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Glosse

Tablet, Stift und Haushaltssperre

Diese Geschichte ist wahr, auch wenn sie nicht sehr glaubhaft klingt.

Foto: Adobe Stock

Ich nutze das Schul-Tablet. Sie erinnern sich? Berliner Schulen sollen digital werden und dazu hat man die Lehrer*innenschaft mit Tablets ausgerüstet. Über die Sinnhaftigkeit dieser Aktion mögen Andere an anderer Stelle schreiben, ich jedenfalls benutzte mein Schul-Tablet. Bis der Stift, der zum Tablet gehörte, vom Tisch fiel und unglücklich aufkam. Dabei brach die kleine Plastikmine im Stift so ab, dass es unmöglich war, in den verbleibenden Rest die Ersatzmine einzubauen. Kurz gesagt: das Ding war hinüber.

Also wandte ich mich ans Servicecenter. Von dort kam die Auskunft, dass man nicht wüsste, ob man auch defekte Hardware austauschen dürfe. Scheinbar fallen nur in der realen Welt Stifte von Tischen, nicht aber in der digitalen.

Nach drei Wochen kam die Nachricht, dass der Ersatz von Hardware nur mit Hilfe eines Formulars möglich sei. Selbiges wurde mir als pdf-Datei zugesandt, mit der Anweisung es auszudrucken, auszufüllen, zu unterschreiben, einzuscannen und zurück zu senden; alles in guter alter Handarbeit. Es sei hier erwähnt, dass der Acrobat Reader, der sich auf dem Schul-Tablet befindet, die Möglichkeit bietet, Dateien zu kommentieren, also digital auszufüllen. Man kann sie sogar digital unterschreiben, zur Not mit dem Finger, falls einem der Stift unglücklich vom Tisch fällt.

Nachdem ich also das Formular digital ausgefüllt hatte, was ohne Papier prima geht, habe ich es zurückgeschickt und harrte der Dinge, die da kommen. Und harrte. Und harrte. Drei Monate lang.

Dann die frohe Botschaft: ein neuer Stift sei verfügbar, sobald die Haushaltssperre aufgehoben ist. Jemand von einer externen Firma würde mich kontaktieren zwecks eines Termins zur persönlichen Übergabe des Stiftes. Das ist vermutlich billiger, als wenn ich selber nach China fliege, um dort den Stift direkt in der Fabrik abzuholen.

Die ganze Aktion hat ein komplettes Schulhalbjahr in Anspruch genommen – und sie läuft sogar noch, da bisher kein Termin zum Austausch feststeht. In dieser Zeit wäre ich gezwungen gewesen, meinen Unterricht ohne Stift, mit dem Finger zu gestalten. Geht auch. Also wenn man sich nicht kurzerhand bei Kolleg*innen einen Ersatzstift ausleihen kann, die ihr Schul-Tablet aus mir unerfindlichen Gründen nicht nutzen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
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