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Nr. 18 / 2017

Referendariat: Fast die Hälfte der Bewerber*innen springt ab

Berlin verliert jedes Jahr einen erheblichen Teil von Absolvent*innen der Lehramtsstudiengänge an der Schnittstelle zwischen Studium und Referendariat. Neue Zahlen aus der Senatsbildungsverwaltung für die Einstellungsrunde ins Referendariat vom Februar 2017 ergeben, dass von 1.039 Zusagen, die an reguläre Lehramtsabsolvent*innen erteilt wurden, 484 nicht angenommen wurden (47 Prozent).

„Berlin hat einen riesigen Lehrkräftebedarf, schafft es aber nicht, die Absolvent*innen von Lehramtsstudiengängen für das anschließende Referendariat zu halten. Die vorhandenen Stellen für Referendar*innen werden bei weitem nicht ausgeschöpft. Offenkundig sind die Arbeitsbedingungen in Berliner Schulen nicht so attraktiv, als dass sich ausreichend Bewerber*innen vorstellen könnten, langfristig in Berlin zu arbeiten“, sagte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN. „Die Senatsbildungsverwaltung muss dringend Maßnahmen ergreifen, um diese hohen Schwundquoten zu senken. Das Referendariat muss attraktiver werden“, forderte Erdmann.

Zur Attraktivität der Ausbildung gehört neben den Arbeitsbedingungen auch die Bezahlung. „Bisher liegt Berlin bei der Bezahlung seiner Referendar*innen im Bundesvergleich weit hinten. Wenn wir die Fachkräfte in ausreichendem Maße für Berliner Schulen gewinnen wollen, muss die Stadt den angehenden Lehrkräften den roten Teppich ausrollen“, betonte der GEW-Vorsitzende.

Dazu gehören auch scheinbar kleine, aber wichtige Dinge: Die GEW BERLIN setzt sich dafür ein, dass Bewerber*innen frühzeitiger ihre Ausbildungsschule und ihre Seminarstandorte erfahren. Schulwünsche und eine wohnortnahe Seminarzuweisung, vor allem bei familiären Verpflichtungen, müssen noch stärker berücksichtigt werden. Auch Seminar- und Schulwechsel sollten leichter möglich sein.

Eine andere Ursache für die vielen Absagen sieht Erdmann in einer mangelhaften Informationspolitik über die 2014 neu eingeführten Lehramtsstudiengänge. „Der Wegfall des eigenständigen Lehramts Sonderpädagogik, die Einführung des neuen Grundschullehramts und die Zusammenfassung der Ausbildung für Sek I und Sek II haben viele Fragen aufgeworfen, die bisher nicht ausreichend durch die Senatsverwaltung beantwortet wurden“, sagte Erdmann. „Mit der Reform 2014 hat Berlin eine moderne und zukunftsweisende Lehrkräftebildung auf den Weg gebracht. Das kommt nicht ausreichend bei den Studierenden an. Und auch die von der GEW BERLIN erreichte bessere Bezahlung der Grundschullehrkräfte wurde unter den Lehramtsstudierenden offenbar noch nicht gut kommuniziert“, befand der GEW-Vorsitzende.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46