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Nr. 7/2022

Lehrkräftebildung muss Priorität bekommen – Ausbildungsoffensive jetzt!

Die vom Senat veröffentlichten Zahlen zu Studierenden und Absolvent*innen im Lehramt müssen ein Weckruf sein. Die GEW BERLIN ruft den Senat und die Hochschulen dazu auf, die Lehrkräftebildung endlich zur Priorität zu machen und eine Ausbildungsoffensive zu starten. „Angesichts des drastischen Lehrkräftemangels kann es sich Berlin nicht länger leisten, die Lehrkräftebildung so zu vernachlässigen, wie es die jüngsten Zahlen erneut bestätigen“, betonte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN.

Trotz des massiven Ausbaus der Studienplätze, vor allem für angehende Grundschullehrkräfte, verlassen nach wie vor viel zu wenige Absolvent*innen mit einem Lehramtsabschluss die Berliner Universitäten. Die bereits 2018 in den Hochschulverträgen vereinbarte Zielzahl von 2.000 Absolvent*innen pro Jahr mit einen Master of Education wird krachend verfehlt. Waren es 2017 insgesamt 672, sind es im Jahr 2021 nach vorläufigen Angaben lediglich knapp 900 Absolvent*innen.

Die Probleme beginnen im Bachelorstudium. Viele Studierende setzen ihr Studium nicht im Masterstudium Lehramt fort. „Erschreckend ist, dass die Universitäten keine verlässlichen Angaben zur Zahl der Studienabbrüche oder -wechsel und zu deren Gründen machen können. Dies muss sich dringend ändern“, kritisierte Regulin. Sie wies darauf hin, dass die Pandemie die Probleme in der Lehrkräftebildung zusätzlich verschärft habe; die eigentlichen Ursachen seien aber strukturell.

Wir werden unseren Lehrkräftebedarf nur decken können, wenn wir die Studienbedingungen im Lehramt verbessern, die Studierenden gezielt unterstützen und Anreize für ein erfolgreiches Absolvieren des Lehramtsstudiums schaffen“, betonte die GEW-Landesvorsitzende. „Vor allem im Bachelorstudium müssen die Studierenden stärker unterstützt und beraten werden, damit sich mehr Studierende für den Lehramtsmaster entscheiden.“

Die Zahl der Studienplätze in den Masterstudiengängen Lehramt ist seit 2016 deutlich erhöht worden, wird aber bei Weitem nicht ausgeschöpft. Allein im Master für das Grundschullehramt hat sich die Zahl der Studienplätze von 2016 bis 2021 fast vervierfacht. Von den 985 Studienplätzen sind im Jahr 2021 aber nur 738 besetzt.

Mit dem Programm „Beste Lehrkräftebildung für Berlin“ hat der Berliner Senat Maßnahmen beschlossen, um den Ausbau der Lehrkräftebildung durch mehr Personal voranzutreiben. „Die zusätzliche Finanzierung von 6,55 Millionen Euro (jeweils 2021 und 2022) muss dringend für die Zeit ab 2023 weitergeführt werden. Das muss unbedingt in den neuen Hochschulverträgen erfolgen, deren Verhandlungen jetzt aber um ein Jahr verschoben werden“, forderte Regulin.

Die GEW BERLIN drängt darauf, dass konsequent die Ziele des Programms „Beste Lehrkräftebildung für Berlin“ umgesetzt werden: So muss die Belastung der Studierenden durch eine flexiblere Gestaltung des Praxissemesters und eine bessere Vereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit gesenkt werden. „Wir brauchen ein Stipendienprogramm für Lehramtsstudierende im Masterstudium, damit die Zahl der Absolvent*innen steigt und die angehenden Lehrer*innen an Berlin gebunden werden“, so Regulin.

Der Aufwuchs in der Lehrkräftebildung hat bereits zu mehr Hochschulpersonal geführt, allerdings meist mit einer sehr hohen Lehrverpflichtung. Damit bleibt zu wenig Zeit für die Betreuung und Beratung der Studierenden. Die betreuungsintensiven Lehrveranstaltungen in der Lehrkräftebildung müssen stärker angerechnet werden. Dazu muss endlich die Lehrverpflichtungsverordnung geändert werden.

Die GEW BERLIN fordert außerdem, die Universitäten stärker in die Ausbildung der Quereinsteiger*innen einzubeziehen. Die bereits vorhandenen Quereinstiegs-Masterstudiengänge müssen vor allem für das Grundschullehramt zügig ausgebaut werden. „Nicht zuletzt brauchen wir endlich verlässliche Bedarfsprognosen zum Lehrkräftebedarf durch die beteiligten Senatsverwaltungen für Bildung und Wissenschaft und unterstützt durch eine externe Forschungsagentur“, forderte Regulin.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46