Gewerkschaft
Bleibt alles anders …
Jetzt sind schon über vier Wochen vergangen, in denen sich unsere Stadt der Eindämmung des Virus stellt.
Für uns Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen in den vielen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe und der sozialen Arbeit hat sich seit der Schließung von Einrichtungen die Arbeit radikal verändert. Die vom Senat definierte Notbetreuung in Kita und Schule ist mit ständigen Veränderungen zu organisieren. Zunächst war nicht klar, wieviel Einrichtungen an welchen Standorten geöffnet werden sollten. Es gab Überlegungen die Notbetreuung in der Nähe von Krankenhäusern zu leisten. Dann kam die Entscheidung, dass Kinder in den gewohnten Einrichtungen betreut werden. Die Regelungen für einen Anspruch auf eine Notbetreuung wurden mehrmals überarbeitet. In den Einrichtungen wurden angepasste Dienstpläne erstellt und Absprachen getroffen, welche Kolleg*innen in welchem Rhythmus und an welchen Orten ihren Dienst versehen. Es wurde vereinbart, Kolleg*innen, die zu einer Risikogruppe gehören, nicht unmittelbar bei der Notbetreuung einzusetzen. Die Bereitstellung des Mittagessens und die benötigte Reinigungsleistung waren zu organisieren. Kolleg*innen, die im Rahmen des Kinderschutzes tätig werden, müssen auch in der jetzigen Situation gewährleisten, dass Kinder, Jugendliche und ihre Familien weiterhin gut begleitet werden. Notwendige Unterstützungsangebote müssen auf-rechterhalten und zum Teil neue Wege der Betreuung entwickelt werden.
In all dieses organisatorische Tun mischt sich auch die Sorge um die eigene Gesundheit und die von Familienangehörigen und es kreisen die Gedanken auch um die berufliche Entwicklung. Unsicherheit macht sich breit, da viele Betriebe durch das Runterfahren der Arbeitsleistungen auch vor finanzielle Schwierigkeiten gestellt sind. Zahlt das Land Berlin weiterhin die Zuwendungen für die sozialen Einrichtungen? Ist Kurzarbeit auch für den sozialen Bereich eine mögliche Option? Welche Regelungen treffen Arbeitgeber zu Fragen von Urlaubsgewährung oder Arbeitszeit und Abbau von Mehrarbeitszeiten gerade in Zeiten, wo kein Reisen möglich ist? Welche Maßnahmen zum Gesundheitsschutz werden vom Arbeitgeber für Kolleg*innen in der Notbetreuung eingeleitet? Die Träger von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gehen sehr unterschiedlich mit den vorhandenen Fragen um und versuchen diese herausfordernde Situation zu meistern.
In der Bearbeitung dieser Fragestellungen ist es wichtig, dass durch das Wissen um sachliche Aspekte die in der Tat sehr emotionale Situation bestmöglich gemeistert werden kann. So hat die GEW BERLIN die dafür hilfreichen Informationen auf ihre Homepage gestellt und ständig um die neuen aktuellen Mitteilungen ergänzt. Die Betriebs- und Personalräte konnten wie gewohnt für allgemeine Themen und spezielle Herausforderungen in ihren Betrieben auf die Expertise der Gewerkschaft zurückgreifen.
Für die Notbetreuung in Kitas und Schulen hat die GEW klare Regelungen beim Einsatz der Beschäftigten gefordert, um das Infektionsrisiko zu senken. Unter anderem müssen Kitas und Schulen, die Notdienst leisten, in das staatliche Versorgungsnetz aufgenommen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass etwa ausreichend Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen. Außerdem sollten Beschäftigte, die zu einer Risikogruppe gehören, nicht in der Notbetreuung eingesetzt werden. Die Arbeitgeber müssen ihrer Fürsorgepflicht nachkommen, darauf drängt die GEW auch gegenüber dem Senat.
Nur ein geringer Teil der Beschäftigten ist derzeit direkt an Kindern und Familien dran. Viele bearbeiten zu Hause Dinge, für die im Alltag keine Zeit war. Kolleginnen und Kollegen sowie Träger von Einrichtungen überlegen, wie aus der Ferne Kinder, Jugendliche und Eltern begleitet werden können. Da sind viele kreative Ideen dabei, die die Verantwortung der pädagogischen Handelnden zeigen. Diese Ideen laufen über den digitalen Weg. Jedoch führt dieser Weg in den privaten Raum hinein, denn mobile Arbeitsgeräte wie Handys oder Laptops gehören so gut wie gar nicht zu den Arbeitsmitteln, die vom Arbeitgeber gestellt werden. Für die zukünftige berufliche Nutzung moderner Technik und die Ausgestaltung von entsprechenden Bedingungen für die pädagogischen Fachkräfte ist bei den Trägern Entwicklungspotential zu erkennen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht absehbar wie es weitergeht und wann ein »normaler« Alltag wieder einkehrt. Kehrt er mit voller Wucht oder schrittweise zurück und welche Dinge benötigen dann Kinder, Jugendliche und deren Familien und was bedeutet das für uns Pädagog*innen? Aber auch diese Situation werden wir meistern. Wichtig ist dabei der Zusammenhalt, der uns stärkt und trägt.
Bleibt gesund und ich freue mich darauf, euch recht bald wieder persönlich bei unseren gewerkschaftlichen Treffen zu begegnen.