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Nr. 23/2024

Digitale Ausstattung an Schulen bleibt weit hinter Anforderungen zurück

Zwischen den Berliner Schulen bestehen massive Unterschiede bei der digitalen Ausstattung. Diese „digitale Kluft“ ist so groß, dass sie den Schüler*innen einen gleichberechtigten Bildungszugang verwehrt und die berufliche Chancengleichheit der Lehrkräfte gefährdet. So lautet das Ergebnis einer neuen Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen, bei der 2.385 Berliner Lehrkräfte befragt wurden und die heute gemeinsam mit der GEW BERLIN vorgestellt worden ist.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass an Berliner Schulen strukturelle Zugangshürden eine gleichberechtigte Nutzung der digitalen Medien und des Internets verhindern. An digitalen Nachzügler-Schulen, zu denen die Wissenschaftler 38 Prozent der Berliner Schulen zählen, wird die Medienbildung vernachlässigt und die Schüler*innen haben deutlich schlechtere Möglichkeiten, im Unterricht den Umgang mit Medien zu erlernen. „Zwar besitzt fast jede Schülerin und jeder Schüler ab 12 Jahren heutzutage ein Smartphone und verbringt jeden Tag im Mittel 2 Stunden auf Youtube, Instagram und TikTok. Doch in Berlin lernen nur bei digitalen Vorreiterschulen im Sekundarbereich 49 Prozent der Schüler*innenschaft, wie sie prüfen können, ob Informationen aus dem Internet zuverlässig sind. An Nachzügler-Schulen sind es nur halb so viele“, sagte Dr. Frank Mußmann, Leiter der Studie.

Neben den Schüler*innen leiden auch die Lehrkräfte unter der schlechten Ausstattung in digital weniger reifen Schulen. Sie werden in digitalen Nachzügler-Schulen aufgrund der Unzuverlässigkeit der Technik entmutigt, digitale Medien im Unterricht einzusetzen. An diesen Schulen geben nur 16 Prozent der Befragten an, mit einer unterstützenden digitalen Infrastruktur arbeiten zu können. Zum Vergleich: An den Vorreiter-Schulen sind es 88 Prozent. Nur 14 Prozent der Befragten an den Nachzügler-Schulen geben an, in Räumlichkeiten zu arbeiten, die digitales Lehren und Lernen unterstützen. Nur 44 Prozent haben überhaupt jederzeit Internetzugang zum Unterrichten. 42 Prozent haben digitale Geräte für den Unterricht zu Verfügung. Trotzdem geben auch an den Nachzügler-Schulen immerhin 58 Prozent der Befragten an, digitale Medien täglich im Unterricht zu verwenden.

Die Studie belegt, dass eine gelingende Digitalisierung an digitalen Vorreiter-Schulen von Lehrkräften mit geringeren Gesundheitsrisiken verbunden ist. Lehrkräfte erleben in digital reiferen Schulen weniger digitalen Stress. Die Ergebnisse der Uni Göttingen zeigen, welchen Einfluss die digitale Ausstattung auf die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte und die Lernbedingungen der Schüler*innen hat“, betonte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW BERLIN. „Gerade die schlechter ausgestatteten Schulen brauchen mehr Geld und Unterstützung bei der Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens in der Schule. Für all das benötigen Lehrkräfte mehr Zeit und Entlastungen, um die Digitalisierung an den Schulen umsetzen zu können. Teure Geräte zu beschaffen allein reicht nicht! Wir erneuern unsere Aufforderung an die Bildungssenatorin, sich mit uns an einen Tisch zu setzen, um einen Schulentwicklungsprozess für Digitalisierung zu starten, bei dem der Arbeitsschutz mitgedacht wird“.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46