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Nr. 29 / 2015

Ländermonitor bestätigt Handlungsbedarf an Berliner Kitas

Berlin liegt bei der Kinderbetreuung im bundesweiten Vergleich zurück. Das macht der heute vorgelegte „Ländermonitor frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung wieder einmal deutlich. Besonders schlecht ist das Betreuungsverhältnis bei den unter Dreijährigen: In Berlin muss sich eine Fachkraft in Vollzeit um 5,9 Kinder kümmern, im Bundesdurchschnitt sind es lediglich 4,4.

Die GEW BERLIN mahnt schon seit langem die unzureichende Personalausstattung und die Arbeitsbedingungen der pädagogischen Fachkräfte in den Berliner Kitas an. Denn das Betreuungsverhältnis fällt in der Praxis noch ungünstiger aus, weil in dem Personalschlüssel die Ausfallzeiten und die Zeiten für die mittelbare pädagogische Arbeit nicht berücksichtigt werden.

Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN: „Gute pädagogische Arbeit braucht eine bessere Personalausstattung. Für die Kleinsten bedeutet das eine Fachkraft-Kind-Relation von eins zu drei. Für die Erzieherinnen und Erzieher muss die verbindliche Gewährung von neun Stunden für die mittelbare pädagogische Arbeit, für Elterngespräche, Dokumentation oder Fortbildung, endlich in die Personalberechnung einfließen.“

Auch die Autor*innen des Ländermonitors kritisieren, dass derzeit nirgendwo geregelt ist, wie viel Arbeitszeit für die mittelbare pädagogische Arbeit eingeplant ist. Besonders die Teilzeitkräfte setze das unter Druck, denn deren Arbeitszeit wird meist komplett für die Kinderbetreuung verplant.

Umso erschreckender sind die hohen Zahlen der in Berlin befristet beschäftigten Erzieher*innen. Gerade junge Kolleg*innen sind von Befristung besonders betroffen. Bei den unter 25jährigen haben 44,9 Prozent eine befristete Stelle. Da nur noch ein Anteil von 13,1 Prozent der Kitas in öffentlicher Trägerschaft betrieben wird, ist die tarifgerechte Bezahlung für die Mehrheit der Kolleg*innen zudem nicht üblich.

Erdmann: „Wir beklagen in Berlin einen großen Fachkräftemangel, doch die Arbeitsbedingungen für Erzieher*innen sind nicht attraktiv. Wir fordern das Land Berlin auf, seine Verantwortung wahrzunehmen. Erzieherinnen und Erzieher brauchen sichere Arbeitsverhältnisse und eine gute Bezahlung. Wir fordern ein Qualitätsgesetz, in dem der Personalschlüssel und Zeitbudgets für die mittelbare pädagogische Arbeit verbindlich festgeschrieben sind. Die Einrichtungen müssen allerdings auch in die Lage versetzt werden, solche Qualitätsstandards auch umsetzen zu können.“

Kitaleitungen haben bei der Qualitätsentwicklung in den Kitas eine Schlüsselfunktion. „ Für Berlin wird im Ländermonitor festgestellt, dass die Kitaleitungen für ihre umfangreichen Aufgaben über keine ausreichenden Freistellungskontingente verfügen. Auch in diesem Bereich sehen wir dringenden Handlungsbedarf. Der Leitungszuschlag muss erhöht werden!“

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46