Nr. 22/2024
75 Jahre „Eine Schule für Alle“
Die GEW BERLIN gratuliert der Berliner Fritz-Karsen-Schule zu ihrem 75. Geburtstag. Die Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule in Neukölln ist die älteste staatliche Schule Deutschlands, die das dreigliedrige Schulsystem überwindet. Das besondere Jubiläum begeht die Schule am heutigen 14. Juni mit einem Festakt.
Die Schule wurde im Schuljahr 1948-1949 als „Reform-Einheitsschule“ gegründet und ist im Jahr 1976 zur „Gesamtschule“ und 2008 zur „Gemeinschaftsschule“ geworden. Egal wie die Schulform letztlich genannt wurde, die Fritz-Karsen-Schule bietet von Anfang an eine „bruchlose Erziehung“ – so der erste Schulleiter Fritz Hoffmann – von der ersten bis zur zehnten Klasse. Nach der 10. Klasse bietet die schuleigene Oberstufe die Möglichkeit, weiter in der Gemeinschaft zu lernen. Heute besuchen um die 1200 Schüler*innen die Klassen 1 bis 13 in der denkmalgeschützten Schule in der Nähe der Hufeisensiedlung in Berlin-Neukölln in Ortsteil Britz.
Zum Jubiläum sagte Schulleiter Robert Giese: „Seit Jahrzehnten beweisen wir, dass das gemeinsame Lernen gelingt. Wir sind stolz auf den Titel der ältesten Gesamtschule Deutschlands. Leider fehlt der politische Wille, unsere Schulform zu stärken und uns die notwendigen Ressourcen für gute Inklusion zu geben.“
Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN und selbst ehemaliger Lehrer an der Fritz-Karsen-Schule, fügte hinzu: „Im Koalitionsvertrag hieß es, die Koalition würde die Gemeinschaftsschule als eigenständige Schulart stärken. Davon ist nach einem Jahr leider nichts zu sehen. Nach Jahren Stillstand sollte die Berliner Schulreform hin zu einer nicht auslesenden Schule wieder aufgenommen werden.“
In der heutigen Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule lernen alle Kinder gemeinsam, ohne Aufteilung in leistungsdifferenzierten Kursen, von der ersten bis zur zehnten Klasse. Die Jahrgänge 1 bis 3 und 4 bis 6 lernen in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen. In allen Klassen lernen Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf mit und die Schule ist vollständig mit dem Rollstuhl zugänglich. Diese inklusive Haltung ist auch eine antidiskriminierende: Die Fritz-Karsen-Schule ist Mitglied des Netzwerks „Schule ohne Rassismus“. Sie ist außerdem die erste Berliner Schule sowie die deutschlandweit erste Schule mit Grundstufe, die dem Netzwerk „Schule der Vielfalt—Schule ohne Homophobie“ beigetreten ist.