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PR-Wahl

Ich hab' da mal eine Frage

Bericht über den Arbeitsalltag einer Personalrätin.

Foto: Fotostudio Charlottenburg - Laura Pinnig

Wir haben im Personalrat versucht Sprechzeiten einzuführen, aber die Kolleg*innen rufen trotzdem zu jeder Zeit an. Oder sie kommen zu uns ins Büro. Montags bis freitags, vormittags, mittags, nachmittags, sogar in den Ferien. Wenn ich mit ihnen spreche, wird schnell klar, warum ihnen Sprechzeiten egal sind: Wenn es brennt, wartet man ja auch nicht mit dem Notruf. Und Notrufe erreichen uns fast täglich. Verzweifelte Kolleg*innen melden sich bei uns, weil sie Probleme mit ihrer Schulleitung, dem Kollegium, Schüler*innen oder Eltern haben. Sie warten seit Monaten auf eine korrekte Bezahlung, die Gewährung von Urlaub, einen Bescheid zum Pensionseintritt oder auf die Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell. Viele wollen wissen, wie sie sich um- oder versetzen lassen können.

Oft lassen sich Probleme mit einer kurzen Antwort lösen. Bei gravierenden Problemen hilft oft schon das Gespräch, Dampf aus dem Kessel zu lassen. In solchen Fällen sind wir so etwas wie Seelsorger*innen. Da fließen auch mal Tränen. Gemeinsam wird dann mit den Kolleg*innen nach einer Lösung gesucht. Dazu wälzen wir Gesetze und Ausführungsvorschriften, sprechen mit der Schulleitung, Personalsachbearbeiter*innen in der Personalstelle oder der Dienststellenleitung. Für manche Probleme gibt es keine schnelle Lösung. Nicht immer sind wir am Ende zufrieden, mit dem was wir erreichen konnten. Es kommt auch vor, dass wir den Kolleg*innen gar nicht helfen können, weil uns das Personalvertretungsgesetz dafür keine Befugnis einräumt.

Beratungen – zunehmend per E-Mail – gehören zum Kerngeschäft des Personalrats. Daneben gibt es noch formale Aufgaben, die größtenteils in unserer wöchentlichen Sitzung entschieden werden. Dann geht es unter anderem darum, über Dienstliche Beurteilungen, Einstellungen und Eingruppierung zu entscheiden. Diese Vorlagen werden von einzelnen Personalratsmitgliedern mit der nötigen Expertise geprüft. Die gewissenhafte Prüfung wird von uns sehr ernst genommen, denn in manchen Fällen geht es um eine angestrebte Funktionsstelle oder die höhere Gehaltsstufe. Da wird auch mal eine Entscheidung heiß diskutiert. In diesen Diskussionen kommen die Expertisen der einzelnen Personalratsmitglieder zusammen. Diese Expertisen bestehen nicht nur aus dem Wissen, das wir uns unter anderem in Schulungen erarbeitet haben, sondern auch aus den Erfahrungen, die wir als Lehrkräfte und Erzieher*innen an unseren Einsatzschulen machen. Denn im Personalrat Mitte sind wir alle hauptamtlich an Schulen tätig. Darüber sind Kolleg*innen, die sich mit ihren Fragen an uns wenden, oft erstaunt. Viele glauben, dass wir nur noch im Personalrat arbeiten.

Ich habe mich darauf spezialisiert, Vertretungslehrkräfte an Schulen zu vermitteln. Diese kommen zu mir und lassen sich ausführlich beraten. Gerade Quereinsteiger­­*innen bringen Erfahrungen mit, die »normale« Lehrkräfte selten haben, die aber zu bestimmten Schulen passen. Ich freue mich, wenn ich durch meine Beratung erfolgreich Bewerber*innen und Schulen zusammen bringen kann.

Laura Pinnig, Personalratsvorsitzende in der Region Mitte

Foto: Fotostudio Charlottenburg - Udo Mertens

Udo Mertens, Vorstandsmitglied im Hauptpersonalrat

Der Hauptpersonalrat (HPR) vertritt als oberste Stufenvertretung die über 130.000 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes im Land Berlin. Dabei hat der HPR für den Bereich Schulen eine besondere Bedeutung. Durch die Dienststellenkonstruktion in allgemeinbildende Schulen einerseits und zentral verwaltete und berufsbildende Schulen andererseits werden alle grundsätzlichen Fragen direkt beim HPR beteiligt. So werden alle Verwaltungsvorschriften, laufbahnrechtlichen Regelungen und übergreifenden tariflichen Bestimmungen, die alle direkten Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten haben, dem HPR vorgelegt. Die GEW- Kolleg*innen im HPR arbeiten hier intensiv mit den Personalräten vor Ort und der GEW BERLIN zusammen. Klar, dass die Expertise hier ausschließlich bei uns GEW-Personalräten liegt und wir unsere Kolleg*innen am besten vertreten. Eine wichtige Aufgabe des Hauptpersonalrats ist die Beratung der örtlichen Personalräte und die Führung von Einigungsverfahren. In diesen Verfahren wird mit der Dienstelle über Ablehnungen von Eingruppierungen, Kündigungen, Initiativanträgen und vieles mehr verhandelt und in vielen Fällen zur Entscheidung die Einigungsstelle anrufen. Vielfach werden dabei Verbesserungen der Eingruppierung oder andere positive Veränderungen gegenüber den ursprünglichen Absichten der Behörde durchgesetzt.

Foto: Fotostudio Charlottenburg - Marion Leibnitz

Marion Leibnitz, Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der allgemeinbildenden Schulen

Der Gesamtpersonalrat der allgemeinbildenden Schulen kämpft täglich für die Interessen aller Beschäftigten an den Schulen, unabhängig ob Arbeitnehmer*innen oder Beamt*innen. Wir engagieren uns nicht nur für das pädagogische Personal, sondern auch für Schulsekretär*innen, Verwaltungsleiter*innen und andere Beschäftigte. Oft sind wir die letzte Instanz der Hilfesuchenden. Zu unseren Arbeitsschwerpunkten für die kommende Wahlperiode gehört der Erhalt der Dienstvereinbarung Umsetzung und des darin enthaltenen Rechts auf Umsetzung nach drei erfolglosen Anträgen. Natürlich gehört ebenso die Weiterentwicklung der DV mittelbare pädagogische Arbeit dazu. Vier Stunden Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieher*innen sind zu wenig! Im Vordergrund unserer Tätigkeit steht der Arbeits- und Gesundheitsschutz für alle Kolleg*innen, nicht nur in Pandemiezeiten.

Foto: Fotostudio Charlottenburg - Jana Stampka

Jana Stampka, Vorstand des Personalrates vom Eigenbetrieb Nord-Ost

Unser Eigenbetrieb befindet sich im Moment im Wandel. Neben einer neuen Geschäftsstelle haben wir auch ein relativ neues Geschäftsleitungsteam. Eine Herausforderung bei der Größe unseres Betriebes mit mehr als 2.000 Beschäftigten. Wir arbeiten als Personalrat weiterhin vor allem an guten Arbeitsbedingungen, insbesondere im Hinblick auf den gewachsenen Bedarf an Inklusion. Schritt für Schritt geht es durch die Einführung neuer Hygienestandards, die Überleitungen in die S-Tabelle, die Umsetzung einer guten »Willkommenskultur« für neue Mitarbeiter*innen und Quereinsteiger*innen und durch andere Prozesse. Zum Glück konnten wir dafür neue motivierte und engagierte Mitstreiter-*innen gewinnen.

 

Foto: Fotostudio Charlottenburg - David Bowskoll

David Bowskoll, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der Humboldt Universität

Auch an den Hochschulen und Universitäten werden die Personalräte neu gewählt. Eine Besonderheit an Universitäten ist, dass auch ein Gesamtpersonalrat zu wählen ist. An der FU gibt es mehrere örtliche Personalräte (Dahlem, Botanischer Garten sowie der Personalrat der studentischen Beschäftigten). An der HU gibt es zwei örtliche Personalräte: der Personalrat des Hochschulbereichs (PR-HSB) sowie der Personalrat der studentischen Beschäftigten (PRStudB). Der Gesamtpersonalrat ist zuständig für Angelegenheiten, die sowohl hauptberufliche als auch studentische Beschäftigte betreffen, wie zum Beispiel den Arbeits- und Gesundheitsschutz. In diesem Jahr werden alle drei Personalräte an der HU zur gleichen Zeit vom 26.10. – 04.11. gewählt. Die GEW BERLIN hat Listen für den GPR und den PR-HSB aufgestellt.

Foto: Fotostudio Charlottenburg - Martina Häberle

Martina Häberle, Vorsitzende des Personalrats der zentral verwalteten und berufsbildenden Schulen

Wir sind ein großer Personalrat mit 21 Mitgliedern, 17 davon aus unserer GEW. Wir vertreten mehr als 6.000 Beschäftigte – Lehrkräfte, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen und das sogenannte »unterrichtsnahe Personal«, wie Schulsekretär*innen, Schulhausmeister*innen, Schulhauswart*innen sowie Labortechniker*innen, aber auch Physiotherapeut*innen, Tierpfleger*innen und Fährleute. Um den unterschiedlichen Beschäftigtengruppen gerecht zu werden, sind wir inhaltlich sehr breit aufgestellt – auch in diesen schwierigen Zeiten, die uns die Covid19-Pandemie bereitet hat. Das soll auch künftig so bleiben. Wir haben eine Menge gesetzlicher Aufgaben, die uns das Personalvertretungsgesetz auferlegt. Dem werden wir gerecht, aber unser Hauptaugenmerk richten wir auf die Beratung und auf die Lösung individueller Probleme unserer Beschäftigten. Fragen wie »Muss ich das machen?« oder »Darf meine Schulleitung mich dazu anweisen?«, also die Klärung der individuellen Rechte und Pflichten, stehen meist im Vordergrund. Aber auch für alle anderen Fragen rund um das Beschäftigungsverhältnis versuchen wir, immer gemeinsam mit und auf der Seite der Beschäftigten, Lösungen zu finden. Vertraulichkeit ist dabei unser oberstes Prinzip!

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46