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Gewerkschaft

Die Geschichte des GEW-Hauses in der Ahornstraße

Nach zahlreichen Verkäufen und Umbauten wurde eine vornehme Villa am Nollendorfplatz zu einem Ort jahrzehntelanger gewerkschaftlicher Aktivitäten. Eine Langfassung dieses Artikels.

Foto: GEW

Das Kielganviertel – eine vornehme Wohngegend südlich des Tiergartens

 

Die Ahornstraße entstand 1870 als kleine Stichstraße, abgehend von der Maaßenstraße (heute Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße), der Verbindungsstraße zwischen Lützow- und Nollendorfplatz. Sie lag damals in Charlottenburger Teil (1) des „Kielganviertels“ unmittelbar an der Stadtgrenze zu Berlin. Das Kielganviertel wurde benannt nach dem Gärtner und Bodenspekulanten Georg F. Kielgan, der den Grund und Boden an der damaligen Stadtgrenze günstig erworben hatte und die Straßenplanung sowie die Parzellierung betrieb. Geplant war eine vornehme Wohngegend am Rande der wachsenden Reichshauptstadt. Der Name Ahornstraße geht auf die von Kielgan vorgesehene Baumbepflanzung der Straße zurück. Mit Ausnahme der benachbarten Maienstraße, in der allerdings keine Birken (= Maien), sondern Linden gepflanzt wurden, sind die übrigen Straßen im Kielganviertel, die nach ihrer Bepflanzung benannt waren, wie Ulmen- oder Buchenstraße, heute nicht mehr existent2.

 

Eine Villa im römischen Landhausstil

 

Vorgesehen für das Viertel war eine Bebauung mit Villen oder villenartigen Doppelhäusern, von denen heute aber nur noch wenige erhalten sind. Das Haus in der Ahornstraße 5 wurde nach 1880 als Doppelbebauung mit dem Nachbargrundstück Ahornstraße 4 von Hans Toebelmann geplant3. Der Baumeister war anschließend auch der erste Besitzer des Hauses. Der Bauplan von 1880 zeigt eine im römischen Stil gehaltene zweistöckige Villa, einem damals populären Baustil. Die genaue Fertigstellung und das endgültige Aussehen des Hauses sind nicht bekannt. Ein Stadtplan von 1882 zeigt das Grundstück noch unbebaut und von der ursprünglichen Ansicht existieren keine bekannten Fotos.

 

Der Umbau des Hauses 1932

 

Der erste größere Umbau des Hauses erfolgte 1932 durch die Erbengemeinschaft von Hans Toebemann. Bereits in den Jahren zuvor hat es Veränderungen gegeben. So ist in den Bauplänen des Jahres 1932 an der Seite des Hauses eine Garage eingezeichnet, die jetzt abgerissen wurde. Stattdessen wurde die bisherige Waschküche in eine Garage umgebaut. Darüber entstand eine Veranda als Aufsatz im Hochparterre mit Treppe zum Garten hinter dem Haus. Außerdem wurde erstmals im Haus eine zentrale Heizung eingebaut.

Die vorhandenen Bauzeichnungen zeigen Details des Hauses, die noch den Stuck der Gründerzeit tragen.

 

1938: Die neue Besitzerin „Schwedenerz-GmbH“

 

1938 erwarb die „Schwedenerz-GmbH“ das Haus. Schweden war unter den Nazis zum wichtigsten Eisenerz-Lieferanten Deutschlands aufgestiegen und erweiterte diese Stellung auch im 2. Weltkrieg trotz Schwedens Neutralität weiter. Die Firma „Schwedenerz“ war bereits Besitzerin des benachbarten Bürogebäudes Ecke Einem-/Ahornstraße4 und baute nunmehr das Haus Nr. 5 in ein Wohnhaus für ihre leitenden Angestellten um.

Im Wesentlichen wurde der bisherige Eingang von der Vorderseite des Hauses verlegt. Es wurde seitlich ein völlig neues Treppenhaus angebaut. Hinter dem Treppenhaus entstand im ersten Stock ein zusätzliches Zimmer mit Wintergartencharakter. Weiterhin wurde das Flachdach modifiziert, in einem Teil des leicht angehobenen Daches entstanden zwei Kammern. Im Inneren wurde das Haus komplett umgebaut. Dank des neuen Treppenhauses entstanden zwei große, separate Wohnungen zusätzlich zu der weiterhin im Souterrain befindlichen (erweiterten) Hausmeisterwohnung.

Spätestens jetzt wurde der noch vorhandene Stuck abgeschlagen und das Haus mit Rauputz versehen. Schließlich erhielten alle Fenster als neues Schmuckelement hölzerne Fensterläden. Mit den Umbauten und Sanierungsmaßnahmen 1938 hatte sich das äußere Erscheinungsbild des Hauses vollständig verändert.

 

Beseitigung der Kriegsschäden

 

Das Haus überlebte als eine der wenigen noch ursprünglichen Villen im Kielganviertel die Bombardierungen Berlins vergleichsweise wenig beschädigt. Nennenswerte Schäden erlitt ein Teil des Dachstuhls, eine Zwischendecke und Teile der Fassade. Schwedenerz ließ das Haus bereits in den Jahren 1948 – 1951 reparieren, zum Preis von insgesamt ca. 14.000,- DM.

 

Der Erwerb des Hauses in der Ahornstraße 5 in Schöneberg durch den BVL

 

Nachdem der „Berliner Verband der Lehrer und Erzieher“ (BVL), der Vorläufer des heutigen Landesverbandes der GEW, mit der Spaltung der Gewerkschaften in Berlin 1948 die bisherigen Büroräume im unzerstörten Seitentrakt des „Lehrervereinshauses“ am Alexanderplatz aufgeben musste, kam er zunächst provisorisch in der Bernburger Straße in Kreuzberg unter. Im August 1952 zog er in größere Büroräume in der Schlüterstraße 45 in Charlottenburg um. Erst 1960 konnte der BVL wieder ein eignes Gewerkschaftshaus erwerben, das allerdings nicht annähernd mit dem Lehrervereinshaus am Alexanderplatz vergleichbar war.

West-Berlin war als Standort für Schwedenerz infolge der Insellage zunehmend uninteressant geworden, und so entschloss sich der Konzern, das Haus in der Ahornstraße ebenso wie das benachbarte Bürogebäude zu verkaufen. Das Haus wechselte für DM 180.000,- den Besitzer, der Grundstückswert betrug DM 47.000,- (= 40,- DM/qm). Das Kapital für den Ankauf stammte zumindest teilweise laut Auskunft des ehemaligen Schatzmeisters der GEW BERLIN, Helmut Stange, aus konfiszierten Mitteln von Nazi-Organisationen, die die Alliierten in West-Berlin demokratischen Organisationen zukommen ließen.

Damit der BVL als nicht-rechtsfähiger Verein5 in das Grundbuch eingetragen werden konnte, gründete der Vorstand eine „Treuhandgesellschaft“, der das für den Erwerb notwendige Kapital vom BVL als unbefristetes und zinslosen Darlehen zur Verfügung gestellt wurde. Eine der beiden ersten Geschäftsführer*innen der neu gegründeten Treuhandgesellschaft war das spätere Ehrenmitglied der GEW BERLIN, Lotte Eifert.

An der Konstruktion des treuhänderischen Eigentums am Grundbesitz der GEW BERLIN hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Der Landesvorstand bestimmt, in der Regel aus seinen Reihen, 5 Treuhänder*innen, denen jeweils 5000,- € des Kapitals der GmbH, das von der GEW BERLIN zur Verfügung gestellt wurde, übereignet wird. Die Treuhänder*innen verpflichten sich, nur im Einvernehmen mit der GEW BERLIN im Rahmen des Gesellschaftszweckes tätig zu werden.

 

Der BVL wird Besitzer und baut gleich um

 

Der BVL erwarb das Haus Ende 1960. Im Sommer 1961 erfolgten die ersten Umbauten, um das Haus den Bedürfnissen des neuen Besitzers anzupassen. Im ersten Obergeschoss wurde die Tür zwischen den beiden großen Zimmern auf der Gartenseite erweitert und eine Falttür eingebaut, damit auch größere Sitzungen im Gewerkschaftshaus stattfinden konnten. Außerdem wurde die Heizung erneuert und auf Öl umgestellt.

Die Immobilie verblieb in der Zeit der Spaltung der GEW in Berlin zwischen 1977 und 1979 im Besitz des aus der Bundes-GEW ausgeschlossenen Landesverbandes und wurde 1979 wieder Sitz der vereinten GEW BERLIN. in den Spaltungsjahren Jahren blieb wenig Zeit und Geld für den Unterhalt des Hauses. Erst danach wurden neben der Erweiterung der Toilettenanlage (1980) die beiden Dachkammern in „Heimarbeit“ ausgebaut. So entstand das seinerzeit berühmt-berüchtigte „Geweihzimmer“ (benannt nach dem Kronleuchter unter der Decke): Berühmt wegen einiger denkwürdiger Weihnachtsfeiern, berüchtigt wegen der klimatischen Bedingungen, denen die Beschäftigten der GEW BERLIN noch heute die Betriebsvereinbarung „Hitzefrei“ verdanken.

Eine wichtige Änderung in dieser Zeit im Untergeschoss sei nicht unerwähnt: Die GEW BERLIN richtete eine eigene kleine Hausdruckerei mit einer Offset-Druckmaschine und Dunkelkammer ein, um sich unabhängig von Fremdaufträgen an auswärtige Druckereien zu machen. Die eigene Druckerei, in der der leider viel zu früh verstorbene Adam Messmer schaffte, trug wesentlich zu einer bis dahin nicht gekannten Informationsdichte in den damals vorhandenen GEW-Schulgruppen bei.

 

Der Ausbau des Dachgeschosses 1987/88

 

Nachdem sich der Pulverrauch des GEW-Schismas Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts langsam verzogen hatte, geriet das Gewerkschaftshaus hinsichtlich Zustand und Nutzung wieder stärker ins Blickfeld. Die GEW BERLIN war während der Spaltung zu einer der wichtigsten Organisationen im sich herausbildenden links-alternativen-Spektrum West-Berlins geworden. Das Gewerkschaftshaus wurden von vielen Gruppen, auch außerhalb der GEW, als Versammlungsort genutzt. Da gleichzeitig die Anzahl der Beschäftigten langsam wuchs, wurde es sichtbar zu eng. Außerdem machte sich langsam aber sicher ein deutlicher Sanierungsstau bemerkbar.

Der äußerliche Zustand des Hauses veranlasste die Besitzer des aufwändig restaurierten Nachbarhauses, ein Architekturbüro, an die GEW heranzutreten mit einem Vorschlag, das Haus um zwei Etagen aufzustocken. Ziel sollte es vor allem sein, die Höhe beider Häuser optisch anzugleichen.

Gleichzeitig gab es in der GEW Bestrebungen, gemeinsam mit anderen Gewerkschaften und weiteren Organisationen ein größeres Objekt zu kaufen, das zu einem politischen Begegnungszentrum entwickelt werden sollte. Dafür sollte die Ahornstraße verkauft werden.

Beide Überlegungen scheiterten letztlich an den finanziellen Möglichkeiten der GEW BERLIN und so entschloss sich der Vorstand 1987 zu einem vollständigen Ausbau des Dachgeschosses und der teil- weisen Aufstockung über den Anbauten aus dem Jahr 1938.

Gleichzeitig wurde das Haus innen und außen vollständig unter Aufzehrung fast sämtlicher Rücklagen des Landesverbandes renoviert. Das Haus erfuhr eine Grunderneuerung, die nach dem damaligen Wissensstand für die nächsten Jahre auf alle Fälle in quantitativer wie qualitativer Hinsicht ausreichend sein müsste...

 

Der Anbau 1994/95

 

1991 hatten sich die Mitgliedszahlen der GEW BERLIN nach der Einheit gegenüber 1989 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Beschäftigten war von 16 auf 25 gestiegen, die Ahornstraße war erneut zu eng. Wieder wurde überlegt, das Haus zu verkaufen und in zentralerer Lage ein größeres Objekt zu erwerben. Derartige Gedanken scheiterten an der Goldgräberstimmung und den gestiegenen Immobilien- preisen in der Stadt unmittelbar nach der Vereinigung; die Ahornstraße wurde also noch einmal aus- und umgebaut.

Aus drei möglichen Alternativen wurde die Bebauung des vor und neben dem Haus gelegenen Park- platzes (6) durch einen fünfgeschossigen Neubau, der über das vorhandene Treppenhaus mit dem Altbau verbunden ist, ausgewählt. Trotz zunächst positiver Rückmeldung in den Vorgesprächen lehnte das Stadtplanungsamt den Bauantrag 1992 überraschend ab, da er dem 1990 neu gefassten Bebauungsplan widerspräche. Erst im Widerspruchsverfahren gelang es der GEW mit anwaltlicher Unterstützung 1993 endlich eine Baugenehmigung zu erhalten.

Das nach damaligem Stand weitgehend ökologisch ausgeführte Neubauvorhaben wurde in den Jahren 1994/95 ausgeführt. Im Ergebnis brachte es einen Zuwachs von ca. 500 qm Nutzungsfläche. Im

Keller wurde die Druckerei, der Versand und die Vervielfältigung untergebracht. Aus finanziellen Gründen wurde das Hochparterre und das 2. Obergeschoss vermietet. Das Hochparterre bezog der

„Didaktische Laden“ (Dilab), ein 1984 von arbeitslosen Lehrer*innen gegründetes Selbsthilfeprojekt. Als der Dilab 1997 endgültig schließen musste, wurde die Etage an eine Computerfirma vermietet. Das 2. Obergeschoss mietete der GEW-Hauptvorstand für sein neu geschaffenes Berliner Büro an. Als die Räumlichkeit für den Hauptvorstand zu eng wurden, bezog „Aktion Courage“ 2001 die Räume.

Die Zeit des Umbaus war mit vielen Provisorien und Belastungen verbunden. Zeitweilig erfolgte der Zugang zur Geschäftsstelle über eine Holztreppe von der Gartenseite. Um den vorübergehenden Wegfall von Bürofläche zu kompensieren, wurden Teile der bisherigen Sitzungsräume als Büroraum genutzt und die Landesrechtsschutzstelle wurde für die gesamte Umbauzeit vollständig in Büroräume am Köllnischen Park im Bezirk Mitte ausgelagert.

Im Juni 1995 waren endlich alle Bauarbeiten beendet. Der Neubau wurde realisiert unter Aufbietung sämtlicher Rücklagen des Landesverbandes. Der größte Teil der Kosten konnte aber aus den laufenden Haushalten finanziert werden. Die GEW BERLIN gewährte ihrer Treuhand entsprechende Kredite, die diese dann über die laufenden Mietzahlungen in den nächsten Jahren tilgte (7).

 

Der Umbau des Treppenhauses 2009/10

 

In den folgenden Jahren wurden eine Reihe von kleineren Bau- und Sanierungsvorhaben am Haus vorgenommen. Dies betraf neben der Erneuerung der Toilettenanlagen (2003) (7) u.a. die erforderlichen Arbeiten an der Haustechnik wie z.B. den Einbau eines leistungsfähigen Computer-Netzwerkes.

1994 hatte die Feuerwehr beim Neubauvorhaben noch verlangt, dass das Treppenhaus als Rettungsweg von außen zugänglich bleibt. Die Folge war eine wenig einladend wirkende Eingangssituation.

Zwischen den beiden, weitgehend fensterlosen Baukörpern gelangten die Besucher*innen zu der weit zurückliegenden Eingangstür. In einem längeren Prozess wurde ab 2008 überlegt, wie dieser unbefriedigende Zustand geändert werden könnte. Nach einer Begehung zeigte sich die Feuerwehr der inzwischen präferierten Lösung, der Schließung der Lücke vor dem Treppenhaus, aufgeschlossen gegenüber und so konnte die Umgestaltung des Eingangsreichs ab 2009 in Angriff genommen werden. Der Raum zwischen dem Alt- und dem Neubau wurde über die gesamte Haushöhe geschlossen und es entstand das heutige Entree sowie zwei neue Räume in den Stockwerken darüber.

Ein wichtiger Nebeneffekt der Neugestaltung bestand darin, dass durch die Anhebung des Bodens im Eingangsbereich die regelmäßigen Flutungen des Untergeschosses der Vergangenheit angehörten.

Sobald die Straßenkanalisation bei Starkregen überfordert war, ergoss sich infolge des unter dem Straßenniveau liegenden Zugang zum Haus bis dahin das Regenwasser in die Kellerräume und ebenso regelmäßig versagten dann die für diesen Fall eingebauten Pumpen und Hebeanlagen.

 

Die Neuorganisation nach 2017

 

In Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte hat die GEW BERLIN ein wachsendes Seminarangebot entwickelt. Dabei war der Vorstand bestrebt, die Veranstaltungen so weit wie möglich im Gewerkschaftshaus stattfinden zu lassen. Die Geschäftsstelle sollte für Mitglieder und Interessierte als offenes und lebendiges Haus präsentiert werden. War das Hochparterre im Anbau bereits seit 2006 nicht mehr vermietet worden, weil die GEW BERLIN die Räume selbst nutzen wollte, so wurde 2017 entschieden auch Aktion Courage zu bitten, sich mittelfristig neue Räume zu suchen. Dies gelang wider Erwarten schnell und unproblematisch, sodass 2017/2018 eine komplette Umorganisation unter Nutzung der zusätzlichen Räume in der Geschäftsstelle realisiert werden konnte. In fünf Bauabschnitten wurden fast alle Arbeitsplätze, teilweise sogar mehrfach, verlegt. Es erfolgte eine komplett neue, funktionale Zuordnung der Büroräume, es entstanden neue Sitzungsräume im Dachgeschoss des Anbaus und neue, z.T. Behinderten gerechte Toiletten.

 

Die Aufzugsplanung

 

Was noch fehlt ist ein Behinderten gerechter Zugang in das Haus. Eine allseits zufriedenstellende Lösung erscheint nicht machbar, da die beiden Teile des Hauses unterschiedliche Ebenen aufweisen.

Der Altbau besteht aus 4 Etagen inklusive Keller, der Neubau aus (5). Ein Aufzug kann folglich nicht den Zugang zu allen Ebenen ohne Zwischenstufen gewährleisten. Am ehesten scheint ein Aufzug an der Front des Hauses den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Bereits 2013 gab es die ersten Überlegungen für einen Aufzug. 2016 waren die Planungen so weit gediehen, dass eine Bauvoranfrage beim Stadtplanungsamt gestellt werden konnte. Wie schon in anderen Fällen stellte sich das Amt leider als wenig kooperativ heraus. Wurde im gleichen Jahr wenigstens noch die Aufstellung eines Fahnenmastes nach (3) Antragsverfahren genehmigt, wurde die Aufzugsplanung abgelehnt. Erst im Jahr 2022 wurde nach mehreren vergeblichen Anläufen, einigen Umplanungen und immer neuen Auflagen des Amtes der Anbau eines Aufzuges an der Vorderseite des Hauses genehmigt. Die Realisierung steht zz. noch aus.

 

Quellen:

 

 

Anmerkungen:

  1. Der südliche Teil des Kielganviertels wurde erst 1938 im Zuge einer Begradigung der Bezirksgrenzen dem damaligen Bezirk Schöneberg zugeschlagen.
  1. Zu den Berliner Straßennamen s. https://berlingeschichte.de/strassen/strassennamen_lexikon_stadtbezirke.html. Die Ulmen- und die Buchenstraße lagen auf dem Gelände des heutigen Französischen Gymnasiums und wurde im Zuge dessen Neubaus 1961 aus dem Straßenverzeichnis gelöscht.
  2. Das Nachbarhaus Ahornstraße 4 wurde 1905 abgerissen und die heutige Villa wurde 1906 für Major Carl Geisberg („Villa Geisberg“) errichtet. Die kroatische Botschaft befindet sich seit 1999 in dem Gebäude. Zuvor hatte der „Wagenbach-Verlag“ jahrelang sein Domizil im Nachbarhaus.
  3. Der nördliche Teil der Maaßenstraße wurde 1934 nach dem ehemaligen preußischen Kriegsminister Karl von Einem, einem Schwulenhasser und Nazihuldiger, umbenannt (https://berlin.lsvd.de/neuigkeiten/umbenennung-der-einemstrase-in-karl-heinrich-ul- richs-strase/).
  4. Die Gewerkschaften haben sich im Kaiserreich nicht als Verein eintragen lassen, um sich so der staatlichen Kontrolle besser entziehen zu können. Diese Konstruktion wurde in Bundesrepublik beibehalten, auch wenn sich inzwischen die rechtliche Stellung von nicht eingetragenen und eingetragenen Vereinen vielfach angeglichen hat. Nach wie vor strittig ist, ob ein nicht-eingetragener Verein, der als solcher durchaus rechtsfähig ist, in ein Grundbuch eingetragen werden kann.
  5. Der bis 1994 offene Parkplatz neben dem Haus war chronisch überfüllt und es bedurfte manchmal längerem Suchens im Haus, um Fahrer*innen ausfindet zu machen, die für das „Zuparken“ des eigenen Fahrzeuges verantwortlich waren (siehe Foto des Hauses von 1988). Mit dem Anbau sollte dieses Problem in zweierlei Hinsicht gelöst werden: Die Parkplatzzufahrt hinter das Haus wurde mit einer Schranke gesichert und den Beschäftigten wurde ihr Recht, den Parkplatz zu nutzen, mit einem höheren Zuschuss zu den Fahrt- kosten des ÖPNV „abgekauft“. Durch die Verlegung des Parkplatzes hinter das Haus wurde es vielen erst gewahr, welchen Schatz die GEW BERLIN auf dem rückwärtigen Grundstück besaß. Der bis dahin weitgehend verwilderte Garten wurde nun aus seinem Dornröschen-Schlaf geholt. Seit 2001 findet hier z.B. am vorletzten Schultag vor den Sommerferien das jährliche Sommerfest der GEW BERLIN für ihre ehrenamtlichen Funktionär*innen statt.
  6. Einen erheblichen Beitrag bei der Finanzierung des Anbaus leistete ein unerwartetes Erbe. Als die ehemalige Lehrerin Hildegard Richter Anfang 1975 im Alter von 74 Jahren starb, hinterließ sie ihren Erben u.a. ein kleines Siedlungshaus in Berlin-Frohnau und eine Wohnung in einer Ferienanlage in Westerland auf Sylt. Da sie keine direkten Nachfahren hatte, legte sie legte in einem handschriftlichen Testament eine komplizierte Erbfolge mit einigen Auflagen fest. Sie bestimmte, dass die Nacherben die beiden Immobilien nicht belasten oder verkaufen dürften. Sollten sie dieses doch anstreben, sollte das Erbe ohne weitere Entschädigung an die GEW BERLIN fallen. Dieser wurde aber für den Fall ihres Nacherbes die Auflage gemacht, eine „Hildegard-Richter-Stiftung“ zu gründen und in dem Haus in Frohnau ein „Heim für alleinstehende Lehrerinnen“ einzurichten. In der GEW wurde dem Testament zunächst keine große Bedeutung zugemessen. Weder würde die Erbmasse die Einrichtung einer Stiftung abdecken, noch erschien der Stiftungszweck annähernd zeitgemäß. 1984 wurde der GEW auf ihre Nachfragen hin anwaltlich versichert, dass „…mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit … der Fall der Nacherbfolge durch die GEW niemals eintreten wird…“ (Schreiben RA Pattberg an die GEW BERLIN vom 16.10.1984). Sechs Jahre später war die Welt eine andere. Eine der Haupterbinnen wohnte in der DDR und hatte deshalb bis 1990 keinen Zugriff auf ihren Erbteil. Sie beauftragte im Februar 1990 ein Ost-Berliner Anwaltsbüro mit der Vertretung ihrer Interessen bei einer Verwertung der bei- den Immobilien. Die Testamentsbestimmungen sollten umgangen werden, indem der GEW BERLIN ihr Erbanspruch abgekauft werden sollte. Die dafür angebotene Summe lag weit unter dem realen Wert. Allerdings wurde noch darauf hingewiesen, dass die Erben das Haus in Frohnau und die Wohnung auf Sylt auch selbst nutzen könnten, wenn die GEW das Angebot nicht akzeptieren sollte. In diesem Fall würde GEW leer ausgehen. Die GEW machte nach etlichem Hin und Her der Nacherbin ihrerseits ein Kaufangebot, dessen Höhe sich am tatsächlichen Verkehrswert der beiden Immobilien orientierte. Auf dieser Basis einigten sich beide Parteien schließlich und so wurde die GEW BERLIN, bzw. ihre Treuhandgesellschaft, im Oktober 1991 Eigentümerin eines Grundstücks in Berlin-Frohnau und einer Ferienwohnung auf Sylt. Da – abgesehen von Gewerkschaftshaus in der Ahornstraße – Erwerb und Verwaltung von Immobilien nicht Zweck der Treuhandgesellschaft der GEW BERLIN ist, wurden beide Objekte nach kurzer Zeit wieder verkauft. Der erwartungsgemäß erzielte Gewinn half wesentlich bei der Finanzierung des Erweiterungsbaus in der Ahornstraße.
  7. Die sanierte Toilettenanlage fand schnell auch außerhalb der Geschäftsstelle neue Freund*innen. So wurde in der „Garage“, einem bis Ende 2020 legendären Second-Hand-Laden im Keller der Ahornstraße 2, bedürftigen Besucher*innen der Gang in das schräg gegenüberliegende Haus der GEW BERLIN empfohlen. Die Freude über den Zustrom der vielen, zumeist jüngeren, vermeintlichen Interessent*innen hielt hier nicht lange an. Der Charakter als offenes Gewerkschaftshaus in einem sozial nicht einfachen Quartier brachte im Verlauf der Jahre unterschiedliche Probleme mit sich. Es gab Hinweise auf den Konsum harter Drogen in den Toiletten, diverse Diebstähle in den Büros, Einbruchsversuche oder Straßenprostitution im Garten. Damit das Haus auch in den Abendstunden für die Treffen der Gewerkschaftsgruppen offenbleiben konnte, wurde sogar von Oktober 2018 bis Ende 2019 der Zugang abends von einem Sicherheitsdienst kontrolliert.
Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
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