Vierte Verhandlungsrunde vom 20. Juni 2017
Letzte Aktualisierung: 21.06.2017
Hochschulen legen am 20. Juni ein noch schlechteres Angebot vor
Die Tarifverhandlungen für die etwa 8.000 studentischen Beschäftigten in Berlin sind am 20.06.2017 ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Arbeitgeberseite hatte ein Angebot vorgelegt, das einen Stundenlohn von 12,13 Euro, einschließlich Weihnachtsgeld, ab dem 1.1.2018 und einen zusätzlichen Urlaubstag vorsah. Zugleich zogen sie aber die zuvor angebotene Ankopplung der Löhne an die Gehaltsentwicklung aller anderen Hochschulbeschäftigten wieder zurück. Der Tarifvertrag sollte bis zum 31.12.2022 gelten. Die gemeinsame Tarifkommission von ver.di und GEW sieht darin einen Rückschritt in den Verhandlungen.
Zur Erläuterung:
Das neue Angebot sah vor:
Anhebung des Stundenlohns ab 1.1.2018 auf 12,13 €.
Darin enthalten sind schon ca. 8 % der Lohnsumme als Weihnachtsgeld, was die Hochschulen nicht gesondert zahlen wollen. Zieht man das ab (0,97 €), kommen 11,16 € realer Stundenlohn raus.
Dann Geltung dieses Stundensatzes bis mindestens 31.12.2022 (fünf Jahre!)
Keine Ankopplung an die Gehaltssteigerungen der anderen Hochschulbeschäftigten (TV-Länder; öffentlicher Dienst)
ein zusätzlicher Urlaubstag – macht dann 27 Arbeitstage Urlaub im Jahr – alle anderen Beschäftigten der Hochschulen erhalten 30 Arbeitstage!
Das vorherige Angebot sah so aus:
Anhebung des Stundensatzes ab 1.1.2017 auf 11,42 €
Dynamische Ankopplung an die Gehaltssteigerungen der anderen Hochschulbeschäftigten:
Damit Anhebung zum 1.1.2018 um 2,35 % (das ist die bereits vereinbarte Tariferhöhung für die anderen Beschäftigten) = 11,69 € ab 1.1.2018
Unterstellt man ab 2019 eine jährliche Tariferhöhung um 2 % für die anderen Beschäftigten im Bereich des Tarifvertrags Länder (der auch für die Hochschulbeschäftigten in Berlin gilt), wären das ab 2020 dann 12,16 €.
Angeboten wurde uns gestern: 12,13 € und das fest bis mindestens Ende 2022.
Mal abgesehen davon, dass auch alle anderen Forderungen (z. B. längere Lohnfortzahlung bei Krankheit, Schutz vor Arbeitsverdichtung usw.) von den Hochschulen überhaupt nicht aufgegriffen wurden, ist das neue Angebot eine Provokation.
Wie geht es jetzt weiter:
Neue Verhandlungstermine sind gestern nicht vereinbart worden. Die Tarifkommission (die mehrheitlich aus studentischen Beschäftigten besteht), wird Anfang Juli das weitere Vorgehen beraten.
Aktuell muss weiter Druck auf die Hochschulen ausgeübt werden. Für morgen (22. Juni) und für die LNDW am Samstag, 24. Juni sind die nächsten Aktionen geplant:
https://tvstud.berlin/2017/06/hochschulen-crashen-verhandlungen/
Infos zur dritten Verhandlungsrunde vom 16.5.17:
Die dritte Verhandlungsrunde zum TV Stud am 16.5. brachte nicht den erhofften Durchbruch – ganz im Gegenteil. Die Arbeitgeber*innenseite bestand auf ihrem Angebot vom 11.5.: 4 % Lohnerhöhung und künftige Übertragung der Lohnentwicklung der anderen Hochschulbeschäftigten. 44 Cent pro Stunde sollen die studentischen Beschäftigten für den Reallohnverlust von 16 Jahren entschädigen.
Das ist eine Provokation. Denn unser Gegenangebot, mit dem wir den Hochschulen nach langen internen Diskussionen ein gutes Stück entgegen gekommen wären, lehnten sie als „nicht verhandlungsfähig“ und „nicht vermittelbar“ komplett ab. Für den Reallohnverlust von 30 % sehen sie sich nicht in der Verantwortung und verweisen auf vor Jahren gescheiterte Verhandlungsrunden. Woran diese Verhandlungen gescheitert sind, nämlich an dem gleichen Verhalten, das sie am 16.5. wieder an den Tag gelegt haben, dazu sagen sie nichts.
Wir finden: Das ist eine Frechheit!
Wir in der Tarifini wollen uns das nicht gefallen lassen und sind bereit, mit euch in den Arbeitskampf zu ziehen! Wenn wir damit Erfolg haben wollen, braucht es Macht und Masse. Wie das aussehen kann, haben wir schon am Montag an der FU gezeigt, wo wir mit hundert studentischen Beschäftigten das Präsidium belagert haben. Die Hochschulen glauben aber offensichtlich nicht, dass wir das wiederholen und sogar noch ausbauen können.
Info zur zweiten Verhandlungsrunde vom 11. Mai 2017:
In der zweiten Verhandlungsrunde für einen neuen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte am 11.05. standen die Lohnfragen im Vordergrund. Die Hochschulen haben uns ein Angebot vorgelegt, dass auf eine Lohnerhöhung ab 1.1.17 von 4 % hinaus läuft. Statt 10,98 Euro pro Stunde wollen sie künftig 11,42 Euro zahlen. Darüber hinaus bieten sie an, die Abschlüsse im TV-L (dem Tarifvertrag der übrigen Hochschulbeschäftigten) künftig auf die studentischen Beschäftigten zu übertragen. Dort wird regelmäßig über Lohnsteigerungen verhandelt und das Ergebnis würde dann auch für die studentischen Beschäftigten gelten, z. B. 2,35 % im nächsten Jahr. Dafür möchten sie, dass wir unsere Forderung nach einem Weihnachtsgeld (Jahressonderzahlung) fallen lassen.
Positiv daran ist: So eine Dynamisierung des Stundenlohns ist eine unserer zentralen Forderungen, damit wir nicht wieder in die Situation kommen, dass sich über Jahre hinweg nichts an unserem Lohn tut. Dass die Hochschulen hier Bewegung zeigen, ist also gut.
Als völlig unzureichend hat die Tarifkommission dagegen das Angebot von 4 % für die Soforterhöhung bewertet. Das ist genau die Erhöhung, die im TV-L für die niedrigen Einkommen auch für 2017 vereinbart wurde. Das heißt, wir halten zwar mit den anderen Beschäftigten Schritt, aber der Abstand, der sich in den vergangenen 16 Jahren aufgebaut hat, wird um keinen Cent verringert. Auf dem Reallohnverlust seit 2001 würden wir einfach sitzen bleiben und das angesichts drastisch gestiegener Mieten, Mobilitätskosten, etc. in den letzten Jahren.
Wir in der Tarifkommission meinen: Das geht gar nicht! Wir brauchen JETZT einen kräftigen Schub beim Lohn! 44 Cent pro Stunde sind das glatte Gegenteil!
Info über die erste Verhandlungsrunde am 5. April:
Am 5. April 2017 hatte die erste Verhandlungsrunde mit den Vertreter*innen der Berliner Hochschulen über einen neuen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte stattgefunden. Grundlage waren die 14 Forderungen, die die gewerkschaftliche Tarifkommission im Januar beschlossen und den Hochschulen übermittelt hatte (unten als pdf abrufbar).
Die Verhandlungen werden auf Seiten der Gewerkschaften GEW und ver.di von einer neunköpfigen Verhandlungskommission geführt, der sechs von der Tarifkommission gewählte studentische Beschäftigte angehören. Auf Seiten der Arbeitgeber sind Vertreter*innen aller vier Universitäten, der künstlerischen Hochschulen und der Fachhochschulen am Verhandlungstisch. Geleitet werden die Verhandlungen im Auftrag der Hochschulen vom Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV Berlin).
In der ersten Runde am 5. April haben wir unsere 14 Forderungen vorgestellt und erläutert. Die Hochschulseite hat zu allen Punkten Stellung genommen. Eine klare Verhandlungsbereitschaft auf Arbeitgeberseite besteht bisher zu den Punkten 1 (Anhebung Stundenlohn), 9 (Erhöhung des Erholungsurlaubs) und 10 (Sonderurlaub und Arbeitsbefreiung). Konkrete Angebote oder gar Vereinbarungen wurden am 5.4. aber auch dazu noch nicht gemacht. Zu allen anderen unserer 14 Forderungen bestehen noch deutliche Differenzen.
Bis Ende Juni sind drei weitere Verhandlungstermine vereinbart worden: 11. Mai, 16. Mai und 20. Juni. Es gibt das gemeinsame Interesse, bis dahin zu einem Ergebnis zu kommen.
Die nächsten zwei Monate brauchen wir jede Unterstützung, die wir bekommen können! Es geht jetzt um alles! Wenn es jetzt nicht gelingt, einen neuen Tarifvertrag studentische Beschäftigte zu erkämpfen, wird diese Chance für die nächsten Jahre vertan sein.
Unsere Forderungen sind ehrgeizig, aber gut begründet. Ob wir sie durchsetzen können, hängt vor allem vom Engagement und der weiteren Mitgliederentwicklung unter den studentischen Beschäftigten ab.
Deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam weitere neue GEW-Mitglieder unter den studentischen Beschäftigten gewinnen.
Mehr unter http://tvstud.berlin/ und auf Facebook unter fb.com/tvstud.berlin
Im November wurde die gemeinsame Tarifkommission GEW / ver.di auf einer Mitgliederversammlung der gewerkschaftlich organisierten studentischen Beschäftigten gewählt. Sie besteht aus 18 Mitgliedern (GEW und ver.di) und einigen Ersatzmitgliedern.
Die gemeinsame Tarifkommission hat am 7. Januar 2017 die Tarifforderungen ausführlich diskutiert und beschlossen. Ihr könnt sie unten abrufen.
Gemeinsame Tarifforderungen von verdi und GEW (pdf | 198,46 KB)