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Nr. 34/2022

GEW-Schulleiter*innenvereinigung warnt: Der prognostizierte Lehrkräftemangel wird deutlich höher ausfallen

Der tatsächliche Fehlbedarf an Lehrkräften für das Schuljahr 2022/23 ist nach Einschätzung der Vereinigung der Berliner Schulleiter*innen in der GEW (VBS) durch die ungenaue Datenlage in der digitalen Lehrkräftedatenbank LiV deutlich höher als von der Senatsbildungsverwaltung prognostiziert. Auch nach einer mehrjährigen Phase der Einführung stellt das System noch immer keine verlässliche Arbeitsgrundlage für die Personalausstattung einer Schule dar und kostet Schulleitungen und Kolleg*innen in der Schulaufsicht unnötig viel kostbare Zeit und Nerven,“ kritisierte Nuri Kiefer, Vorsitzender des VBS und Rektor an einer Gemeinschaftsschule in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Dies ist gerade im Hinblick auf das kommende Schuljahr fatal, da eine Schule zum strukturellen Mangel dann auch noch den Mangel durch falsche Beschäftigtendaten bewältigen muss. Es kommen mitunter mehrere fehlende Vollzeitstellen an einer Schule zusammen, die kurz vor den Ferien angesichts des akuten Lehrkräftemangelns nicht mehr ausgeglichen werden“, bemängelt Tina Kardam, Co-Vorsitzende und Schulleiterin einer Integrierten Sekundarschule in Tempelhof-Schöneberg. Viele Schulleitungen wurden auf Basis der fehlerhaften LiV-Daten zu den Lehrkräftecastings gar nicht eingeladen oder durften sich nur entsprechend des in LiV angezeigten Bedarfs an diesem Einstellungsverfahren beteiligen, obwohl real ein deutlich höherer Bedarf bestand. Denn an zahlreichen Schulen stehen trotz mehrfacher Korrekturmeldungen an die Personalstelle immer wieder falsche Angaben in der Personalliste, die dazu führen, dass eine Schule in der Bilanz besser ausgestattet erscheint, als sie es tatsächlich ist.

Zur Verdeutlichung hierzu vier Beispiele aus verschiedenen Schulen von Anfang Juni 2022, drei Wochen vor Schuljahresende, nachdem die Personalzumessung seitens der Schulaufsichten an den meisten Schulen abgeschlossen war:

  • Eine Grundschullehrkraft, die aus Brandenburg nach Berlin wechselt, stellt mit Einstellung in den Berliner Schuldienst einen Teilzeitantrag über 14 Stunden. In der LiV-Liste wird sie allerdings mit 28 Stunden geführt.
  • Eine Lehrkraft, die nach der Elternzeit wieder mit 10 Stunden einsteigen möchte und auch einen entsprechenden Antrag abgegeben hat, wird in der LiV-Liste mit voller Stundenzahl geführt.
  • Eine Sekundarschullehrkraft, die seit Jahren nicht mehr in Berlin tätig ist, taucht immer wieder in der schulischen LiV-Liste mit voller Stundenzahl auf.
  • Eine schwerbehinderte Lehrkraft, die bereits im November 2021 einen Antrag auf vorzeitigen Ruhestand gestellt hat, wird für das nächste Schuljahr mit voller Stundenzahl geführt.

In allen Fällen gab es seitens der Schulleitungen teils mehrfache Meldungen an die Schulaufsicht und von dort an die Personalstelle, da weder Schulleitung noch Schulaufsicht bestimmte Eintragungen in LiV selbst vornehmen können. Teilweise hat die Personalstelle den Eingang der Änderung auch bestätigt, allerdings ohne dass sich die Zahlen zeitnah in der Datenbank entsprechend verändert haben.

Die VBS unterstellt der Senatsbildungsverwaltung keine Absicht zur Schönrechnung des tatsächlichen Personalbedarfs,“ so Kiefer. „Jedoch fordern wir dringend eine Optimierung der Abläufe und eine schnellere Einpflege der Änderungsmitteilungen. Im Interesse einer verlässlichen und auskömmlichen Unterrichtsversorgung darf es nicht sein, dass die Stellenzuweisungen auf Grundlage nicht korrekter Daten basieren.

Die Beschäftigten in der Personalstelle sind hierbei ebenso Leidtragende wie die betroffenen Schulen selbst. Seit Jahren ist die Personalstelle personell unterbesetzt und die Sachbearbeiter*innen schaffen es aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens häufig nicht, die Änderungsmitteilungen zeitnah zu erfassen. „Wir fordert die Senatsbildungsverwaltung dringend dazu auf, alles Notwendige zu unternehmen, damit die LiV-Datenbank zügig das wird, was sie sein soll: ein verlässliches Planungsinstrument“, so Kardam.

Kontakt:

Nuri Kiefer, Grundstufenleiter der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule: nuri.kiefer(at)gew-berlin(dot)de

Tina Kardam, Leiterin der Solling-Sekundarschule: tina.kardam(at)gew-berlin(dot)de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46