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Nr. 3/2025

Der Ausbau der Lehrkräftebildung darf nicht den Kürzungen zum Opfer fallen

Die GEW BERLIN warnt eindringlich davor, den vereinbarten Ausbau der Lehrkräftebildung an den Berliner Universitäten wieder zurück zu drehen. In einer Anhörung im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses am heutigen Montag appellierte die Vorsitzende der GEW BERLIN, Martina Regulin, die in den Hochschulverträgen 2024 bis 2028 vereinbarte Zahl von jährlich 2.500 Lehramtsabsolvent*innen nicht in Frage zu stellen. „Berlin hat auch in den nächsten Jahren einen steigenden Bedarf an Lehrkräften, die ausgebildet werden müssen. Bis 2031 muss Berlin jährlich 4.000 bis 5.000 Vollzeitstellen für Lehrkräfte neu besetzen. Nach wie vor hat jede zweite eingestellte Lehrkraft in Berlin keine oder keine vollständige Lehramtsausbildung. Das Ziel von 2.500 Lehramtsabsolvent*innen ist das Mindeste, um den Lehrkräftebedarf auch nur annähernd durch qualifiziertes Personal abzudecken“, machte Regulin in der Anhörung deutlich.

Die GEW-Vorsitzende verwies darauf, dass der Ausbau der Lehrkräftebildung ein langer Prozess ist und erst Jahre später Früchte trägt. Kürzungen dagegen würden sofort erhebliche Folgen haben. „Wenn jetzt der mühsam erreichte Ausbau der Lehrkräftebildung wieder gestoppt wird, bringt das zwar kurzfristige Einsparungen, die aber langfristig dramatische Folgen für die Lehrkräfteausstattung und damit den Bildungserfolg der nachwachsenden Generation haben. Es hat über zehn Jahre gedauert, bis sich kleine Erfolge bei den Absolvent*innen-Zahlen im Lehramt einstellen. Kürzungen wirken sofort – ein Ausbau dauert Jahre!“

Deutliche Kritik übte Martina Regulin an Aussagen der Wissenschaftssenatorin, dass der Bedarf an Lehrkräften nicht so hoch sein werde: „Das ist nicht nur falsch, sondern ein verheerendes Signal an junge Leute, die sich für ein Lehramtsstudium interessieren. Die bewerben sich dann nicht mehr oder wechseln in nicht lehramtsbezogene Studiengänge. Damit wird Vertrauen in eine sichere berufliche Perspektive als Lehrkraft verspielt. Die Folgen einer solchen jahrelang betriebenen Politik des Schönredens erleben wir täglich in den Berliner Schulen. Zu wenig ausgebildete Lehrkräfte, immer mehr Quer- und Seiteneinsteigende, die in den Kollegien betreut und unterstützt werden müssen, immer größere Klassen und Mehrarbeit.

 

Hintergrund:

Die Zahl der Absolvent*innen der Berliner Universitäten mit einem Master of Education steigt nur langsam an: von 809 im Jahr 2000 auf 1.193 im Jahr 2023. Notwendig wären mindestens 2.500 pro Jahr. Über die Hälfte aller neu eingestellten Lehrkräfte hat keine oder keine vollständige Lehramtsausbildung. Siehe auch die Zahlen auf der Rückseite.

 

 

Entwicklung der Zahl der Neueinstellungen (Lehrkräfte, Personen) Land Berlin

 

SchuljahrEinstellungen gesamt (Personen)Davon mit voller LehramtsausbildungQuereinsteigende„sonstige“ Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung, i.d.R. befristet
2022/233.1871.500 (47 %)4731.214
2023/243.2881.270 (39 %)5431.475
2024/253.0431.315 (43 %)4151.310

Quellen: Antworten auf parlamentarische Anfragen DS 19/ 16 556; DS 19/ 17 092; DS 19/ 21 163

 

 

Absolvent*innen Master of Education Berlin

LehramtJahr 2019Jahr 2020Jahr 2021Jahr 2022Jahr 2023
Grundschule163197255344491
ISS/Gym655555599532651
Berufsbild. Schule60574441  51
Gesamt8788098989171.193

Quellen: DS 19/ 10 640 und DS 19/ 13 533 sowie Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg

Kontakt
Ann-Kathrin Mützel
Geschäftsführerin und Pressesprecherin
Telefon:  030 / 219993-46
Mobil:  0151 / 501 58 116