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Nr. 17/2020

Ein Corona-Bildungspakt für Berlin

Die GEW BERLIN ruft Bildungssenatorin Sandra Scheeres dazu auf, in Verhandlungen über einen Corona-Bildungspakt zu treten. Mutige und entschiedene Schritte hin zu einem gerechteren und zukunftsgewandten Bildungssystem fordert die Bildungsgewerkschaft. Dazu gehören die Verkleinerung der Lerngruppen, die Einstellung zusätzlicher Fachkräfte, die Schaffung einer digitalen Infrastruktur und die Sicherung der Hygienemaßnahmen in den Schulen und Kitas der Stadt.

Das Lernen in kleinen Gruppen ist der Schlüssel zum Bildungserfolg und die Grundvoraussetzung für den Gesundheitsschutz von Kindern, Jugendlichen und Pädagog*innen. Das hat Corona noch einmal ganz deutlich gezeigt. Die Verkleinerung der Gruppen muss daher oberstes Ziel der Senatsbildungsverwaltung sein“, unterstrich die Vorsitzende der GEW BERLIN, Doreen Siebernik. Bis zu 20 Prozent der Beschäftigten in Berlins Schulen und Kitas gehören zur Corona-Risikogruppe. Sie dürfen auch im weiteren Verlauf der Pandemie nicht im Präsenzbetrieb eingesetzt werden. „Die Senatsverwaltung ist dringend gefordert, für die Kolleg*innen eine qualifizierte Vertretung sicherzustellen“, sagte Siebernik.

Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sowie der Pädagog*innen kann in den Schulen und Kitas gegenwärtig nicht gewährleistet werden. Das bestätigen hunderte Rückmeldungen aus den Bildungseinrichtungen der Stadt, die die GEW BERLIN unter anderem im Rahmen einer Mitgliederbefragung eingeholt hat. „Während im ganzen Land vor der weiter bestehenden Gefahr durch das Corona-Virus gewarnt und die Bevölkerung zum Abstandhalten aufgerufen wird, werden in unseren Schulen und Kitas jegliche Hygienestandards über Bord geworfen“, betonte die GEW-Landesvorsitzende. „Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es verantwortungslos, die Gruppen- und Klassengrößen wieder auf das Vor-Corona-Niveau anzuheben und auf Abstandsregeln zu verzichten. Die Senatsbildungsverwaltung und die Träger der Bildungseinrichtungen dürfen die Verantwortung für die Einhaltung der Standards nicht auf den Kita- und Schulleitungen abladen.

Die Corona-Krise zeigt die Probleme im Bildungswesen wie durch ein Brennglas. „Um die Hygienemaßnahmen einhalten zu können, müssten Bildungseinrichtungen mehrfach täglich gereinigt und ausreichend gelüftet werden. Neben der technischen Ausstattung für digitales Lernen bedarf es pädagogisch fundierter, datenschutzkonformer Lernplattformen und Kommunikationswege sowie entsprechender Fort- und Weiterbildungen für die Pädagog*innen, und zwar unter Beteiligung der Beschäftigtenvertretungen“, erläuterte der Co-Vorsitzende Tom Erdmann.

In dem Forderungspapier, das die GEW-Vorsitzenden der Bildungssenatorin zukommen lassen haben, unterbreitet die Bildungsgewerkschaft Ideen für mehr Bildungsqualität. „Die besondere Situation der Corona-Pandemie bietet die Chance zur Erprobung neuer Lehr- und Lernformen“, forderte Erdmann. Als Beispiel erläuterte er die Schaffung von Lernbüros: „Das Lernen in fächerübergreifende Projekten ermöglicht es, dass zwei bis drei Lehrkräfte über mehrere Wochen hinweg nur einer Lerngruppe fest zugeordnet werden. Themen können so aus verschiedenen fachlichen Perspektiven und mit größerer Komplexität bearbeitet werden. So würde die Anzahl der Sozialkontakte von Lehrkräften und Schüler*innen und damit ihr Infektionsrisiko um ein Vielfaches sinken.

Corona stellt uns alle vor große Herausforderungen. Den einen richtigen Weg wird es nicht geben“, bilanzierte Erdmann. „Die Kolleg*innen sorgen sich um die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen, sie sorgen sich aber auch um ihre Gesundheit. Sie erwarten von der Bildungsverwaltung mehr Wertschätzung und Unterstützung für ihre Arbeit und eine beherzte Reaktion. Wo bleiben Scheeres´ Maßnahmen mit „Wumms“, so wie sie die Wirtschafts- und Finanzminister*innen angekündigt haben? Auch Bildung ist systemrelevant!“.