-rote Koalition in Berlin? Eine Verbesserung des Personalschlüssels im Kitabereich wird im Koalitionsvertrag nur bei ausreichenden Fachkräften in Aussicht gestellt. Das ist das falsche Signal an potenzielle Fachkräfte und wird nicht für eine Qualitätsentwicklung der Kindertagesstätten beitragen. Nur mit einer klaren Perspektive und einer Ausbildungsoffensive werden wir junge Menschen für den Beruf der Erzieher*in begeistern können. Mehr dazu
bis Januar 2025 in Elternzeit