Nr. 11/2025
GEW BERLIN kritisiert Vorhaben zur Lehrkräfteausstattung und -ausbildung – Für eine echte Reform des Referendariats!
Die Vorhaben der Senatsbildungsverwaltung bei der Lehrkräfteausstattung und -ausbildung stoßen bei der GEW BERLIN auf Kritik. In der heutigen Anhörung im Bildungsausschuss zur veränderten Lehrkräfteausstattung (VV Zumessung) kritisierte Karin Petzold, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der GEW BERLIN: „Die Senatsverwaltung spricht von vereinfachten Verfahren, schafft aber deutlich mehr Intransparenz und Abhängigkeiten. Besonders betroffen von Einschnitten ist die sonderpädagogische Förderung. Inklusive Grundschulen werden durch die für alle Grundschulen gleiche Ressourcenzuweisung für die Förderschwerpunkte Lernen, emotionale-soziale Entwicklung und Sprache benachteiligt. Sie müssen nun einen deutlich höheren Aufwand betreiben und Anträge bei der regionalen Schulaufsicht stellen, um annähernd die nötigen Ressourcen zu erhalten“. Die Vorgabe, 3 Prozent der Lehrkräftestellen in andere Professionen umzuwandeln, trifft ebenso vor allem die Bereiche Sonderpädagogische Förderung und Sprachförderung.
Auch die Einführung eines Stundenpools für die Schulorganisation ist aus GEW-Sicht ein Problem. Bisher war die Verwendung der Stunden für manche Bereiche explizit in der VV Zumessung ausgewiesen, zum Beispiel für die Schulleitung, Funktionen oder Klassenleitung. „Es besteht die Gefahr, dass es zu zusätzlichen Belastungen von Lehrkräften kommt, wenn die Verteilung der ohnehin zu wenigen Ressourcen nicht aufgabenorientiert erfolgt und in den Schulen keine Transparenz hergestellt wird.“ Die GEW befürchtet eine weitere Entdemokratisierung von schulischen Abläufen. „Es kann nicht sein, dass Schulleitungen allein über solch zentrale Fragen entscheiden. Die schulischen Gremien müssen verbindlich eingebunden werden“, betonte Petzold.
Bei der zweiten Anhörung im Bildungsausschuss zu den geplanten Veränderungen des Referendariats wies die Vorsitzende des Personalrats der Lehramtsanwärter*innen, Aga Markiewicz auf Chancen und Risiken der Reformpläne hin: „Wir sind als Personalvertretung offen für alle Veränderungen, die zu einer besseren und finanziell abgesicherten Betreuung der Referendar*innen führen. Eine Verlagerung der Ausbildung von den Seminaren an die Schulen sehen wir kritisch. Die Kompetenz der Seminarleiter*innen muss in einer neuen Struktur erhalten bleiben. Unabdingbar ist, ausreichend Lehrkräfte als Mentor*innen zu qualifizieren und für die Betreuungsaufgabe verbindlich von ihren schulischen Aufgaben zu entlasten. Wir sehen aber auch die Chance, die Ausbildung flexibler zu gestalten und damit vor allem Care-Verpflichtungen besser wahrnehmen zu können. Der permanente Prüfungsdruck in Unterrichtsbesuchen muss einer kollegialen Begleitung und Beratung weichen.“
Aga Markiewicz kritisierte, dass die bisherigen Planungen sehr intransparent und ohne Beteiligung der wichtigsten Akteure im Referendariat erfolgen: „Um die Reform realitätsnah und vorausschauend zu gestalten, müssen alle relevanten Stimmen gehört und einbezogen werden. Dies geschieht jedoch nicht – ein Umstand, der Misstrauen schürt und Spekulationen befeuert. Daher müssen wir als Personalvertretung der Referendar*innen gemeinsam mit den Seminarleiter*innen und der GEW aktiv in die Planung eingebunden werden.“
Nele Hoffschildt, Leiterin des Vorstandsbereichs Lehrer*innenbildung in der GEW BERLIN: „Die GEW BERLIN setzt sich für eine echte Reform des Referendariats ein, bei der die Qualität der Ausbildung das Maß aller Dinge sein muss. Bei vielen ist allerdings der Eindruck entstanden, dass die Veränderungen vorrangig auf eine bessere Bedarfsabdeckung in den Schulen abzielen. Die Erhöhung des Unterrichtsbeitrags der Referendar*innen von 7 auf 10 für den Bedarf der Schulen hat diesen Eindruck weiter verstärkt. Die Reform darf aber kein Sparmodell werden. Der Unterrichtsbeitrag muss wieder auf 7 Stunden reduziert werden, um Hospitationen und begleitenden Unterricht zu ermöglichen. Wichtig ist zudem, Quereinsteigende und berufsbegleitende Referendar*innen von zusätzlichen Aufgaben zu entlasten. Mehrarbeit, Vertretungsunterricht und Klassenleitungen gehören nicht in die Ausbildung. Sie gefährden einen erfolgreichen Abschluss des Referendariats.“
Unabdingbar für eine gute Ausbildung ist der produktive Austausch der Referendar*innen über die Grenzen der eigenen Schule und Schulform hinweg, der bisher in den Seminargruppen erfolgt. „Wir brauchen in einer neuen Struktur feste und verbindliche Stammgruppen, damit Referendar*innen sich kollegial über ihre Erfahrungen und Probleme im Schulalltag austauschen und sich gegenseitig professionell bereichern können“, betonte die Personalratsvorsitzende Aga Markiewicz in der Anhörung.
Die Stellungnahmen für die Anhörung zum Referendariat und zur VV Zumessung stehen unten zum Downloaden.
Kontakt zum Personalrat Lehramtsanwärter*innen: mail(at)pr-laa(dot)de
aktuell in Elternzeit
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Beitrag des Personalrats der Lehramtsanwärter*innen zur Anhörung im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses am 20.03.2025 - TOP 4: Geplante Änderungen des Referendariats
19.03.2025 - (pdf - 451.27 KB) -
Stellungnahme der GEW BERLIN zu den geplanten Änderungen in der Ausbildung der Lehramts-Referendar*innen im Zusammenhang mit dem neuen BLIQ
17.03.2025 - (pdf - 457.82 KB) -
Stellungnahme der GEW BERLIN zu den Zumessungsrichtlinien für Lehrkräfte Anhörung im Bildungsausschuss am 20.03.2025
19.03.2025 - (pdf - 454.75 KB)