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GEW-Online Umfrage zu Belastungsfaktoren

Im Januar 2021 haben wir eine Online-Umfrage unter allen angestellten Lehrkräften in der GEW BERLIN an allgemein- und berufsbildenden Schulen gestartet.

Wir wollten wissen: Wodurch fühlen sich die Kolleg*innen in ihrem schulischen Arbeitsalltag besonders belastet? Warum könnten kleinere Klassen sie entlasten? Gleich nach der Einladung zur Umfrage trudelten im Sekundentakt neue Ergebnisse ein. Der Rücklauf der Umfrage war unerwartet gut. 22 Prozent der eingeladenen Kolleg*innen schickten vollständig ausgefüllte Fragebögen ab. Dafür gilt euch unser ausdrücklicher Dank, liebe Kolleg*innen! Beeindruckend ist nicht nur die deutliche Sprache der Ergebnisse, sondern auch die ausführlichen Rückmeldungen von zahlreichen Kolleg*innen in den freien Antwortfeldern. Das Tarifprojekt erhält in diesen Rückmeldungen viel Dank und Lob, nur wenige Kolleg*innen fordern stattdessen die Verbeamtung oder eine Reduzierung der Pflichtstunden. Die Verbeamtung ist in Berlin eine Nebelkerze und kein Mittel zur Entlastung oder gegen den Fachkräftemangel. Die Reduzierung der Pflichtstunden können wir nicht erstreiken. Darum gehen wir den Weg zur Entlastung über die Klassengröße.

Die Kolleg*innen nahmen »große Lerngruppen« mit 67,9 Prozent Zustimmung (trifft zu) als wichtigsten Belastungsfaktor wahr, weit vor Personalmangel (46,6 Prozent), schlechter technischer Ausstattung (45,5 Prozent) oder Lärm (45,1 Prozent). Das Belastungsempfinden unterscheidet sich erwartungsgemäß nach Schulform. Aspekte wie Korrigierarbeiten werden von Kolleg*innen an Gymnasien stärker als belastend empfunden als an Grundschulen. Ein »störendes Verhalten der Schüler*innen« hingegen schlägt an den Integrierten Sekundarschulen und den Förderzentren sowie den Grundschulen besonders durch – in den Gemeinschaftsschulen erstaunlicherweise weniger stark.

Als wichtigste Entlastungsmöglichkeiten bewerten die Kolleg*innen vor allem solche Aspekte, die auch von der GEW BERLIN politisch im Sinne eines inklusiven Unterrichts befürwortet werden. Am höchsten ist die Zustimmung bei »mehr Zeit für Beziehungsarbeit für jede*n Schüler*in« (87,1 Prozent), »mehr Zeit für individuelle Förderung« (85,6 Prozent), »mehr Zeit für Differenzierung« (73,2 Prozent), dann erst folgt »weniger Korrekturaufwand« (61,8 Prozent). Dieses sind auch weithin anerkannte, zentrale Merkmale eines guten, binnendifferenzierten Unterrichts in der inklusiven Schule und einer zeitgemäßen schüler*innenorientierten Didaktik. Auf individueller Ebene könnte das bedeuten: Die befragten Kolleg*innen wollen die Entlastung durch kleinere Klassen, um einfach nur ihren Job gut machen zu können. Das bedeutet, dass sie die Schüler*innen in das Zentrum ihres Unterrichts stellen, differenzieren und individuell fördern. Am besten geht das in kleineren Lerngruppen, die so für mehr Arbeitszufriedenheit sorgen können. Weil kleinere Klassen dann noch mit weniger Lärm und geringerer psychischer Belastung einhergehen, leisten sie einen großen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz von Lehrer*innen.

Zusammengefasst verdeutlichen die Ergebnisse der Umfrage: Den Kolleg*innen geht es ums Ganze, um die gute Bildungsqualität der Schüler*innen und ihre eigene Gesundheit! Die Klassengröße ist dabei ihrer Meinung nach die wirksamste Stellschraube.

Kontakt
Anne Albers
Leitung Vorstandsbereich Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik
Telefon: 030 / 219993-0