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Nr. 35/2023

Verbeamtung macht Arbeitsplatz Schule nicht attraktiver – GEW BERLIN fordert Priorität für die Lehrkräftebildung und bessere Arbeitsbedingungen

Die Zahl der Lehrkräfte, die Berlin den Rücken kehren, hat einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei im Abgeordnetenhaus hervor. Die Anzahl der Kündigungen und Vertragsauflösungen von Lehrkräften ist allein im letzten Schuljahr 2022/23 um 100 auf 979 Personen angestiegen.

Das Hauptargument für die Einführung der Verbeamtung im Jahr 2022 war, die Abwanderung von Lehrkräften zu stoppen und neue zu gewinnen. Das ist schon jetzt krachend gescheitert“, stellte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN, angesichts der Zahlen fest. „Die Verbeamtung macht den Arbeitsplatz Schule nicht attraktiver. Der Abwärtstrend kann nur aufgehalten werden, wenn die Arbeitsbedingungen in der Schule spürbar verbessert und Lehrkräfte deutlich entlastet werden. Dazu gehört, dass der Senat endlich seine Blockadehaltung aufgibt und in Tarifverhandlungen für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz eintritt“, so Erdmann weiter.

Die Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage zeigt, dass Berlin für Lehramtsabsolvent*innen aus anderen Bundesländern immer unattraktiver wird. Vor der Pandemie kamen rund 40 Prozent der neu eingestellten Lehramtsreferendar*innen aus anderen Bundesländern. Jetzt sind es weniger als ein Drittel. Im Schnitt beginnen in Berlin pro Jahr ohnehin nur etwa 1.000 Lehramtsabsolvent*innen das Referendariat. Diese Zahl ist, abgesehen von der „Corona-Delle“, seit 2017 unverändert.

Erschreckend ist zudem die hohe Schwundquote beim Übergang aus dem Referendariat in den Berliner Schuldienst. Wie aus einer der GEW BERLIN vorliegenden Presseantwort der Senatsbildungsverwaltung hervorgeht, sind im Jahr 2022 von den 937 fertig ausgebildeten Lehrkräften nur 713 in den Berliner Schuldienst eingetreten. „Berlin bildet viel zu wenige Lehrkräfte aus und verliert die Ausgebildeten dann auch noch beim Übergang von der Uni ins Referendariat und anschließend in den Berliner Schuldienst“, erklärte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN. Regulin forderte: „Wir müssen endlich aus dem Klein-Klein der Maßnahmen herauskommen und anerkennen, dass es hier nicht um ein vorübergehendes Problem geht, das sich irgendwann von alleine löst. Der Lehrkräftebildung muss auf allen Ebenen Priorität eingeräumt werden.

Absolut vordringlich ist nach Auffassung der GEW die dauerhafte finanzielle Absicherung des bereits beschlossenen Ausbaus der Lehramtsstudienplätze und eine weitere Erhöhung der Kapazitäten für bis zu 3.000 Absolvent*innen pro Jahr. „In den leider erst jetzt beginnenden Verhandlungen über die Hochschulverträge ab 2024 muss ein Sondertatbestand Lehrkräftebildung zusätzlich zum geplanten fünfprozentigen Aufwuchs abgesichert werden. Sonst schlittern wir in den absoluten Bildungsnotstand“, appellierte Regulin.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46