Nr. 26/2024
GEW BERLIN fordert schnelle Lösungen für die untragbare Situation in den Jugendämtern und dem Kinder-Notdienst
Mit großer Besorgnis hat die GEW BERLIN die Nachricht erhalten, dass die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie einen Belegungsstopp für die Kinder- und Jugendnotdienste verhängt hat. „Diese Entscheidung führt zu einer unzumutbaren Belastung der Kolleg*innen im Regionalen Sozialpädagogischen Dienst (RSD) der Jugendämter. Wir fordern von Senatorin Günther-Wünsch, die Verantwortung zu übernehmen und einen Krisenstab zur schnellen Lösung einzurichten. Die Kolleg*innen in den RSDs und anderen Einrichtungen und erst Recht die schutzbedürftigen Kinder dürfen nicht alleine gelassen werden“, forderte Fabian Schmidt-Vidović, Leiter des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW BERLIN.
„Viele Kolleg*innen wissen nicht mehr, wie sie die Kinder und Jugendlichen unterbringen sollen. Es gibt erste Überlegungen von den Teams, mit den Kindern vor Ort zu übernachten oder sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Dass kann nicht die Lösung sein“, erklärte Schmidt-Vidović. „Die Kolleg*innen brauchen schnellstmöglich Klarheit, was sie mit den Kindern machen sollen, für die sie gerade verzweifelt Plätze suchen. Die Senatorin trägt dafür letztendlich die Verantwortung."
Die Teamleiter*innen des RSD berichten von einer dramatischen Zunahme der Belastung aufgrund zahlreicher Kinderschutzfälle, hoher Krankheitsquoten und unbesetzter Stellen. Bereits jetzt ist der RSD gezwungen, Kinder und Jugendliche über die Bezirksgrenzen hinaus unterzubringen, oftmals ergebnislos. Jetzt fehlen auch noch die Kinder- und Jugendnotdienste.
Der von der Senatsverwaltung verhängte Belegungsstopp verschärft diese Situation erheblich. „Die Kolleg*innen im RSD stehen vor der unlösbaren Aufgabe, Minderjährige, die in Obhut genommen werden müssen, nirgendwo mehr unterbringen zu können. Diese Maßnahme, die ohne ausreichende Vorbereitung und ohne konkrete Lösungsansätze umgesetzt wurde, ist inakzeptabel und gefährdet die Gesundheit und das Wohl der Mitarbeiter*innen sowie der betreuten Kinder und Jugendlichen“, machte GEW-Experte Schmidt-Vidović klar.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Situation der Erzieher*innen und weiteren sozialpädagogischen Fachkräfte, die eng mit dem Kindernotdienst zusammenarbeiten. Durch die Schließung des Notdienstes sind auch sie in ihrer Arbeit massiv eingeschränkt, da sie die Kinder- und Jugendlichen nicht weiterleiten können. Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung und Unsicherheit.
„Die unhaltbare Lage zeigt deutlich, dass die Senatsverwaltung ihrer Verantwortung gegenüber den Fachkräften und den schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen nicht gerecht wird. Die Belastungen für die Mitarbeitenden haben ein Maß erreicht, das nicht länger hinnehmbar ist. Die Gesundheit der Kolleg*innen ist ernsthaft gefährdet, und die Möglichkeit, ihren Kinderschutzauftrag zu erfüllen, wird durch die gegenwärtigen Bedingungen massiv eingeschränkt“, kritisierte Schmidt-Vidović.