Nr. 20/2025
Massive Verschlechterungen durch Änderungen im Schulgesetz und bei der Lehrkräftezumessung
Bei der Vergabe der Schulplätze an weiterführenden Schulen zeigen sich gravierende Probleme, die mit dem heutigen Versand der Aufnahmebescheide keineswegs gelöst sind.
„Durch den restriktiveren Zugang zum Gymnasium müssen nun im Hauruckverfahren zusätzliche Kapazitäten an ohnehin schon überfüllten Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen geschaffen werden. Teilweise werden dort Klassen mit mehr als 26 Schüler*innen gebildet – und damit über der in der Sekundarstufenverordnung festgelegten Höchstgrenze. Gleichzeitig fehlen an vielen Gymnasien Schüler*innen. Diese Schieflage belastet sowohl die Pädagog*innen als auch die Schüler*innen unzumutbar“, erklärt Gökhan Akgün, Vorsitzender der GEW BERLIN.
Neben der generellen Kritik an dem neuen Aufnahmeverfahren kritisiert Akgün das Chaos bei der Umsetzung: „Die Schulen müssen sich nun in kürzester Zeit organisatorisch und konzeptionell umstellen. In den überfüllten Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen steigen die Belastungen für die Kolleg*innen erheblich. An den Gymnasien, wo zu wenige Schüler*innen für die neuen siebten Klassen aufgenommen wurden, entstehen nun Personalüberhänge. Für die dort Beschäftigten bedeutet das eine große Unsicherheit.“
Nicht nur die Schulgesetzänderungen, sondern auch die neue Lehrkräftezumessung führen im kommenden Schuljahr zu drastischen Verschlechterungen der Bildungs- und Arbeitsbedingungen – insbesondere im Bereich der Inklusion in der Grundstufe.
„Unabhängig von der tatsächlichen Förderquote erhalten alle Grundschulen dieselbe pauschale Zuweisung an Lehrkräften. Inklusive Grundschulen sind dadurch deutlich schlechter ausgestattet und müssen zusätzliche Ressourcen beantragen“, erläutert Karin Petzold, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der GEW BERLIN. „Gleichzeitig führt die Neuregelung zu völlig absurden Situationen: So erhalten grundständige Gymnasien berlinweit 25 zusätzliche Vollzeitstellen – obwohl dort insgesamt lediglich fünf Schüler*innen mit Förderbedarf in den Bereichen Lernen, emotionale-soziale Entwicklung und Sprache unterrichtet werden. Das entspricht rein rechnerisch fünf Lehrkräften pro Kind. Diese Fehlverteilung ist nicht zu rechtfertigen“, führt Petzold weiter aus.
„Insgesamt erleben wir eine klare Verschiebung zu Ungunsten der Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und inklusiven Grundschulen – und das ist nicht hinnehmbar. Gerade diese Schulen setzen seit Jahren die Inklusion um. Sie nun zusätzlich zu belasten, ist verantwortungslos“, so Petzold weiter. Auch von der Umwandlung von Lehrkräftestellen sind vor allem Grundschulen, Förderzentren und Integrierte Sekundar- und Gemeinschaftsschulen betroffen.
Ein weiterer kritischer Punkt bei der neuen Lehrkräftezumessung ist die Pauschalierung der Stunden für Schulorganisation. „Die Stunden für die Schulleitung sind nicht mehr verbindlich festgelegt, sondern werden nun aus demselben Topf wie die Stunden für die Klassenleitung genommen. Das führt an vielen Schulen zu erheblichen Konflikten“, erklärt Petzold.
Die GEW BERLIN hatte sowohl die neuen Zugangsregelungen zum Gymnasium als auch die Lehrkräftezumessung bereits im Vorfeld scharf kritisiert und eine breite Beteiligung von Beschäftigten, Eltern und Schüler*innen gefordert.
„Solch tiefgreifende Veränderungen gelingen nur, wenn viele mitgenommen werden – und wenn ausreichend Zeit zur Vorbereitung bleibt. Die jetzige Situation wäre vermeidbar gewesen. Dass die Senatsverwaltung die Stimmen derjenigen, die direkt von den Reformen betroffen sind, weiterhin ignoriert, muss endlich ein Ende haben“, fordert Akgün.