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Nr. 23/2022

Größter Lehrkräftemangel seit Jahrzehnten – Bildungssenatorin ideenlos

Die neuesten Zahlen zum Lehrkräftemangel im neuen Schuljahr sind nach Ansicht der GEW BERLIN eine Bankrotterklärung an die jahrzehntelange Personalpolitik der Berliner Bildungsverwaltung. Zum neuen Schuljahr werden weit über 1.000 Lehrkräfte an der Berliner Schule fehlen. Der Einstellungsbedarf liegt bei rund 3.000 Personen, während es lediglich circa 1.000 voll ausgebildete Bewerber*innen geben wird. Das Lehramtsreferendariat schließen in Berlin im Sommer maximal 350 Personen ab. Für den Quereinstieg kommen voraussichtlich rund 500 Personen in Frage.

„Wir wären heute in einer deutlich besseren Lage, wenn der Senat seine Vereinbarung aus 2016 ernsthaft verfolgt hätte, an den Berliner Universitäten ab 2022 jährlich 2.000 Lehrkräfte zum Abschluss zu bringen,“ stellt Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN, fest. Sie zog ein ernüchtertes Fazit: „Das Vorhaben ist grandios gescheitert und es wird nicht einmal hinterfragt, warum die Unis ihre Zielvorgaben nicht erreichen. Berliner Unis bilden weniger als ein Drittel des Lehrkräftebedarfs aus. Jetzt können auch die Quereinsteiger*innen die Lücke nicht mehr füllen.“

Die GEW-Landesvorsitzende wies darauf hin, dass der Mangel an den Schulen sehr ungleich verteilt ist. Das gehe zu Lasten der Kolleg*innen und Schüler*innen. „Berlin braucht dringend eine Ausbildungsoffensive mit mehr Geld für die Ausbildung von Lehrkräften und Erzieher*innen. Der Senat muss auch die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LovL) ausbauen. Diese Kolleg*innen kommen oft ohne ein studiertes Fach der Berliner Schule und brauchen Unterstützung“, so Regulin. Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung müssen gezielt für die Quereinstiegs-Masterstudiengänge der Universitäten gewonnen und unterstützt werden. „Berlin muss diesen Lehrkräften eine Ausbildungschance geben und sie bei Aufnahme eines Q-Masterstudiums durch bezahlte Ermäßigungsstunden unterstützen“, forderte Regulin.

Der Co-Vorsitzende Tom Erdmann warf Bildungssenatorin Busse angesichts der dramatischen Lage Ideenlosigkeit vor: „Es reicht nicht, für die Gewinnung von Lehrkräften allein auf die Verbeamtung zu setzen und ansonsten den Kopf in den Sand zu stecken. Die Hauptursache für den Fachkräftemangel sind ohnehin die schlechten Arbeitsbedingungen.“ Mit der Wiedereinführung der Verbeamtung soll ab 2023 die Vorweggewährung der Erfahrungsstufe 5 für neue voll ausgebildete angestellte Lehrkräfte nicht mehr erfolgen. „Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass in Zeiten des größten Lehrkräftemangels das Einstiegsgehalt für angestellte Lehrkräfte um 1.600 Euro abgesenkt wird. Berlin gibt einen Standortvorteil für Lehrkräfte aus der Hand, die nicht verbeamtet werden können oder wollen", so Erdmann. Für skandalös hält es die GEW BERLIN, dass der Senat bis heute mit dem hohen Einstiegsgehalt wirbt und nirgendwo kommuniziert, dass die Zulage entfallen wird. Besonders unter den Quereinsteiger*innen ist der Frust groß: „Auch den Quereinsteiger*innen, für die oftmals allein aus Altersgründen eine Verbeamtung nicht in Frage kommt, wurde die Zulage zur Stufe 5 versprochen. Plötzlich soll dieses Versprechen nicht mehr gelten – Verlässlichkeit sieht anders aus.“ Es ist bereits heute absehbar, dass es in der Folge deutlich weniger Quereinstiegs-Bewerbungen gibt.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46