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Nr. 55 / 2018

Studie untersucht Schicksale verfolgter Lehrkräfte in der Nazi-Diktatur

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, stellte heute gemeinsam mit der GEW BERLIN den Forschungsbericht „Der Prozess der ‚Gleichschaltung‘ der Lehrerverbände sowie die Diskriminierung und Verfolgung Berliner Lehrkräfte im Nationalsozialismus“ vor.

Sandra Scheeres: „Es wurde Zeit, dass mit einer Dokumentation endlich Angaben darüber vorliegen, wer die Opfer der Nazi-Diktatur im Schuldienst waren. Wir müssen zeigen, in welcher Weise und mit welchen Mitteln die Demokratie damals abgeschafft und Minderheiten ausgegrenzt und verfolgt wurden. Dadurch können Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert werden, wie wichtig es ist, Menschenrechte und demokratische Freiheiten immer wieder, auch hier und heute, zu verteidigen. Und dass sich große Politik auch im Kleinen, im Umfeld einer einzelnen Schule, widerspiegelt.“

Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN, ergänzte: „Die in der Untersuchung vorgestellten menschlichen Schicksale machen Geschichte lebendig. Wir hoffen, dass das enthaltende Material bei der pädagogischen Arbeit vor Ort helfen kann. Viele Schulen haben Archive, die bis in die damalige Zeit zurückreichen. Vielleicht geben diese Archive auch etwas über die verfolgten Lehrkräfte und ihre Schicksale her. Die Spurensuche an der eigenen Schule kann ein Baustein sein für die Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir alle tragen die Verantwortung dafür, aus der Vergangenheit zu lernen!“

Die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden Deutschlands wurde bereits in ihrem gesamten Ausmaß unmittelbar nach der Machtübernahme der NSDAP spürbar. Lehrkräfte aller Bildungsinstitutionen mit jüdischem Hintergrund wurden durch das Gesetz der „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ab 1933 schlagartig arbeitslos und ausgegrenzt. Dr. Simone Ladwig-Winters und Hans Bergemann haben im Auftrag der GEW Berlin und mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie alle wichtigen Daten und Fakten in einem Forschungsbericht festgehalten, der an die Schulen verteilt wird.

Der Untersuchungsbericht beschreibt 468 Einzelschicksale und ordnet diese anhand von Tabellen damaliger und heutiger Schulnamen den Schulen zu. Damit bietet sich für viele Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, am konkreten Beispiel nachzuforschen, welche Spuren diese Lehrkräfte an ihren Schulen hinterlassen haben. Der Bericht kann auch Anreiz sein, sich im Rahmen einer Prüfung zum Mittleren Schulabschluss oder zur 5. Prüfungskomponente im Abitur damit zu beschäftigen, was aus den Überlebenden des Nazi-Terrors wurde.

Der Forschungsbericht umfasst vier große Kapitel: die Lehrerverbände im Prozess der „Gleichschaltung“, die Zwangsmaßnahmen innerhalb des höheren Schulwesens in Berlin, die Jüdischen Schulen in Berlin nach 1933 und ein biographisches Verzeichnis.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46