TV Gesundheitsschutz
3.000 Lehrkräfte streiken für kleinere Klassen
Knapp 3.000 Lehrkräfte sind dem Aufruf der GEW BERLIN gefolgt, um für kleinere Klassen zu streiken. Vom Potsdamer Platz ging es zum Abgeordnetenhaus und von dort zum Roten Rathaus.
Die GEW BERLIN fordert den Abschluss eines Tarifvertrages zum Gesundheitsschutz, in dem das Verhältnis von Schüler*innen zu Lehrkräften und damit die Klassengröße an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen verbindlich geregelt wird. „Unser Ziel ist, eine Verkleinerung der Klassen festzuschreiben und so durch eine geringere Arbeitsbelastung zum Gesundheitsschutz der Lehrkräfte beizutragen. Auch die Schüler*innen würden von kleineren Klassen enorm profitieren“, erklärte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN.
„Kleinere Klassen bedeuten weniger Lärm, weniger Vor- und Nachbereitung, weniger Korrekturen und mehr Zeit für Unterricht, Beziehungsarbeit, individualisierte Förderung“, erklärte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW BERLIN. Zur Umsetzbarkeit der GEW-Forderungen sagte Albers: „Natürlich erzeugt die Verkleinerung der Klassen zusätzlichen Personalbedarf. Dieses Personal ist in unseren Schulen dringend nötig und der Senat muss endlich dafür sorgen, dass ausreichend Lehrkräfte ausgebildet werden. Nicht alle Forderungen werden angesichts des Personal- und des Raummangels sofort umgesetzt werden können. Der Tarifvertrag soll aber in die Zukunft wirken und den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen“.
„Im TV Gesundheitsschutz könnte ein Stufenplan zur Verkleinerung der Klassen mit Blick auf künftig mögliche zusätzliche Einstellungen und Personalaufwüchse vereinbart werden. Damit wäre eine echte, verlässliche Perspektive für Arbeitsentlastung geschaffen“, betonte Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW BERLIN. „Das ist übrigens auch ein kräftiges Argument im Kampf gegen den Fachkräftemangel.“ Zu erwarten ist auch, dass eine Verkleinerung der Klassen dazu führt, dass der Krankenstand sinkt, weniger Lehrkräfte frühzeitig aus dem Beruf ausscheiden und weniger Lehrkräfte in Teilzeit gehen.
Im Juni 2021 hatte die GEW BERLIN den damaligen Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) erstmals zu Verhandlungen aufgefordert. Im Januar 2022 hat die GEW auch den neuen Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) zu Gesprächen über einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz aufgefordert. „Bis heute ist leider keine Antwort bei uns eingegangen. Dabei haben alle drei Regierungsparteien in ihren Wahlprogrammen kleinere Klassen gefordert. Wir hoffen, dass Herr Wesener unser Anliegen mit dem heutigen Streik ernst nimmt und sich zu Verhandlungen bereit erklärt“, sagte Udo Mertens.