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Nr. 44 / 2017

Grundschulen bleiben weiter auf der Strecke

Die Senatsbildungsverwaltung hat die für das neue Schuljahr zugesagten Entlastungsstunden für Grundschulen gestrichen. Sechs zusätzliche Stunden für die Förderung von Schul- und Unterrichtsentwicklung sollten jeder Grundschule ab sofort zur Verfügung stehen. So steht es in der rot-rot-grünen Koalitionsvereinbarung und so stand es auch im März noch im Entwurf der neuen Zumessungsrichtlinien. In der finalen Endfassung nun ist von den Entlastungsstunden nichts mehr zu sehen.

„Das Vorgehen der Senatsbildungsverwaltung ist wirklich unfassbar“, sagte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLN. „Den Grundschulen so plötzlich die zugesicherte Entlastung zu streichen, kommt einem Wortbruch gleich. Schließlich haben die Schulen bereits fest damit geplant. Sie ächzen unter immer größerer Belastung durch wachsende Klassen, zusätzliche Lerngruppen und immer mehr Quereinsteiger*innen. Maßnahmen zur Entlastung sind längst überfällig. Das Verhalten der Senatsverwaltung wirkt da wie ein Schlag ins Gesicht der Kolleg*innen“, erklärte Erdmann.

Die GEW BERLIN erfuhr erst von einzelnen Mitgliedern, dass die Entlastungsstunden nicht wie zugesagt gewährt werden. Auch die oberste Verwaltungsebene gab sich auf Nachfrage der GEW unwissend. „Die Koalition lässt sich für die Ankündigung von Verbesserungen feiern. Aber sobald die öffentliche Aufmerksam verschwunden ist, werden sie wieder kassiert“, stellte Erdmann fest. „Politische Zuverlässigkeit sieht anders aus.“

Bereits im Juni hatte die GEW BERLIN die neuen Zumessungsrichtlinien kritisiert. Die Lehrkräfte-Zumessung an Grundschulen soll ab sofort in Relation zur Anzahl der Schüler*innen erfolgen anstatt wie bisher im Verhältnis zur Anzahl der Schulklassen. „Was als mehr Gerechtigkeit verkauft wurde, führt dazu, dass die Grundschulen in sozialen Brennpunkten keine kleinen Klassen mehr einrichten können, weil dafür die Stunden nicht da sind“, erläuterte Erdmann. Eine GEW-Umfrage zu Schuljahresbeginn hat belegt, dass die Hälfte der befragten Berliner Grundschulen mit einer Verdichtung zu kämpfen haben. „In ihrer Presseerklärung zum Schuljahresbeginn verspricht Senatorin Scheeres eine deutliche Stärkung der Grundschulen. Durch das Streichen der Entlastungsstunden mit einem Federstrich schwächt sie sie aber wieder“, so Erdmann weiter.

„Die Bildungsverwaltung hat den Kontakt zu ihren Beschäftigten und den Schulen verloren und kennt die Probleme vor Ort nicht“, kritisierte der GEW-Vorsitzende. „Mitwirkung von Gewerkschaften und Personalräten nimmt sie nicht ernst. Wie sonst ist zu erklären, dass sie nach Beteiligung des Hauptpersonalrats die Zumessungsrichtlinie nochmal derartig ändert und die Grundschulen mit ihren Problemen im Regen stehen lässt?“

Auswertung der Umfrage unter Berliner Schulen: Pressemitteilung Nr. 40 / 2017
Zumessungsrichtlinien – Entwurf und finale Fassung: Zumessungsrichtlinien für das Schuljahr 2017/18

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46