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Nr. 37 / 2018

Senat muss Potenziale nutzen, ohne Qualität abzusenken

Die GEW BERLIN fordert die Einstellung von Verwaltungs- und Gesundheitspersonal an Berliner Schulen. „Wenn es die benötigten Lehrkräfte und Erzieher*innen nicht gibt, dann muss der Senat alle anderen Potenziale ausschöpfen, um die Pädagog*innen zu entlasten. Verwaltungskräfte, Ergotherapeut*innen oder Pflegekräfte können einen wichtigen Beitrag zur inklusiven Ganztagsschule leisten“, erklärte die Vorsitzende der GEW BERLIN, Doreen Siebernik.

Die Pläne der Senatsbildungsverwaltung, Lehrkräftestunden dauerhaft in Stunden für Nicht-Lehrkräfte umzuwandeln, lehnt die GEW BERLIN jedoch vehement ab. Das gilt auch für die geplanten Sprachlernassistent*innen. „Diese können angesichts des großen Sprachförderbedarfs eine wichtige Unterstützung der Lehrkräfte sein, sie dürfen diese aber nicht ersetzen“, betonte Siebernik.

Siebernik kritisierte das von Bildungssenatorin Sandra Scheeres vorgestellte Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels: „Der Unterrichtseinsatz von Studierenden und Pensionär*innen oder die Zulassung von Mehrarbeit werden die zu erwartende Lücke in der Lehrkräfteausstattung nicht heilen.“ Im Gegenteil: „Manche Maßnahmen konterkarieren die Errungenschaften der letzten Jahre. Die Zulassung von Ein-Fach-Lehrkräften etwa lehnen wir vehement ab. Sie stünde im Gegensatz zur erst 2014 eingeführten Reform der Lehramtsausbildung“.

„Wir wehren uns gegen strukturelle Verschlechterungen der Qualität, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen“, ergänzte Sieberniks Co-Vorsitzender Tom Erdmann. Die Pläne der Senatsverwaltung, bei fehlendem Personal Stunden für Sprach- und sonderpädagogische Förderung ausfallen zu lassen, kritisierte er scharf. „Diese Kürzungen gehen zu Lasten der Schwächsten in unserem Bildungssystem. Wir dürfen jetzt nicht die Axt an die Inklusion legen.“

In einem Positionspapier zum Umgang mit dem Fachkräftemangel macht sich die GEW BERLIN für eine Öffnung des Quereinstiegs unabhängig von der Studienrichtung stark. „Dies können auch Hochschulabschlüsse in Erziehungswissenschaften, Kindheitspädagogik, Psychologie, Pädagogik oder Englisch sein. Die Bewerber*innen müssen allerdings mindestens ein geeignetes Fach nachweisen können und berufsbegleitend ein Mangelfach studieren“, sagte Erdmann.

Mittelfristig wird der Fachkräftemangel nur behoben werden können, wenn die Arbeitszufriedenheit der Pädagog*innen steigt. „Zufriedene Pädagog*innen sind gesünder. Deshalb brauchen wir ein betriebliches Gesundheitsmanagement“, so Erdmann. Darüber hinaus fordert die GEW BERLIN eine aktive Personalsteuerung: „Während einige Schulen noch immer eine Bestenauswahl treffen, schaffen es Schulen in sozial benachteiligten Lagen kaum noch, ihre offenen Stellen zu besetzen“, erläuterte Erdmann. „Die Kollegien an diesen Schulen sind ohnehin besonders belastet. Die Senatsverwaltung muss den Mangel an Lehrkräften und die Verantwortung für Quereinsteiger*innen daher auf alle Schulen gerecht verteilen.“ 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46