Nr. 33/2021
#IchBinHanna – GEW BERLIN für bessere Arbeitsbedingungen in Wissenschaft und Forschung
Kettenbefristungen, erzwungene (Schein-)Teilzeit und Perspektivlosigkeit prägen die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Mittelbaus an deutschen Hochschulen. Die negativen Folgen treffen nicht nur die Beschäftigten selbst – und hier insbesondere sozial strukturell benachteiligte – sondern auch Studierende sowie die Forschungslandschaft insgesamt. Durch Braindrain, also Abwanderung, und systematisches Verschleißen von hochqualifiziertem Personal werden innovative Forschung und Wettbewerbsfähigkeit verhindert. Unter dem Hashtag #IchBinHanna formiert sich auf Twitter seit einigen Wochen vehementer Widerstand gegen diese Zustände. Mittlerweile greift dieser Protest auf andere Plattformen und den analogen Raum wie die lokalen Mittelbauversammlungen über. So auch in Berlin, wo wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der Berlin University Alliance sich in einem Appell an ihre Hochschulen gewandt haben und bessere Arbeitsbedingungen fordern. Die GEW BERLIN unterstützt den Protest und ruft ihre Mitglieder dazu auf, die Petition zu unterschreiben.
„Die Berliner Hochschulen werden die Forderungen des wissenschaftlichen Personals nicht länger mit den immer gleichen Argumenten abbügeln können. Wut und Organisationswille sind mittlerweile größer als die Angst vor möglichen Konsequenzen, die Stimme zu erheben.“, so Martina Regulin, neue Vorsitzende der GEW BERLIN. Die Präsidentin der Berliner Humboldt Universität, Sabine Kunst, hatte zuletzt auf der Notwendigkeit des Hochschulbereichs als „Durchlauferhitzer“ bestanden, ohne den Wissenschaft nicht funktioniere. „Solche Argumente sind nicht haltbar. Jenseits der Promotion führen Befristungen nicht zu effizienter Wissenschaft, sondern zu sozialer Unsicherheit, Mainstreaming von Forschung und schlechter Betreuung in der Lehre.“, ordnet Regulin ein.
Die Petition zeigt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das von ihm verantwortete Wissenschaftszeitvertragsgesetz nicht die einzigen Ansatzpunkte für dringend benötigte Veränderungen sind. Die GEW BERLIN setzt sich seit Langem auf Länderebene für Verbesserungen ein, etwa in der Verhandlung der Hochschulverträge, die die finanzielle Ausstattung der Arbeitgeber*innen regeln, in der Entwicklung neuer Personalmodelle – Stichwort Dauerstellen für Daueraufgaben – und aktuell in der Reformation des Berliner Hochschulgesetzes. Denn die Probleme sind weder neu, noch betreffen sie ausschließlich den wissenschaftlichen Mittelbau. Für Mitarbeiter*innen in Service, Technik und Verwaltung etwa ist weniger die Befristung das Problem, als die fehlende Repräsentation in den Mitbestimmungsgremien der Hochschulen. Nun gilt es, die aktuelle Proteststimmung mit den Kämpfen der anderen Statusgruppen zu vernetzen und auf eine gemeinsame starke Basis zu stellen.