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Nr. 32/2022

Nichts übrig für die frühkindliche Bildung

Die GEW BERLIN kritisiert, dass im Haushalt des Landes Berlin 2022/23 keine Mittel für den qualitativen Ausbau der Berliner Kindertagesstätten und die dringend nötige Entlastung der Erzieher*innen vorgesehen sind. „Die rot-grün-rote Koalition ist leider nicht willens, für die Kita als Bildungsort auch die notwendigen Finanzmittel in die Hand zu nehmen. Ein Blick in den aktuellen Haushaltsabschluss macht wieder einmal deutlich, dass frühkindliche Bildung politisch keine Rolle spielt“, kritisierte die Vorsitzende der GEW BERLIN, Martina Regulin.

Die Arbeitsbelastung der Berliner Kita-Erzieher*innen verschlimmert sich immer weiter – und es ist keine Entlastung in Sicht. Der extreme Personalmangel, fehlende Kitaplätze, die Belastungen der Corona-Krise, die Aufnahme von geflüchteten Kindern und viele weitere Belastungsfaktoren machen es in den Kitas unmöglich, die pädagogischen Standards aufrecht zu erhalten. „In den letzten Jahren war auf zwei Dinge immer Verlass: Die Erzieher*innen halten das Kita-System trotz widrigster Umstände am Laufen, wenn es sein muss auf Kosten der eigenen Gesundheit. Und die Landespolitik hat nur den Ausbau der Kitaplätze im Blick – egal, welche Zustände in den Kitas herrschen. So kann es nicht weitergehen“, kritisierte Regulin.

Die GEW BERLIN warnt die Politik erneut, dass das Kitasystem eine nächste Runde von Durchhalteparolen und leeren Versprechungen nicht überstehen wird. „Wir werden gezwungen, uns von unseren Bildungsansprüchen in der frühen Bildung zu verabschieden“, betonte die Leiterin des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit, Christiane Weißhoff. „Wenn die Kita ein Ort der Möglichkeiten sein soll, an dem sich Kinder entwickeln und entfalten und für ihre Zukunft stark gemacht werden, dann geht das nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen. Ein Rahmen, der es den pädagogischen Fachkräften ermöglicht, die Kinder zu begleiten und ihre Entwicklung mitzugestalten, ohne dabei ihre eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen“, so Weißhoff. Die Personalrätin wies darauf hin, dass die miserablen Arbeitsbedingungen auch die Bindung der noch vorhandenen Erzieher*innen sowie die Gewinnung der dringend benötigten neuen Fachkräfte erschwert.

Um das System zu stabilisieren und die notwendigen Qualitätsentwicklungen voranzutreiben, fordert die GEW BERLIN eine Verbesserung des Personalschlüssels in Kitas. „Mehr Erzieher*innen pro Kind sorgen für mehr pädagogische Qualität und beugen dem Burnout vor“, unterstrich Weißhoff. Zweitens setzt sich die GEW BERLIN für ein verbindliches Zeitkontingent für die mittelbare pädagogische Arbeit ein. „Erzieher*innen brauchen eine gesetzliche Verankerung von neun Stunden in der Woche für Tätigkeiten wie Elternarbeit, Beobachtung und Dokumentation des Lernens oder die Kooperation mit anderen Einrichtungen. Beide Maßnahmen sind essentiell und kosten Geld. Geld, das im Doppelhaushalt 2022/23 leider fehlt“, so Weißhoff.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46