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Nr. 37/2020

Corona macht vor den Kitas nicht halt

Der Berliner Senat hat entschieden, die Kitas auch unter den steigenden Zahlen an Corona-Infizierten unverändert offen zu halten. Wirksame Maßnahmen für den Gesundheitsschutz der Kolleg*innen in den Kitas sind bis heute nicht umgesetzt worden. Die GEW BERLIN erwartet, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Kita-Beschäftigten von der Politik, dem Senat und den Arbeitgebern endlich ernst genommen und verlässliche Maßnahmen umgesetzt werden. 

Es ist die Verantwortung des Landes Berlin, dass die Bereitstellung von Kindertagesbetreuung für die Berliner Familien nicht zu Lasten der Gesundheit der Beschäftigten geht. Bei uns melden sich täglich viele Erzieher*innen, die sich nicht geschützt und allein gelassen fühlen. Die Senatsverwaltung muss diese Sorgen ernst nehmen und sinnvolle Konzepte entwickeln“, erklärte Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN. 

„Ein großer Teil der Betreuung der Kinder findet in geschlossenen Räumen ohne Abstand und in den meisten Fällen ohne Masken statt. Damit werden Erzieher*innen einem sehr hohen Risiko ausgesetzt“, betonte Siebernik. Die Fachkräfte seien darauf angewiesen, dass ihre Kita-Träger entsprechende Vorkehrungen treffen. Doch Erzieher*innen berichten, dass Hygieneregeln nicht eingehalten und Masken wie Hygienemittel nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden. 

In ihrem aktuellen Trägerschreiben äußert sich die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zu verschiedensten Fragestellungen. Doch die Aussagen sind ernüchternd. „Hinweise zum Lüften der Räume, zum Zähneputzen oder zu den Laternenumzügen wirken hier nur noch wie hilflose Empfehlungen einer Verwaltung, die mit ihrem Latein am Ende ist. Es werden Feststellungen getroffen, die Kolleg*innen schon seit einigen Wochen hautnah erleben. Die Gesundheitsämter sind für die Kitas kaum erreichbar und Kita-Träger müssen selbst über Quarantänemaßnahmen entscheiden“, kritisierte Christiane Weißhoff, Leiterin des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit in der GEW BERLIN.

Ein riesiges Problem wird durch die Corona-Krise noch sichtbarer: der Personalnotstand in den Kitas. „Für uns hat es den Anschein, dass die Senatsverwaltung die Kita als reine Betreuungsanstalt ansieht, systemrelevant zur Aufrechterhaltung unserer Wirtschaft. Der Bildungsauftrag ist dahinter kaum noch zu erkennen. Denn für pädagogisches Arbeiten reichen die Arbeitsbedingungen oft nicht“, so Weißhoff.  

Die GEW BERLIN fordert ein rechtsverbindliches Ampelsystem oder einen Stufenplan, damit die Einrichtungen in die Lage versetzt werden, Öffnungs- und Betreuungszeiten einschränken zu können, wenn es nicht mehr anders geht. Außerdem fordert die Bildungsgewerkschaft Aufklärung, wie weiter mit den Risikogruppen unter den Kita-Beschäftigten umgegangen werden soll. „Es wurde uns ein geregelter Umgang versprochen, den wir in der derzeitigen Situation gut gebrauchen könnten“, bemängelte Weißhoff.
 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46