Zum Inhalt springen

Nr. 05 / 2012

Wo kommen die Erzieherinnen und Erzieher her - Herausforderungen für die frühkindliche Bildung in Berlin

Nach Berechnungen der GEW BERLIN werden in den Berliner Kitas im Jahr 2015 ca. 5.000 Erzieher*innen fehlen. Es ist das erklärte Ziel des Berliner Senats, bis zum Jahr 2015 19.000 neue Kitaplätze zu schaffen, um den ab 2013 geltenden Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr gewährleisten zu können. Dafür werden 3.000 Vollzeitstellen bzw. 3.750 Erzieher*innen für die Berliner Kindertagesstätten benötigt. Schon jetzt sind viele Stellen in den Kitas nicht besetzt, der Mangel an qualifizierten Fachkräften in den Kitas wird absehbar noch dramatischer werden. So werden für die Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Ganztagsplatz für Dreijährige bis zum Schuleintritt (s.Koalitionsvereinbarung) 550 Vollzeitstellen bzw. 600 Erzieher*innen benötigt. Jährlich scheiden ca. 600 Erzieher*innen altersbedingt aus. Das sind bis zum Jahr 2015 weitere 1.800 Personen. Zusätzlich besteht für aus anderen Gründen ausscheidende Fachkräfte (Berufsaufgabe, Wohnortwechsel, u.a.) ein Ersatzbedarf von 1.500 Personen. Insgesamt werden somit 7.650 Fachkräfte erforderlich. Dringend notwendig sind daneben weitere pädagogische Verbesserungen. Um diese umsetzen zu können, brauchen die Erzieher*innen verlässliche Zeiten für Vor- und Nachbereitung, für die mittelbare pädagogische Arbeit. Werden dafür drei Stunden in der Woche vorgesehen, ergibt das einen zusätzlichen Bedarf von 1.300 Vollzeitstellen bzw. 1.625 Personen. Zusammen werden für den qualitativen und quantitativen Platzausbau 9.275 Fachkräfte benötigt. Dem gegenüber stehen bis zum Jahr 2015 nur 6.300 Absolvent*innen. Diejenigen, die sich momentan in der dreijährigen berufsbegleitenden Ausbildung befinden, werden bereits voll auf den Personalschlüssel angerechnet und können somit nach Ende der Ausbildung nicht noch einmal als neu gewonnene Fachkräfte gerechnet werden. Unmittelbar nach Ausbildungsende suchen ca. 65 Prozent aller ausgebildeten Erzieher*innen einen Arbeitsplatz in der Kita, dass sind ca. 4.100 Fachkräfte. Ein weiterer Teil der Ausgebildeten studiert anschließend, wechselt in ein anderes Bundesland oder verändert komplett den Beruf. Somit werden bis zum Jahr 2015 lediglich 3.500 zusätzliche Absolvent*innen der Erzieher*innenausbildung dem Berliner Arbeitsmarkt Kita zur Verfügung stehen. In der Gesamtbetrachtung bedeutet das, dass es einen nicht gedeckten Bedarf von mindestens 5.000 Erzieher*innen geben wird, der allein den Berliner Kindertagesstätten fehlt.

Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN: Das Image des Berufs der Erzieherin, des Erziehers, die gesellschaftliche Wertschätzung und die Attraktivität müssen aufgewertet werden. Der Anspruch an die Qualität frühkindlicher Bildung und die Bedingungen, unter denen Erzieherinnen gute Arbeit leisten sollen und können, klaffen meilenweit auseinander. Wir brauchen in den Einrichtungen gut ausgebildetes Fachpersonal. Um dem quantitativen und qualitativen Erzieher*innenmangel zu begegnen, fordern wir den Senat auf, nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen. Das bedeutet, dass die Arbeits- und Einkommensbedingungen deutlich verbessert werden müssen. Erzieherinnen brauchen Vollzeitarbeitsplätze und müssen selbst entscheiden können, ob sie in Teilzeit gehen und sie brauchen verlässliche Zeiten für ihre Vor- und Nachbereitung.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46