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Nr. 40 / 2017

Zunehmende Enge geht zu Lasten der Bildungsqualität - GEW wertet Abfrage aus

In der letzten Ferienwoche hat die GEW BERLIN die Berliner Schulen gebeten, ihre Daten zur Personalausstattung, Raumsituation sowie zu Klassengrößen zu übermitteln. Daran beteiligten sich 68 Schulen. 17 der 33 Grundschulen gaben an, dass die Klassen- bzw. Lerngruppen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr größer geworden sind. An 18 Schulen mussten zusätzliche Lerngruppen eröffnet werden. Auch fünf Integrierte Sekundarschulen meldeten gestiegene Klassenfrequenzen bzw. mehr Lerngruppen.

Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN, äußerte sich dazu: „Unsere Schulen leiden zunehmend unter der Raumknappheit und müssen deswegen immer mehr ihre pädagogischen Konzepte über Bord werfen. Die wachsende Stadt macht sich in den Schulen bemerkbar. Insbesondere in den Grundschulen wird dadurch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Professionen immer schwieriger. Nicht nur die Zeit für gemeinsame Planung und Umsetzung ist knapp sondern es fehlen auch Räume für kreative pädagogische Konzepte. Bei zunehmender Klassengröße ist die Individualisierung und Differenzierung im Unterricht deutlich schwieriger.“

Diese Situation stellt eine zusätzliche Belastung für die Schulen dar. Die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte und der sozialpädagogischen Fachkräfte an den Schulen ist enorm. Die Schulen haben zahlreiche Entwicklungsaufgaben wie beispielsweise die Umsetzung der Inklusion, die Integration der neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen, die Digitalisierung bzw. Medienbildung.

„Diese Aufgaben sind nur zu bewältigen, wenn die Pädagog*innen auch verlässlich Zeit erhalten, um die Entwicklungsprozesse gestalten und sich fortbilden zu können. Wir kritisieren, dass der qualitative Ausbau von Schule zunehmend aus dem Blick gerät. Stattdessen verstricken die Senatsparteien sich in lähmende Debatten um Büchergeld und Schülertickets. Es braucht Wertschätzung und Entlastung. Wenn Berlin sich nicht gut um seine Pädagog*innen kümmert, ist eine qualitätsvolle Weiterentwicklung der Schulen nicht möglich.“ so Erdmann weiter.

Auch die Personalausstattung an einzelnen Schulen ist nicht so, wie die Senatsverwaltung am Donnerstag verkündet hat.

Folgende Schulen stehen Ihnen für Rückfragen zur Verfügung:

 

  • Blumen-Grundschule; Leitung: Karin Laurenz, Andreasstraße 50; 10243 Berlin (Friedrichshain); Tel.: 030 3198702911
  • Röntgen-Schule (ISS); Schulleiter Detlef Pawollek; Wildenbruchstraße 53; 12435 Berlin (Neukölln); Tel.: 030 29 02 764-0 (Sekretariat)

 

Auswertung der Abfrage

Es haben sich insgesamt 68 Schulen, darunter 33 Grundschulen, 14 Integrierte Sekundarschulen, 9 Gymnasien und 5 zentralverwaltete und berufsbildende Schulen an der Umfrage beteiligt. Auch wenn das nur kleiner Teil der etwa 750 Berliner Schulen (633 öffentliche und 126 freie Schulen) ist, lässt sich aus Sicht der GEW BERLIN anhand der Rückmeldungen aber eine Tendenz ablesen: Im neuen Schuljahr kommt es zur Verdichtung in den Schulen.

 

  1. Unbesetzte Lehrkräftestellen
    Zwar haben die meisten Schulen, die sich an der Umfrage beteiligten, ihre offenen Stellen besetzen können, so dass im statistischen Mittel deutlich weniger als eine Lehrkräftestelle offen bleibt. Bei genauerer Betrachtung fällt es einzelnen ISSn (durchschnittlich 1,07 offene Stellen) und Grundschulen (0,9 Stellen) schwer, genügend Lehrkräfte zu finden. Acht der neun befragten Gymnasien sowie vier der fünf beruflichen Schulen konnten alle Stellen besetzen.
  2. Quereinstieg
    Die befragten Grundschulen haben in diesem Jahr durchschnittlich 1,4 Quereinsteiger*innen neu eingestellt, die ISSn 0,9 und nur zwei Gymnasien haben ein, bzw. zwei Quereinsteiger*innen neu eingestellt.
  3. Klassengröße und Zahl Lerngruppen
    17der befragten Grundschulen gab an, dass die Klassen- bzw. Lerngruppen in diesem Schuljahr größer geworden sind. An 18 mussten neue Lerngruppen eröffnet werden. Auch fünf ISSn meldeten gestiegene Klassenfrequenzen und mehr Lerngruppen.
Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46