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Tendenzen

Zukunft spenden

Die Zahl der Kinder in Kinderarbeit ist in den letzten Jahren erschreckend gestiegen. Das Ziel der UN, Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen, rückt in weite Ferne.

Mohnblume auf der Straße
Foto: Adobe Stock

Alle vier Jahre legt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gemeinsam mit Unicef den Child Labour Report über die weltweite Kinderarbeit vor. Aus diesem Bericht wird deutlich: Ohne den entschiedenen politischen Willen und die Bereitstellung von umfangreichen Ressourcen wird Kinderarbeit nicht in absehbarer Zeit beseitigt werden können, die Zahlen werden im Gegenteil sogar noch steigen.

Zwischen den Jahren 2000 und 2016 hatte das Problem der Kinderarbeit kontinuierlich abgenommen. Dann stagnierte die Zahl bei 152 Millionen arbeitenden Kindern weltweit. Die Daten des neuen Berichts zu Kindern zwischen 5 und 17 Jahren sind erschreckend. Anfang 2020 war die Zahl auf insgesamt 160 Millionen Kindern angewachsen, davon circa ein Drittel Mädchen und zwei Drittel Jungen. In besonderem Ausmaß war die Zahl der fünf- bis elfjährigen Kinder gestiegen. Insgesamt ist fast jedes zehnte Kind weltweit betroffen. Etwa die Hälfte von ihnen verrichten Arbeiten, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder ihre moralische Entwicklung gefährden.

Während in Asien, im Pazifikraum, in Lateinamerika und der Karibik die Kinderarbeit in den letzten vier Jahren weiter zurückgedrängt werden konnte, sind solche Fortschritte in afrikanischen Ländern südlich der Sahara nicht zu vermelden. Dort steigt die Anzahl arbeitender Kinder seit 2012, so dass es hier mittlerweile mehr Kinder in Kinderarbeit gibt als im Rest der Welt.

Kinderarbeit durch Covid-19 verstärkt

Durch die COVID-19-Krise und die damit verbundene steigende Armut könnte bis Ende 2022 mit fast neun Millionen weiteren Kindern in Kinderarbeit zu rechnen sein, prognostizieren die Autor*innen des ILO-Berichts. Das muss nicht so sein.

Die tatsächlichen Auswirkungen werden davon abhängen, ob und in welchem Ausmaß politische Reaktionen und Maßnahmen zur sozialen Absicherung erfolgen werden. Wenn Eltern einen existenzsichernden Lohn für sich und ihre Familien bekommen, mit dem sie Nahrung, Wohnung, medizinischen Bedürfnisse und dergleichen bezahlen können; wenn Gesundheitsvorsorge günstig und für Bedürftige kostenlos angeboten wird und wenn der Zugang zu Schul- und Ausbildung für Kinder und Jugendliche gebührenfrei ist, dann entfallen die meisten Gründe für Kinderarbeit.

Die Expert*innen sind überzeugt, dass ein Anstieg des Sozialschutzes die Auswirkungen von COVID-19 auf die Kinderarbeit mehr als ausgleichen könnte, so dass wir wieder Fortschritte in diesem Bereich erzielen.

Mehr als ein Drittel aller arbeitenden Kinder sind vom Schulbesuch komplett ausgeschlossen. Die Arbeit lässt ihnen keine Zeit und Energie für einen Schulbesuch. Außerdem fehlen in der Regel hochwertige kostenlose Schulen. Die Aussichten dieser Kinder auf eine menschenwürdige Arbeit im Jugend- und Erwachsenenalter sind stark eingeschränkt. Die anderen zwei Drittel der Kinder in Kinderarbeit versuchen, die Anforderungen von Schule und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Sie bleiben in der Regel hinter den nicht arbeitenden Mitschüler*innen zurück und ihr Risiko ist hoch, die nächste Klassenstufe nicht zu erreichen und die Schule vorzeitig zu verlassen.

Mehr Spenden sind nötig

Die GEW-Stiftung fair childhood – Bildung statt Kinderarbeit unterstützt Gewerkschaften für Lehrkräfte dabei, in ihren Ländern Gebiete ohne Kinderarbeit zu schaffen. Oft fehlt die Anschubfinanzierung für solche Projekte. Die Spendengelder der Stiftung ermöglichen ihnen, Lehrkräfte so fortzubilden, dass diese für das Recht der Kinder auf Bildung und gegen Kinderarbeit eintreten können – sowohl in ihrem Unterricht als auch in Versammlungen und Gesprächen mit ihren Kollegien, mit den Eltern und den traditionellen, religiösen und politisch Verantwortlichen in der Region.

Mit beispielhaften Erfolgen in den Gebieten ohne Kinderarbeit können diese Gewerkschaften auch Regierungsstellen überzeugen und ein Umdenken bewirken. Die Bildungsgewerkschafter*innen vor Ort haben das verstanden. Ein höheres Spendenaufkommen gäbe der GEW-Stiftung die Möglichkeit, noch mehr Anfragen unserer Schwestergewerkschaften positiv zu beantworten.          

Den kompletten Bericht gibt es hier: https://reliefweb.int/report/world/child-labour-global-estimates-2020-trends-and-road-forward

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46