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Gewerkschaft

Endlich Arbeitszeiterfassung

Aus gefühlter Überlastung werden Zahlen.

Foto: GEW

Die Kolleg*innen merken, dass sie im Alltag sehr viel mehr arbeiten als offiziell erwartet wird. Sie haben ein Interesse daran, dass diese Arbeit gesehen, erfasst und im besten Fall dann auch vergütet wird. Es muss einfach mal ganz deutlich auf dem Tisch liegen, was wirklich an Schulen geleistet wird. Sonst bleibt die Behauptung, dass Lehrkräfte zu viel arbeiten würden, immer sehr vage. Nur mit genauen Zahlen können wir auch etwas gegen unbezahlte Überstunden tun.

Es haben sich bei uns an der Schule gleich drei Multiplikator*innen für die Arbeitszeitstudie gemeldet. Die haben im Kollegium über E-Mails auf die Studie aufmerksam gemacht. Nach den Workshops für Multiplikator*innen wurde über unsere Messenger-Gruppe genauer über den Ablauf der Studie informiert.

Wir sind eine riesige Schule mit zwei Gebäuden und einem langen Weg dazwischen. Die Schüler*innen wechseln oft die Räume, der administrative Aufwand ist groß. Da ist das Belastungsgefühl hoch. Ich will auch wissen, wie wir im Vergleich dastehen. Wenn durchgängig mindestens zehn Kolleg*innen unserer Schule bei der Studie mitmachen, können wir eine anonymisierte Gesamtübersicht der Ergebnisse unserer Schulgruppe bekommen.

Die Kolleg*innen sehen aber auch das große Ganze. Die hohe Belastung entsteht nicht in erster Linie durch schulinterne Faktoren. Es sind Systemfehler, die zu Mehrarbeit führen. Die Schulleitungen stecken auch in einem Handlungszwang, der von den Rahmenbedingungen verursacht wird. Wir wollen deshalb mit den Ergebnissen der Studie auch das Problem nach oben tragen.

Uns ist allen bewusst, dass die Arbeitgeber*innen nach der Rechtsprechung jetzt Arbeitszeit erfassen müssen. Wir sind sehr gespannt, wie das möglich sein wird und zu welchen Ergebnissen das führt. Mit der Arbeitszeitstudie sind wir jetzt schon mittendrin: Wenn wir wirklich regelmäßig unsere eigene Arbeitszeit über ein Jahr erfassen, dann können wir – bisher als Einzige – empirisch fundiert etwas zur Diskussion um Arbeitszeiterfassung im Bildungswesen beisteuern. Das wäre richtig gut!

Kim Küttler, GEW-Vertrauensperson am Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium

 

Die Studie ist ein attraktives Projekt für alle Lehrkräfte, auch für verbeamtete Kolleg*innen und für die Schulleitungen. Das ist anders als bei einem Streik. Das Projekt spricht sehr deutlich einen wunden Punkt bei vielen an, nämlich die außerunterrichtlichen Tätigkeiten, die gefühlt einen enormen Anteil an unserer Tätigkeit ausmachen, aber vom Arbeitgeber nicht gesehen werden. Jetzt werden aus diesem Gefühl konkrete Zahlen.

An unserer Schule nehmen 65 von etwa 140 Lehrkräften an der Studie teil. Es gibt Multiplikator*innen in verschiedenen Jahrgängen, die in ihren Teams Kolleg*innen direkt angesprochen haben. Die Erfassung benötigt lediglich drei Minuten pro Tag und ist per Browser-App auf dem Handy oder am PC möglich.

Ich erhoffe mir, dass die Studie Stellschrauben aufzeigt, an denen wir auch an der eigenen Schule etwas verändern können. Es laufen parallel zur Arbeitszeitstudie an unserer Schule Arbeitsgruppen zum Vertretungskonzept und zur Verteilung der Entlastungsstunden. Darüber wollen wir Beschlüsse in der Gesamtkonferenz fällen. Die Arbeitszeitstudie und die schulischen Arbeitsgruppen werden sich hoffentlich gegenseitig befruchten.

Ryan Plocher, GEW-Vertrauensperson an der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46