Schwerpunkt „Vom Papier zum Pixel – Digitalisierung in Kita und Sozialer Arbeit“
Apps im Kita-Alltag
Mit zunehmendem Angebot an Kita-Apps sollen Verwaltung und pädagogische Arbeit verbessert und Pädagog*innen entlastet werden. Bisher gibt es nur begrenzte Untersuchungen zu diesen Apps und einige von ihnen bergen Datenschutzrisiken.
Für die Kita-Verwaltung und die mittelbare pädagogische Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren ein wachsendes Software-Angebot entwickelt, das mit sogenannten Kita-Apps verspricht, Verwaltungsprozesse effizienter zu machen und die Pädagog*innen bei der mittelbaren pädagogischen Arbeit zu entlasten. Unter mittelbarer pädagogischer Arbeit werden jene Tätigkeiten verstanden, die der Vor- und Nachbereitung der direkten pädagogischen Arbeit dienen. Dazu gehören etwa die Planung von Projekten und Förderangeboten, die Dokumentation von Bildungsprozessen, die Teamarbeit der Erzieher*innen oder die Zusammenarbeit mit Familien. Der Übergang zu den Verwaltungs- und Leitungsaufgaben der Kita-Führung ist fließend, etwa bei der Kommunikation mit Trägern und/oder generell bei der Organisation der Kita.
Kita-Apps unter der Lupe
Zunächst ist festzustellen, dass es noch wenige systematische Untersuchungen zum Thema Kita-Apps und zu deren Auswirkungen in der Praxis gibt. Eine detaillierte Übersicht der verschiedenen Software-Lösungen liefert die Expertise des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) mit dem Titel »KitaApps«. Die IFP-Expertise untersucht insgesamt 19 kommerzielle Anwendungen, die zum Untersuchungszeitraum auf dem deutschen Markt zur Verfügung standen. Die Expertise unterscheidet dabei zwischen Lösungen für die Dokumentation kindlicher Bildungsprozesse, die Kommunikation innerhalb des Teams oder zwischen Kita und Eltern sowie für die gesamte Kita-Verwaltung, sogenannte Komplettlösungen. Bei den Komplettlösungen stellt die IFP-Expertise elf Apps vor: Famly, HoKita, Kidling, KigaRoo, KiKom, Kindy, Kitalino, Lean-doo, LiveKid, Nembørn, Stramplerbande. Nicht alle Kita-Apps bieten die gleichen Funktionen. In Umfang und Design unterscheiden sie sich teilweise erheblich. Mehr oder weniger decken die Apps aber das folgende Funktionsspektrum ab: Sie dienen der Erfassung von Bring- und Abholzeiten der Kinder oder helfen bei der Dienstplanerstellung und Arbeitszeiterfassung von Mitarbeitenden. Kita-Apps ermöglichen Kalenderfunktionen für die Termin- und Veranstaltungsplanung und unterstützen durch Chatfunktionen oder Newsfeeds den Informationsaustausch und die Kommunikation zwischen Kita, Träger und Eltern. Manche Apps stellen Formulare für den Bereich »Beobachtung und Dokumentation« zur Verfügung, etwa mit der Erstellung von Portfolios und Tagebüchern. Einzelne Anwendungen verfügen auch über Funktionen für das Kapazitäts- und Finanzmanagement sowie für die Vertragsverwaltung.
Gefahren für den Datenschutz
Die IFP-Expertise (2021) enthält auch einen Leitfaden, wie Träger und Einrichtungen bei der Einführung dieser Anwendungen vorgehen können und diskutiert ausführlich das Thema Datenschutz. Insbesondere mangelnde Konformität mit der Datenschutz-Grundverordnung kann für die Kita-Träger zum Problem werden. Dass bei Kita-Apps teils besorgniserregende Datenschutzrisiken bestehen, zeigt eine systematische technische Analyse von insgesamt 42 Anwendungen, die von Moritz Gruber unter anderem aus dem Bereich IT-Sicherheit durchgeführt wurde: In den Apps waren etwa (Tracking-) Dienste von Drittanbietern eingebettet oder wiesen Sicherheitslücken auf, durch die sich Angreifer*innen Zugriff auf die Daten der Kinder verschaffen können.
Mangelnde Diskussion und finanzielle Belastung
Angesichts des großen kommerziellen Angebots an Kita-Apps kann man davon ausgehen, dass eine hohe Nachfrage nach diesen Anwendungen besteht. Die fachliche Diskussion, etwa zur Perspektive der Kinderrechte oder der Einbindung in die Organisationsstrukturen, findet jedoch noch nicht ausreichend statt. Auch fehlt es noch an weiteren systematischen Untersuchungen sowie an Unterstützung der Einrichtungen bei der Einführung solcher Systeme. Aktuell stehen jedoch vor allem die schlechten Rahmenbedingungen in der frühen Bildung einer flächendeckenden Einführung entgegen. Nach einer Umfrage unter Kita-Leitungen (DKLK, 2020) stimmt eine große Mehrheit der Befragten zu, dass der Einsatz digitaler Werkzeuge Verwaltung, Dokumentation und Kommunikation effizienter machen kann. Hohe Kosten und eine niedrigere Priorität aufgrund der durch Personalmangel erzeugten Probleme verhindern aber die Nutzung.
DKLK-Studie 2020
Kita-Leitung zwischen Digitalisierung und Personalmangel
www.deutscherkitaleitungskongress.de
Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in der Kindertagesbetreuung
»We may share the number of diaper changes«
A Privacy and Security Analysis of Mobile Child Care Applications. Proceedings on Privacy Enhancing Technologies, 3, 394–414