Nr. 27/2020
Hunderte Beschäftigte beim HVD Berlin-Brandenburg im Streik
Über 300 Beschäftigte des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg haben heute ganztägig ihre Arbeit niedergelegt. Mehrere Kitas mussten geschlossen bleiben. Die Streikenden trafen sich zur Kundgebung vor der Geschäftsstelle des HVD, um ihrem Unmut über die Verweigerungshaltung ihres Arbeitgebers Ausdruck zu verleihen. Seit mehr als drei Jahren verhandelt die GEW BERLIN mit dem Humanistischen Verband. „Der HVD betreibt Tarifflucht! Ohne Streiks scheint sich beim HVD aber niemand zu bewegen“, stellte der Verhandlungsführer der GEW BERLIN, Udo Mertens, fest.
Mertens kritisierte die Verhandlungsführung der Arbeitgeberseite. Der verhandelnde Arbeitgeberverband PTG habe von Anfang an kein Interesse daran gehabt, am Tarifvertrag des HVD festzuhalten. Stattdessen wolle die PTG einen eigenen Vertrag zu deutlich schlechteren Konditionen vereinbaren und eine unterschiedliche Bezahlung auch innerhalb des HVD durchsetzen. „Ganz offenkundig orientiert der HVD sich an manchen kirchlichen Arbeitgebern, die Tarifverhandlungen verweigern, Mitarbeitervertretungen klein halten und alles in eigener Allmacht wie vor 200 Jahren regeln wollen“, kritisierte Mertens. „Humanismus sieht anders aus!“.
Die GEW BERLIN fordert die Wiederinkraftsetzung des bisherigen Tarifvertrags, eine Entgelterhöhung rückwirkend zum 1. Januar 2020 um 6 Prozent, die Anpassung der Struktur der Entgelttabellen an die Struktur des Tarifvertrags im öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) und einen Stufenplan zur Angleichung der Gehälter an die im öffentlichen Dienst.
„Die Beschäftigten haben kein Verständnis dafür, dass sie schlechter verdienen als ihre Kolleg*innen im öffentlichen Dienst. Warum auch? Sie leisten schließlich die gleiche gute Arbeit“, erklärte Mertens.
Der GEW-Tarifvorstand berichtete weiter: „Der Betriebsrat beim HVD wird unter Druck gesetzt, eine Betriebsvereinbarung zu verhandeln, die den Zweck haben soll, die tarifvertraglichen Regelungen loszuwerden und die Gewerkschaften aus dem Betrieb zu drängen. Da der Betriebsrat nicht über die Höhe des Gehalts verhandeln darf und zum Streik aufrufen kann, wäre die Verhandlungsposition der Beschäftigten beim HVD massiv geschwächt. Dies können die Beschäftigten nicht zulassen. Ich vermute daher, dass dieser Streik heute der Anfang einer längeren Auseinandersetzung wird“, so Mertens.
Für den HVD arbeiten in der Hauptstadt rund 1.400 Beschäftigte in diversen Sozialeinrichtungen.
Ansprechpartner für Rückfragen: Udo Mertens, 0151-15134654