GEW Tempelhof-Schöneberg

Zum Tod von Peter Dietrich

Wenn ich Peter Dietrich in Gedanken vor mir sehe, dann immer mit der weißen Mähne seiner Haarpracht, die übrigens für eine stilisierte Figur in einem Personalratswahlkampf in den 90-er Jahren für die GEW Berlin Pate gestanden hat, und in einem seiner zahlreichen „modischen“ Hawai-T-Shirts. Ich kannte ihn als Sportlehrer meiner Nachbarschule - einem – zumindest zu damaligen Zeiten – äußerst konservativen Lichtenrader Gymnasium, an dem er sich als GEW-Exot behaupten musste, als angenehmen Gesprächspartner auf vielen LDVs, als nimmermüden GEW-Aktivisten und Teilnehmer an allen Demos und streikähnlichen Einsätzen, die es auch schon damals gab und die sicherlich die heutige Streikfähigkeit der GEW mit beeinflusst haben. Und er war einer der Ersten und wenigen (oftmals belächelt), der das sog. „Ortskartell“ mit der Verbindung der GEW zu den anderen Gewerkschaften des DGB auf Bezirksebene für bedeutsam hielt und die Bildungsgewerkschaft GEW nicht als den Nabel der Welt ansah.

Peter Dietrich lehrte von 1969-1976 an verschiedenen US-Universitäten (Queens College, NYC, University of Massachusetts, Oberlin College) Deutsch und vergleichende Literaturwissenschaften und war kritischer Beobachter der politischen Situation in dem Land. Seine Auslandstätigkeit in den USA hat sicherlich seine politische Weltsicht und die Einschätzung unseres Bildungssystems im Vergleich dazu entscheidend geprägt. Schon damals berichtete er von den stockkonservativen bis rechtsradikalen Farmern und Siedlern in Wyoming. Er hat sich aktiv im Bündnis "Schule ohne Militär" beteiligt - gegen das Auftreten der Bundeswehr an Schulen.

Nach seinem und meinem Eintritt in den Ruhestand haben wir uns aus den Augen verloren. Aber er wird immer in meiner lebendigen Erinnerung – nicht nur mit seinen eingangs erwähnten optischen „Markenzeichen“, sondern vor allem als engagierter, freundlicher, schülerzugewandter, offener und menschlicher Kollege bleiben.

Johannes Gerigk (GEW Tempelhof-Schöneberg)

Foto: Peter Witt (Vors. DGB Kreisverband Tempelhof-Schöneberg)

Ergänzung:

Der DGB Kreisverbandes Tempelhof-Schöneberg würdigt Peter mit den Worten: „Sein Engagement für die Rechte der Arbeitnehmer und seine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit werden uns stets in Erinnerung bleiben.“

(Anm.: „Ortskartelle“ waren die Vorläufer der heutigen „DGB-Kreisverbände“ in den Berliner Bezirken)