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Nr. 2/2022

Höhepunkt eines desaströsen Krisenmanagements

Die Aufhebung der Quarantäne für schulische Kontaktpersonen und die Aussetzung der Präsenzpflicht stellen aus Sicht der GEW BERLIN traurige Höhepunkte eines desaströsen Krisenmanagements des Schulbetriebs dar. Die GEW BERLIN kritisiert vor allem das überstürzte Verfahren: „Die Verantwortlichen in der Senatsbildungsverwaltung und den Gesundheitsämtern stellen ohne jeglichen Vorlauf die Schulen vor vollendete Tatsachen. Auch nach fast zwei Jahren Pandemie werden die Schulen an einem Nachmittag über Maßnahmen informiert, die ab dem nächsten Morgen umzusetzen sind. Kurzfristige Entscheidungen schaffen sehr viel Chaos und Verunsicherung auf allen Ebenen“, kritisierte der Vorsitzende der GEW BERLIN, Tom Erdmann.

Das kurzfristige Aussetzen der Präsenzpflicht stellt das gesamte Personal in den Schulen – Schulleitungen, Sekretariate, Lehrkräfte und Erzieher*innen – abermals vor logistische Herausforderungen. „Für die Lehrkräfte bedeutet die Aufhebung der Präsenzpflicht, dass sie über Nacht ihr Lehrkonzept verändern müssen. Die Erwartungshaltung vieler Eltern ist, dass die Kinder nun wieder ins schulisch angeleitete Lernen zuhause zurückkehren können. Dies lässt sich aber nicht von heute auf morgen umsetzen, da dies andere Lehrmethoden voraussetzt“, sagte Erdmann. „Präsenz- und Onlineunterricht gleichzeitig bedeuten eine enorme Doppelbelastung, die die Lehrkräfte auch angesichts der vielen Corona-bedingten Ausfälle nicht stemmen können. Viele Kolleg*innen sind aufgrund der zahlreichen Zusatzaufgaben wie Testungen in der Schule und flächendeckenden Lernstandserhebungen ohnehin längst an der Belastungsgrenze“.

„Die Aussetzung der Präsenzpflicht ist aus der Not geboren, da es an einer Gesamtstrategie zum Umgang mit der Omikron-Welle fehlt“, betonte Erdmann weiter. Die GEW BERLIN fordert die Senatsbildungsverwaltung auf, in Absprache mit den Gesundheitsämtern schnellstmöglich eine nachhaltige und transparente Strategie zum Umgang mit der Omikron-Welle zu entwickeln, die weder auf Kosten der Beschäftigten, noch der Eltern und der Kinder und Jugendlichen geht.

Der GEW-Landesvorsitzende kritisierte: „Ohne Transparenz wurde in den letzten Wochen der Stufenplan ausgehöhlt, indem selbst bei steigenden Zahlen kaum Schulen in die Stufe Gelb eingeordnet wurden. Dann wurden von den bezirklichen Gesundheitsämtern letzte Woche die Quarantäneregeln für die Schulen verändert, ohne dass dies in den Berliner Verordnungen geregelt ist“. Vorschläge für einen besseren Schutz und zum Umgang mit personellen Engpässen hat die GEW BERLIN unterbreitet. Die Stundentafel sollte reduziert und die Lerngruppen fest eingeteilt werden.

Auch Erziehungsberechtigte lässt die Entscheidung der Senatsverwaltung allein. Durch das Delegieren der Verantwortung in die Elternhäuser müssen diese abermals die Betreuung zu Hause organisieren und ihre Entscheidung gegenüber dem Arbeitgeber rechtfertigen. Dies führt zu einer weiteren Ungleichverteilung zwischen Elternhäusern, die sich die Betreuung zuhause leisten können und denen, die darauf angewiesen sind, weiterhin zur Arbeit zu gehen.

 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46