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Nr. 16 / 2019

Die Grenzen der Belastbarkeit sind überschritten

In einem Brief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Finanzsenator Matthias Kollatz haben Betriebsräte zahlreicher privater Kita-Träger auf die unhaltbaren Zustände in Berliner Kitas hingewiesen. Die Aufweichung der Qualitätsstandards dürfe nicht die Antwort auf den selbst verschuldeten Fachkräftemangel im Sozial- und Erziehungsdienst sein, so die Vertreter*innen von über 5.000 Beschäftigten der freien Träger in Berlin.

„Viele Kitas sind unterbesetzt. Immer mehr unausgebildete Berufsanfänger*innen werden eingestellt, während es keine zeitlichen Ressourcen für die notwendige Einarbeitung gibt. Trotzdem werden Quereinsteiger*innen vom ersten Tag an voll auf den Personalschlüssel angerechnet. Obwohl immer weniger ausgebildetes Personal in den Kitas arbeitet, steigt die Anzahl der zu betreuenden Kinder“, erklärte eine der Verfasser*innen des Briefes, Elke Schütz, Betriebsrätin der Kinder im Kiez GmbH.

„Uns fehlt die Zeit für unsere elementare pädagogische Arbeit: für die Planung, Dokumentation, die Vorbereitung von Entwicklungsgesprächen und Fortbildungen. Und die Belastung steigt immer weiter!“, betonte Stephan Keitel, Betriebsrat Nord der Fröbel Bildung und Erziehung, ebenfalls einer der Autor*innen des Briefes.

Die Betriebsräte sind sich sicher: Mit den im Kitaförderungsgesetz (KitaFög) zugeschriebenen Personalmitteln ist die Arbeit nicht zu leisten. Sie fordern stattdessen Maßnahmen zur Verbesserung und Aufwertung des Erzieher*innenberufs. „Dazu zählen: Eine bessere Bezahlung, verbindliche Vor- und Nachbereitungszeiten und eine Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes von den Beschäftigten. Neben den Trägern der Kindertagesstätten ist auch das Land Berlin in der Verantwortung und muss allgemeinverbindliche Standards setzen“, heißt es in der Erklärung der Betriebsräte.

„Die Erzieher*innen können keine weiteren Mehrbelastungen hinnehmen. Daher fordern wir die Verantwortlichen im Senat auf, gemeinsam mit uns Lösungen zu erarbeiten“, erklärte Christiane Weißhoff, Leiterin des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW BERLIN.

Das Schreiben orientiert sich an einem Brief der Personalräte der städtischen Kita-Eigenbetriebe. Diese hatten sich bereits vor Monaten an Scheeres und Kollatz gewandt und erklärt, dass die Grenzen der Belastbarkeit überschritten seien. Eine Reaktion von Seiten der Verantwortlichen steht in beiden Fällen leider aus.

Die GEW BERLIN fordert den Senat auf, sich seiner Verantwortung für die Zustände in den Berliner Kitas bewusst zu werden und gemeinsam mit den Beschäftigten an einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu arbeiten. 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46