Zum Inhalt springen

Nr. 17 / 2017

Senat muss Zwei-Klassen-System entgegenwirken

Die GEW BERLIN ruft die Senatsschulverwaltung auf, der Entstehung einer Zwei-Klassen-Schullandschaft entgegenzuwirken. „Mit der Berliner Schulstrukturreform zum Schuljahr 2010/2011 sollten zwei gleichberechtigte Oberschularten geschaffen werden: das Gymnasium und die Integrierte Sekundarschule. Von einer Gleichwertigkeit der beiden Säulen kann jedoch noch keine Rede sein“, kritisierte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN, anlässlich der Vorstellung der Begleitstudie zur Schulstrukturreform.

„Das Gymnasium darf Schüler*innen aussortieren und zurückstufen. Den größten Beitrag bei der Integration und Inklusion leisten daher die Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen“, stellte Erdmann fest. „Es ist fraglich, wie ein inklusives Schulsystem mit einer exklusiven Schulform überhaupt funktionieren soll. Dieses Dilemma bleibt unbearbeitet“.

Der GEW-Vorsitzende wies auf die ungleiche Entwicklung bei den Integrierten Sekundarschulen (ISS) und Gemeinschaftsschulen hin. ISS und Gemeinschaftsschulen ohne eigene gymnasiale Oberstufe sind deutlich weniger nachgefragt. Überdurchschnittlich viele Schüler*innen verlassen dort die Schule ohne Abschluss. Eine soziale und leistungsbezogene Durchmischung erfolgt kaum. „Die Chancengleichheit ist nicht gegeben. Der Senat muss dafür sorgen, dass der Zugang zum Abitur für alle Schüler*innen von Beginn an ohne Brüche möglich ist. Nur so entsteht die zugesagte Gleichwertigkeit“, so Erdmann weiter.

Nuri Kiefer, Leiter des Vorstandsbereiches Schule und selbst Leiter einer Gemeinschafts-schule, betonte: „Die nur halbherzig durchgeführte Schulstrukturreform hat als einzig positives Ergebnis die Auflösung der Hauptschule gebracht. Die Selektion der Schüler*innen entsprechend dem Einkommen und dem Bildungsstand der Eltern bleibt jedoch weiter bestehen“.

Kiefer wies auf den Erfolg der Gemeinschaftsschulen mit dreijähriger gymnasialer Oberstufe hin. „Die Gemeinschaftsschulen zeigen, in welche Richtung sich das Berliner Schulsystem entwickeln muss. Denn ihnen gelingt es besser als allen anderen, den Bildungserfolg der Schüler*innen von ihrer sozialen Herkunft zu entkoppeln und so für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen", sagte Kiefer.

Die Forderung nach einer Abschaffung der MSA-Prüfungen an Gymnasien stößt bei der GEW BERLIN auf Widerspruch. „Mit einer Abschaffung der MSA-Prüfung am Gymnasium würden sich die beiden Säulen noch stärker voneinander abgrenzen. Insbesondere für schwächere Schüler*innen an den Gymnasien ist es wichtig, dass sie einen echten Prüfungsabschluss nach der 10. Klasse erlangen können“, erklärte Erdmann.

 

Zur Weiterentwicklung der Schulstruktur und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Schulen in sozialen Brennpunkten hat die GEW BERLIN bereits konkrete Forderungen aufgestellt. Siehe: „Forderungen der GEW BERLIN zur Weiterentwicklung der Berliner Schulstruktur“ und „Mehr Personal und verbesserte Rahmenbedingungen an Schulen in sozialen Brennpunkten

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46