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Nr. 2/2023

Bildungssenatorin Busse muss die Lehrkräftebildung stärken

Die GEW BERLIN ruft die Bildungssenatorin und neue KMK-Präsidentin Astrid-Sabine Busse dazu auf, bei den Anstrengungen zur Behebung des Lehrkräftemangels die Bedingungen des Lehramtsstudiums stärker in den Blick zu nehmen. Die bisherige Zielzahl von 2.000 Absolvent*innen mit dem Master of Education reicht nicht aus, um den prognostizierten Bedarf an Lehrkräften abzudecken. Aktuell stehen nur rund 1.000 voll ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung. Rund 60 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte haben keine oder keine vollständige Lehramtsausbildung. „Berlin braucht jährlich 3.000 Lehramtsabsolvent*innen“, betonte die Vorsitzende der GEW BERLIN, Martina Regulin. „Damit dies gelingt, müssen die Berliner Universitäten für die Lehrkräftebildung besser ausgestattet werden. Die jetzt anstehenden Verhandlungen über die neuen Hochschulverträge müssen den Rahmen dafür schaffen“.

In der aktuellen Debatte um den Lehrkräftemangel werden nach Auffassung der GEW BERLIN wesentliche Aspekte außer Acht gelassen. Die GEW BERLIN schlägt Bildungssenatorin Busse folgende Maßnahmen vor, um die Anzahl der Lehramtsabsolvierenden zu erhöhen:

Dringend notwendig ist eine Ausbildungsoffensive für die Lehrkräftebildung, die durch eine Taskforce aller Beteiligten gesteuert und engmaschig begleitet wird. Dazu müssen neben den beiden Senatsverwaltungen für Bildung und Wissenschaft und den Hochschulleitungen unbedingt auch Vertreter*innen der Studierenden und Lehramtsanwärter*innen, der sog. zweiten und dritten Phase (Vorbereitungsdienst und Weiterbildung) sowie der zuständigen Gewerkschaft einbezogen werden.

Wichtiges Ziel muss sein, die hohe Schwundquote im Bachelorstudium zu verringern, um am Ende deutlich mehr Absolvent*innen mit dem Master of Education zu erreichen. Sinnvoll wäre ein Abschluss-Mentoring oder ein Beratungsangebot, wenn Studierende durch eine Modulprüfung gefallen sind. Eine enorme Unterstützung könnte ein Abschlussstipendium für die letzten ein oder zwei Semester sein, damit die Studierenden sich auf den Abschluss konzentrieren können.

Generell besteht das Problem, dass es im lehramtsbezogenen Bachelorstudium keine ausgeprägte Lehramtsidentität gibt und die Gruppe der Studierenden mit dem Abschlussziel Lehramt in den Fächern mehr oder weniger „untergeht“. Das Augenmerk der Universitäten muss stärker auf die Lehramtsstudiengänge gelenkt werden. Lehramtsstudierende brauchen auch in den fachwissenschaftlichen Grundlagen einen besonderen Fokus auf die spätere Vermittlung der Inhalte.

Ein erhebliches Problem ist die Finanzierung des Lebensunterhalts während des Praxissemesters, weil in dieser Zeit kaum eine studienbegleitende Erwerbstätigkeit möglich ist. Dafür braucht es dringend Lösungen, z. B. in Form eines Stipendienprogramms.

Um mehr Absolvent*innen für das anschließende Referendariat in Berlin zu binden und aus anderen Bundesländern zu gewinnen, sind gezielte Maßnahmen des Landes Berlin zur Unterstützung bei der Wohnungssuche und der Kinderbetreuung sinnvoll und hilfreich. Darüber hinaus sollte Berlin einen Sonderzuschlag zu den Referendariatsbezügen von 500 Euro pro Monat einführen.

Für eine bessere Betreuung der Lehramtsabsolvierenden braucht es eine dauerhafte hauptberufliche Personalausstattung. Besonders kritisch ist, dass beim hauptberuflichen wissenschaftlichen Personal der Aufwuchs in der Lehrkräftebildung neben Professuren fast ausschließlich durch Personal mit einer sehr hohen Lehrverpflichtung (sog. Hochdeputatsstellen) erfolgt. Damit bleibt kaum Zeit für eine kontinuierliche und intensive Betreuung der Studierenden – auch während des Praxissemesters. In den Hochschulverträgen ab 2024 muss der Ausbau der Lehrkräftebildung finanziell und dauerhaft abgesichert werden. Neben der verbesserten Personalausstattung sind weitere Investitionen zur Verbesserung der Raumsituation dringend notwendig.

Die in allen Universitäten eingerichteten Q-Master-Studiengänge of Education müssen weiter ausgebaut werden. Das Grundproblem ist die Finanzierung. Es ist dringend notwendig, dass der Berliner Senat Lehrkräfte im Q-Masterstudium durch die Gewährung von Anrechnungsstunden unterstützt und damit auch für andere Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung Anreize zur Aufnahme eines Q-Masters schafft. Gleiches muss für Lehrkräfte mit internationalen Lehramtsabschlüssen gelten, die im Anerkennungsverfahren ergänzende Studienleistungen erwerben müssen.

Mit den Verhandlungen der neuen Hochschulverträge ist jetzt die Zeit, Verbesserungen anzugehen. In den neuen Hochschulverträgen ab 2024 muss die Zahl der Studienplätze erhöht werden – mit den entsprechenden personellen und räumlichen Kapazitäten. Angesichts der in der neuen Bevölkerungsprognose von September 2022 nach oben korrigierten Entwicklung der Zahl der Schüler*innen muss auch die Lehrkräftebedarfsprognose so schnell wie möglich aktualisiert werden, um noch Eingang in die Hochschulvertragsverhandlungen nehmen zu können.

Hinweis: Warum die Hochschulverträge für die Bekämpfung des Lehrer*innenmangels so wichtig sind: Schule muss anders und die GEW BERLIN laden am 24. Januar um 18 Uhr gemeinsam zu einem öffentlichen Town-Hall-Meeting mit den wissenschaftspolitischen Sprecher*innen von SPD, Grünen  und Linken sowie der Staatssekretärin für Wissenschaft und dem Staatssekretär für Bildung. Außerdem zugesagt hat der Vizepräsident für Lehre und Studium der Humboldt Universität. Mehr Infos unter: https://www.gew-berlin.de/veranstaltungen/detailseite/town-hall-meeting-mehr-schuelerinnen-weniger-lehrerinnen-warum-die-hochschulvertraege-fuer-die-bekaempfung-des-lehrerinnenmangels-so-wichtig-sind

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46