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Erwachsenenbildung

Die vergessene Kraft

Gemeinsam für verbesserte Arbeitsbedingungen, faire Vergütung und gegen den Lehrkräftemangel in der Erwachsenenbildung.

Foto: IMAGO

In der Erwachsenenbildung, die von Grundbildung über Alphabetisierung, Integrations- und Berufssprachkursen bis zu Maßnahmen der beruflichen Bildung reicht, sind bundesweit rund 700.00 Beschäftigte tätig. Trotz ihrer Vielseitigkeit bleibt die Erwachsenenbildung in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, obwohl sie oft als vierte Säule des Bildungssystems bezeichnet wird.

Dabei sind Erwachsenenbildner*innen in verschiedenen Institutionen mit unterschiedlichen Strukturen wie zum Beispiel Volkshochschulen (VHS), freien Träger, Vereinen oder Stiftungen beschäftigt. Die entsprechenden Bildungsaufträge werden oft im Auftrag des Staates durchgeführt. Die geforderte Professionalität und Qualität des Unterrichts wird nur selten durch angemessene Tarifverträge, Mindestlöhne oder Honorare anerkannt.

 

Unterbezahlt trotz Qualifikation

 

Die Arbeitsbedingungen und die Vergütungen variieren, entsprechen aber weitestgehend nicht der geforderten Qualifizierung. So wird für Honorarkräfte in den Alphabetisierungs-, Integrations- und Berufssprachkursen das Honorar vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorgegeben, zurzeit sind das 42,23 Euro. Soloselbstständige müssen allerdings für Sozialabgaben selbst aufkommen. Das Gehalt der angestellten Lehrkräfte bei freien Trägern und privaten Schulen unterliegt oft keinem Tarifvertrag. Auch, wenn an den Berliner Volkshochschulen für arbeitnehmerähnliche Beschäftigte in den letzten Jahren einige Verbesserungen durch Verhandlungen mit dem Senat erreicht wurden, sind die Arbeitsbedingungen verbesserungswürdig.

Der Arbeitsalltag ist neben dem unzulänglichen Gehalt oder Honorar geprägt durch instabile Beschäftigungsverhältnisse, wechselnde Arbeitszeiten, sich ändernde Zulassungsbedingungen und Planungsungewissheit. Demzufolge ist auch ein steigender Lehrkräftemangel parallel zu der Situation an Regelschulen zu verzeichnen. Viele Lehrkräfte haben mittlerweile den Weg über einen Quereinstieg in den allgemeinen Schuldienst eingeschlagen, häufig in Willkommensklassen an Regelschulen. Andere haben nach der Corona-Pandemie attraktivere Beschäftigungsverhältnisse in anderen Berufsfeldern gefunden.

 

Wege zur besseren Vergütung

 

Für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) gilt zudem, dass den Worten auch Taten folgen müssen, wenn der Staat daran interessiert ist, den Fachkräftemangel durch Einwanderung zu lindern und den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu gestalten. Das bedeutet, dass Zugewanderten die Möglichkeit gegeben wird, deutsche Sprachkenntnisse zu erwerben, damit ein wesentlicher Schritt in Richtung Integration erfolgen kann. Dafür braucht man gut qualifizierte und besser vergütete Lehrkräfte.

Der Bundesfachgruppenausschuss Erwachsenenbildung der GEW fordert daher, dass bei Vollzeitstellen maximal 25 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten pro Woche unterrichtet werden und ein Honorar von 71,70 Euro pro Unterrichtseinheit in allen staatlich finanzierten Erwachsenenbildungsangeboten festgelegt wird.

Um sichtbar zu werden und Erfolge für bessere Arbeitsbedingungen zu erzielen, braucht es engagierte Kolleg*innen und die Unterstützung der GEW auch in diesem Sektor der Bildung.

 

Erwachsenenbildung und Sprachunterricht stärken

 

Der Hamburger Appell wurde von der GEW gemeinsam mit ver.di initiiert. Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen sind dazu aufgerufen, die Forderungen zu unterstützen. Weitere Informationen sind unter www.gew-hamburg.de/node/­12978 verfügbar.

 

Die Initiative »Gesamtprogramm Sprache retten jetzt!« kann hier kennengelernt werden:

https://gesamtprogramm-sprache-retten.jetzt     

Für ihren offenen Brief sucht die Initiative weitere Unterstützer*innen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46