Schule
Zukunftsgerichtete Bildung sieht anders aus
Das neue Übergangsverfahren von der Grundschule zum Gymnasium wirkt sich auf alle Schulen aus und bringt verschiedene Probleme mit sich.
Auch wenn die Abschaffung des Probejahrs an Gymnasien eine langjährige GEW-Forderung und eine längst überfällige Entscheidung ist, so ist das neue Verfahren für den Zugang zum Gymnasium problematisch. Die Förderprognose, welche für den Übergang von der Grundschule an die weiterführende Schule maßgeblich ist, soll sich künftig nur noch aus den Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch ergeben. Die musischen, natur- und sozialwissenschaftlichen Fächer und Sport finden keine Berücksichtigung mehr.
Diese Verengung lässt viele Kompetenzen von Kindern außer Acht und steht deutlich im Widerspruch zu einem ganzheitlichen Ansatz. Vor allem für Kinder, die Deutsch nicht als Erstsprache sprechen, kann die vorgesehene Sprachbetonung sich nachteilig auswirken. Zu befürchten ist, dass der Einfluss der familiären Situation der Kinder auf den Zugang zum Gymnasium durch das neue Übergangsverfahren verstärkt wird. Die Schwierigkeit einer komplexen Betrachtung ergibt sich auch im Zusammenhang mit dem vorgesehenen Probeunterricht für Schüler*innen, die ohne Gymnasialempfehlung ans Gymnasium wechseln wollen. Da stellt sich die Frage, inwiefern ein Probeunterricht in einem für Kinder völlig fremden Kontext einen Aufschluss über Kompetenzen geben soll. Zudem ist völlig unklar, auf welcher Basis Entscheidungen getroffen werden und mit welchen Ressourcen die Gymnasien dies bewältigen sollen.
Förderung aller Schüler*innen in den Fokus
Die Schmalspurförderprognose transportiert eine fehlende Wertschätzung der in der sechsjährigen Grundstufe unterrichteten Fächer. In den Grundschulen wird dies den ohnehin schon hohen Druck nun insbesondere bei den Deutsch-, Fremdsprachen- und Mathelehrkräften weiter erhöhen. Außerdem werden durch die Neuregelung vor allem die Gymnasien entlastet. Die Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen müssen dann deutlich mehr Schüler*innen aufnehmen, obwohl viele schon aus den Nähten platzen. Auch die Personalsituation ist hier in weiten Teilen angespannter.
Statt auszusieben, sollte grundsätzlich an allen Schulen eine individuelle Förderung und Begleitung aller Schüler*innen sichergestellt werden. Bildungsgerechtigkeit und flächendeckende Inklusion sollten als Ziele an vorderster Stelle stehen. Hieran sollte der Senat mit aller Kraft arbeiten. Kinder sollten in ihrer Entwicklung komplex betrachtet werden. Für eine krisenfeste und zukunftsgerichtete Bildung sollten wir noch viel mehr Kompetenzen in den Blick nehmen als bisher.
Weitere Regelungen
Neben der Neuregelung des Übergangs in die Jahrgangsstufe 7 am Gymnasium und der Implementierung eines 11. Pflichtschuljahres sind folgende Änderungen geplant:
• Einführung des Kita-Chancenjahres zur verbindlichen Sprachförderung
• Aufwertung des Religionsunterrichts
• Schulsozialarbeit in freier Trägerschaft
• Zementierung vom Ruhen der Schulpflicht
• Neue Regelungen zur Datenverarbeitung
• Gründung eines eigenen Berliner Landesinstituts zur Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pädagog*innen
Die GEW-Stellungnahmen und Presseerklärungen zum Thema finden Sie hier: www.gew-berlin.de/aktuelles/detailseite/gew-berlin-blickt-kritisch-auf-das-neue-schulgesetz