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Nr. 27/2022

Lehrkräftebildung: Das Geld ist da, aber es fehlt ein Konzept

Die GEW BERLIN kritisiert, dass die im Haushalt eingeplanten Gelder für den Ausbau der Lehrkräftebildung voraussichtlich nicht abgerufen werden können, da konkrete Konzepte für die Umsetzung fehlen. Insgesamt sollen für Lehrkräftebildung knapp 17 Millionen Euro in den Haushalt 2022/23 eingestellt werden, darunter neue 10 Millionen Euro für Maßnahmen zur Erhöhung der Anzahl der Studienabsolvent*innen und für qualitative Verbesserungen im Lehramtsstudium. Da es bisher aber keine konkreten Maßnahmen des Senats gibt, bleiben die Gelder im Haushalt gesperrt.

Der Lehrkräftebedarf steigt und steigt und die Lücke wird immer größer. Warum die zuständigen Senatsverwaltungen nicht schon längst Konzepte für den Ausbau der Lehrkräftebildung erarbeitet haben, ist absolut unverständlich“, kritisiert die Vorsitzende der GEW BERLIN, Martina Regulin. Nach der neuesten Lehrkräftebedarfsplanung für Berlin prognostiziert die Senatsbildungsverwaltung bis zum Jahr 2029/30 jährlich einen Bedarf von 2.600 bis zu 3.000 Vollzeitstellen.

Aus Sicht der GEW BERLIN müssen vorrangig folgende Maßnahmen finanziert werden: Die Zahl der Studienplätze im Bereich der Lehrkräftebildung muss erhöht und dauerhaft ausfinanziert werden. Dringend ist aktuell die Erhöhung der Zugangs- und Erfolgsquoten im Lehramtsstudium. Dazu muss die Betreuung und Beratung der Lehramtsstudierenden verbessert werden. Das betrifft die Studieneingangsphase, aber auch das Praxissemester und die Betreuung der Abschlussarbeiten. Als Anreiz sollte das Stipendium für Studierende in den Quereinstiegs-Masterstudiengängen Lehramt (500 Euro im Monat) in den MINT-Fächern auf alle Masterstudiengänge Lehramt ausgedehnt und erhöht werden. Für eine bessere Betreuung der Studierenden müssen die Beschäftigungsbedingungen für Angestellte in der Lehrkräftebildung deutlich verbessert werden. Dazu gehören eine Absenkung der hohen Lehrverpflichtung, die Entlastung bei administrativen Aufgaben und eine zeitgemäße Ausstattung der Lehrräume. Die Quereinstiegs-Masterstudiengänge an den Universitäten müssen attraktiver und vor allem für das Grundschullehramt ausgebaut werden. Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LOVL) sollten durch Ermäßigungsstunden unterstützt werden, wenn sie sich für einen Q-Master Lehramt entscheiden.

Die GEW BERLIN erneuert ihre Forderung nach einer Qualitätsoffensive in der Lehrkräftebildung. „Wir brauchen eine Taskforce Lehrkräftebildung, die aus Bildungs- und Wissenschaftsverwaltung sowie den Universitäten besteht und an der Personal- und Studierendenvertretungen sowie die GEW BERLIN und externe Wissenschaftler*innen beteiligt sind“, forderte Regulin.

Auch im Referendariat, der zweiten Phase der Lehrkräftebildung müssen sich die Ausbildungsbedingungen verbessern. Die Mentor*innen sollten direkt zwei bis drei Entlastungsstunden bekommen. Die Fachseminarleiter*innen, die den größten Teil der Ausbildung der Referendar*innen stemmen, brauchen ebenfalls mehr Entlastungsstunden.

Wir erwarten, dass der Senat rasch handelt und in Abstimmung mit den Universitäten die dringend notwendigen Konzepte zur Verbesserung der Lehrkräftebildung vorlegt. Das Geld wird so dringend benötigt wie nie“, betonte die GEW-Landesvorsitzende Regulin.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46