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Nr. 5/2022

Kita als Versuchslabor – Gesprächsangebote bleiben ungehört

Die GEW BERLIN kritisiert das jüngst vorgestellte „Test-to-Stay“-Verfahren in Berliner Kindertagesstätten scharf. Das Verfahren sieht vor, dass Kontaktpersonen eines positiven Covid 19-Falles im Kitabetrieb bleiben dürfen, so lange sie fünf Tage am Stück negativ getestet werden. Die Eltern können diese Möglichkeit für ihre Kinder abwägen, die Erzieher*innen hingegen nicht. Sie müssen weiterarbeiten.

Vor zwei Tagen haben wir darauf hingewiesen, dass die Kitas kurz vor dem Kollaps stehen und die Erzieher*innen am Rande ihrer Leistungsgrenzen sind. Der logistische Testaufwand ist zu groß, immer mehr Kitas müssen geschlossen werden. Doch anstatt sich mit allen Beteiligten zusammenzusetzen und funktionierende Lösungen zu erarbeiten, werden die Kitas mit dem Test-to-Stay-Verfahren abermals überrumpelt“, kritisierte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN.

Als Beschäftigte fühlen wir uns im Stich gelassen. Gesundheitsschutz sieht anders aus, denn fraglich ist, wie verlässlich die Tests sind“, sagte Lavinia Neumann, Erzieherin im Eigenbetrieb NordOst. Sie kritisierte auch weitere Maßnahmen der Senatsverwaltung: „Die Kontrolle der von den Eltern zu Hause durchgeführten Tests sorgt für Unmut im gesamten Kitagefüge. Auch die Regelung, dass die Eltern die Räume nicht betreten dürfen, ist im Kitaalltag für kleine Kinder und ihre Eltern schwierig, da es gerade bei den Kleinen die ersten Trennungserfahrungen sind. Dies ist auch für Erzieher*innen eine zusätzliche Belastung. Die Wirkung dieser Maßnahme ist ohnehin gering“.

Aus Sicht von Christiane Weißhoff, Personalratsvorsitzende im Eigenbetrieb City und Leiterin des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit in der GEW BERLIN, braucht es konsequente Lösungen für den Kitabetrieb. „Entweder der Gesundheitsschutz der Kolleg*innen und der Familien steht im Vordergrund oder es wird in Kauf genommen, dass sich früher oder später alle Menschen mit dem Coronavirus infizieren werden. Mit dieser neuen Regelung werden hingegen die hohen Infektionszahlen in den Kitas hingenommen und die Kolleg*innen müssen dennoch einen riesigen Aufwand betreiben, um den Anschein eines Gesundheitsschutzes aufrechtzuerhalten. Das ist eine Farce! Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, so Weißhoff.

Die GEW BERLIN sieht die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die Senatsverwaltung für Gesundheit in der Pflicht, unter Berücksichtigung aller möglichen gesundheitlichen Folgen und dem Anspruch, ein pädagogisch wertvolles Kitaangebot zu realisieren, klare Strukturen zu schaffen, Bürokratie zu reduzieren und Regelungen zu finden, die nicht allein zu Lasten der Erzieher*innen gehen. Für Gespräche, um Lösungsansätze zu finden, steht die GEW BERLIN zur Verfügung.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46