Nr. 38/2024
GEW BERLIN fordert Lösung für das Schulessen und mehr Mitsprache der Schulen
Die GEW BERLIN kritisiert die weiterhin unhaltbare Situation rund um das Berliner Schulmittagessen und den Schul-Caterer 40seconds. „Der Schulbetrieb ist massiv gestört. Die Taktung des Stundenplans und die Essenszeiten können nicht eingehalten werden und am wichtigsten: sehr vielen Berliner Schüler*innen fehlt die vielleicht einzige warme und gesunde Mahlzeit am Tag“, betonte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN. „Die Schulleitungen und das Schulpersonal müssen all das Chaos nun auffangen, das mit der Vergabe angerichtet wurde. Manche Schulen bestellen Pizzen, damit die Kinder etwas zum Mittag bekommen. Die Schulen bekommen teilweise nur auf Nachfrage Informationen vom Schulamt und gleichzeitig müssen sie auf die vielen berechtigten Beschwerden von Elternseite eingehen“, so Regulin.
Die GEW Landesvorsitzende forderte: „Diesem Riesenstress muss ein Ende gesetzt werden. Die Schulen brauchen jetzt eine verlässliche Lösung für das gesamte Schuljahr.“ Die GEW BERLIN kritisierte das Verfahren, in dem die Schulgemeinschaften nicht wie bisher beteiligt waren. Vertreter*innen der Schulgemeinschaft sollten unbedingt wieder mehr Mitsprache haben. Das Schulessen ist eine wichtige Angelegenheit. Diesmal wurde die Entscheidung allein auf Basis von anonymen Menükarten getroffen, die den Schulen vorgelegt wurden. Davor wurde das Schulessen durch einen von der Schulkonferenz einberufenen Mittagessen-Ausschuss verkostet und der Caterer auf dieser Basis ausgewählt. Hier konnten auch Kriterien wie die Verlässlichkeit und Zusammenarbeit mit dem Caterer einfließen. Schulen schätzen in der Regel langfristige Kooperationen, da dies mit deutlich weniger Aufwand verbunden ist.
Grundsätzlich sollte bei der Auftragsvergabe der Essenslieferung zukünftig darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Art Monopolisierung kommt. „Wohin das führt, haben wir jetzt gesehen. Das nur wenige Caterer das Schulessen in Berlin übernehmen und damit überfordert sind, ist nicht im Interesse der Schulen“, so Regulin. Auch hierfür sei eine Rückkehr zum bisherigen Verfahren sinnvoll.
Sylvia Schulze, Erzieherin an der Charlotte-Salomon Grundschule sagte: „Die aktuelle Situation ist eine Zumutung für alle Beteiligten. In einer Woche drei unterschiedliche Caterer. Der Stress und die Verwirrung, die den Kindern durch die ständigen Änderungen entstehen, sind untragbar. Wir brauchen sofortige Maßnahmen und eine verlässliche Lösung!“
Tanja Sallah vom Personalrat Friedrichshain-Kreuzberg sagte: „Kolleg*innen berichten, dass das Küchenpersonal kaum geschult ist, das Essen nicht ausreicht und unappetitlich aussieht. Vom 5. bis 9. September blieben Essensreste in der Schulküche liegen – bei über 30 Grad am Wochenende!"
Fatos Aydil, Facherzieherin für Integration an der Aziz-Nesin Grundschule erklärte: „Sowas habe ich noch nie erlebt! Wir fühlen uns alleine gelassen und können einfach die Probleme nicht bewältigen."
Die GEW BERLIN fordert das Land Berlin auf, ein Landesprogramm für die Reaktivierung und für den Auf- und Ausbau der Schulküchen ins Leben zu rufen und somit sich das Ziel zu setzen, dass an allen Schulen vor Ort gekocht wird. Sie fordert ebenfalls, wieder kommunales Personal für die Verpflegung an Schulen einzustellen und bis dahin bei der Vergabe des Schulessens das Kriterium der Nachhaltigkeit mit zu berücksichtigen. Dazu gehören: Transportwege, Vermeidung von Verpackungen, Energieintensivität und die Einbeziehung der Kieze. Die Schulen sollen die Möglichkeit bekommen, sich einen Caterer im Kiez auszusuchen. Dabei soll das Berliner Vergabegesetz bezüglich der Tarifverträge und der Vergütung beachtet werden.