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Nr. 46/2020

Die Schulen brauchen einen Winterfahrplan

Die GEW BERLIN fordert Bildungssenatorin Sandra Scheeres im Vorfeld der heute stattfindenden Sitzung des Hygienebeirats auf, einen Winterfahrplan zu beschließen, der die Schulen ein stückweit aus dem permanenten Notfallmodus herausholt. „Die anhaltend hohen Inzidenzwerte in allen Berliner Bezirken erfordern ein entschiedenes Handeln. Der Senat muss endlich Verantwortung für die Gesundheit von Pädagog*innen und Schüler*innen übernehmen, die zahlreich jeden Tag in den Schulen zusammenkommen“, erklärte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN. 

Ein Regelbetrieb ist an vielen Schulstandorten nicht mehr möglich. Die Schulen brauchen Planbarkeit. Die GEW BERLIN fordert im Einzelnen: 

  1. Alle weiterführenden Schulen bzw. Sekundarstufen I + II sollen noch im Dezember in allen Jahrgängen unabhängig von den tagesaktuellen Inzidenzwerten auf das Wechselmodell umstellen können. Zudem muss jetzt verbindlich festgelegt werden, dass für die ersten beiden Wochen nach den Weihnachtsferien in allen Schulen mit Sekundarstufe der Unterricht im Wechselmodell organisiert wird, um den mutmaßlich gestiegenen Infektionszahlen Rechnung zu tragen. Nur so ist das Abstandgebot sicher zu stellen.
  2. In diesem Fall müssen für Schüler*innen mit einem erhöhten Bedarf an pädagogischer Unterstützung und/ oder ohne eigenen Arbeitsplatz zuhause zusätzliche Präsenzzeiten und Arbeitsplätze mit PC-/Internetanbindung in der Schule oder in Kooperation mit Trägern der Jugendhilfe organisiert werden. 
  3. An Grundschulen bzw. Grundstufen sollte es klare Vorgaben geben, dass nur wenige Pädagog*innen in einer Lerngruppe eingesetzt werden und Fächer mit wenigen Wochenstunden gebündelt werden. Eine Reduzierung der Stundentafel ist umzusetzen, um den Schulen Möglichkeiten für veränderte Organisationsmodelle und auch zur Verkleinerung der Lerngruppen zu geben. Diese Reduzierung darf nicht zu Lasten der benötigten Ganztagsbetriebe gehen. Vielmehr sind organisatorische Maßnahmen zu treffen, die eine Förderung in kleinen Gruppen den ganzen Tag ermöglichen. 
  4. Es müssen dringend weitere Pädagog*innen und zusätzliches Personal eingestellt werden bspw. für den Einsatz bei der Gruppenbetreuung oder der Unterstützung benachteiligter Schüler*innen. Die PKB-Mittel sollten temporär bis zum Ende des Schuljahres aufgestockt werden, um den erhöhten Krankenstand abfangen zu können.  
  5. Die Mitbestimmung der Beschäftigtenvertretungen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz muss eingehalten werden. 
  6. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur muss erheblich verbessert und beschleunigt werden. Den Schulen sind datenschutzkonforme und bedienungsfreundliche Kommunikationsmöglichkeiten und Lernplattformen zur Verfügung zu stellen. Die digitalen Endgeräte für Schüler*innen und Pädagog*innen müssen in ausreichendem Maß und Qualität beschafft und ausgegeben werden. Weitere IT-Systemadministrator*innen müssen eingestellt werden. Alle IT-Maßnahmen sind dem Hauptpersonalrat zur Prüfung der ergonomischen, datenschutzrechtlichen und gesundheits- und arbeitsrechtlichen Anforderungen vorzulegen.    
  7. Es müssen Raumluftfilteranlagen mit Hepafilter mindestens der Stufe H13 in ausreichender Anzahl für Klassen- und Gruppenräume, Mensen und Sporthallen bereitgestellt werden, insbesondere, wenn Stoßlüften nicht möglich ist. 
  8. Der Senat muss verlässlich sicheren, schadstofffreien Mund-Nasen-Schutz für alle Schüler*innen sowie mindestens FFP2-Masken für das gesamte Schulpersonal zur Verfügung stellen. 
  9. Bei Infektionsfällen in Schulen müssen Tests durchgeführt werden und auch die Kontaktnachverfolgung muss verlässlich erfolgen. Die mobilen Testteams sollten personell aufgestockt werden. Die Durchführung der Schnelltests sollte nicht den Schulen aufgebürdet werden. Pädagog*innen dürfen sich weder gegenseitig noch ihre Schüler*innen testen! Allen Beschäftigten der Berliner Schulen sind unkompliziert und kostenlos Testungen zu gewähren. Wir lehnen ein Umschwenken der Teststrategie ab, dass “symptomloses Testen” nicht mehr möglich sein soll.   
     
Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46