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Neuer Senat

Wir wünschen uns eine ambitioniertere Bildungspolitik

Das 100-Tage-Programm des rot-grün-roten Senats ist aus bildungspolitischer Sicht enttäuschend. Nur drei Bildungs-Themen finden sich unter den Vorhaben des Senats: Verbeamtung, Digitalisierung und der Ausbau von Sprachkitas.

Foto: unsplash.com

Für die GEW BERLIN ist es nicht nachvollziehbar, dass das Thema Ausbildungsoffensive im 100-Tage-Programm nicht vorkommt. Der Fachkräftemangel in Schulen und Kitas nimmt inzwischen dramatische Ausmaße an. Die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten und die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für Lehrkräfte und Erzieher*innen müssen zur Chefinnen-Sache werden. Solange Schulen und Bildungseinrichtungen damit beschäftigt sind, den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften mehr schlecht als recht zu verwalten, werden andere notwendige bildungspolitische Vorhaben kaum gelingen.

Wir erwarten von der Landesregierung schnelle erste Schritte für eine Ausbildungsoffensive. Allein auf das Thema Verbeamtung von Lehrkräften zu setzen, wird nicht reichen.

Die Digitalisierung ist in der Tat ein Mammutprojekt und gehört weit oben auf die Agenda des Senats: Bei den riesigen Lücken in der digitalen Infrastruktur wird es allerdings nicht reichen, auf Fortbildungen und Tools zu setzen. Wir hätten uns zudem gewünscht, dass auch für die Verbesserung der Bildungsqualität und Bildungsgerechtigkeit ein Zeit- und Maßnahmenplan erarbeitet wird. Das Thema ist von großer Wichtigkeit, erst recht aufgrund der Pandemieerfahrungen. Es darf auf keinen Fall auf die lange Bank geschoben werden.

Die Vorhaben im Bereich Kinder- und Jugendhilfe sind bisher leider ebenfalls unzureichend. Ja, das Programm Sprachkitas ist ein tolles Programm und nun beteiligt sich Berlin an dem Bundesprogramm und stockt es selbst auf. Allerdings ist diese Initiative bei der Vielzahl an viel wichtigeren Aufgaben in den Kitas ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir erwarten uns mehr Initiative vom neuen Senat. Für die ersten 100 Tage wäre zum Beispiel die Kitasozialarbeit in eine geregelte Finanzierung zu gießen und die vielen Pilotprojekte, die es dazu gibt, zu evaluieren – um eine Entlastung der Kitas bei der Arbeit mit den Eltern und in den Sozialraum hinein zu ermöglichen.

Was den Hochschulbereich betrifft erwartet die GEW BERLIN, dass der Berliner Senat die Neuregelung im Berliner Hochschulgesetz zu unbefristeten Anschlussverträgen für promovierte Wissenschaftler*innen nicht aufweicht, sondern konsequent für deren Umsetzung in den Universitäten eintritt. Dazu sollte kurzfristig das Forum „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ zusammentreten, um die Blockadehaltung vor allem von HU und FU bei der Schaffung von Dauerstellen zu beenden. Das ist in 100 Tagen sicher zu schaffen.