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Standpunkt

Feministisch. Solidarisch. Gewerkschaftlich.

Der Internationale Frauentag am 8. März war schon immer ein kämpferischer Tag. Es ging nie um Blumen.

Über 70 Prozent der GEW-Mitglieder sind Frauen und so überrascht es nicht, dass feministische Kämpfe und der Einsatz gegen Diskriminierung fester Teil unserer Beschlusslage sind. Doch was unterscheidet uns, wenn wir als GEW feministische Arbeit leisten wollen? Es ist mitnichten nur die Tatsache, dass die Mehrheit unserer Mitglieder weiblich ist.

Während wir uns für einen TV-Gesundheitsschutz und bessere Arbeits- und Lernbedingungen in den Schulklassen einsetzen, sehen wir auch unsere Kolleg*innen in den Kitas, den Ganztagsbetreuungen und der Jugendhilfe. 93 Prozent von ihnen sind Frauen. Diese Bereiche leiden besonders unter Personalmangel, schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen. Die Kolleg*innen im Ganztag sind unverzichtbare Unterstützung für Lehrkräfte. Die Kolleg*innen in den Kitas ermöglichen vielen Eltern ihre Berufstätigkeit und die Arbeit der Kolleg*innen in der Sozialarbeit kann Leben retten. In der Wissenschaft sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse an den Hochschulen für alle eine Zumutung. Doch vor allem Müttern fehlt es an Sicherheit für ihren Lebensunterhalt und planbaren Perspektiven. Karrieren werden so oft ausgebremst.

Die GEW muss als Interessenvertretung täglich gegen Ungleichheiten kämpfen, die historisch gewachsen sind, einfach, weil bestimmte Tätigkeiten als weniger wertvolle »Frauenarbeit« gelten. »Systemrelevante« Aufgaben, deren Bezahlung der Verantwortung und Belastung nie gerecht geworden ist. Auf den Fachkräftemangel mit der Forderung nach längeren Arbeitszeiten zu antworten, ist mehr als zynisch.

Zu Überlastung und Frust addiert sich die private Fürsorgearbeit, die immer noch zum deutlich größeren Teil von Frauen geleistet wird. Außerdem Inflation, steigende Mieten und Klimakollaps – wer glaubt, Yoga und Achtsamkeitskurse könnten so eklatante Systemfehler ausgleichen, möge mir verraten, woraus seine Räucherstäbchen gemacht wurden.

Aber was sollte feministische GEW-Arbeit über geschlechterbewusste Arbeitskämpfe hinaus bedeuten? Mit dem Einsatz für diskriminierungsfreie Bildung müssen wir pädagogische Grundlagen schaffen, um Vielfalt sowie sexuelle und körperliche Selbstbestimmung der neuen Generationen mitzuprägen. Wir müssen uns solidarisch zeigen mit Kolleg*innen auf der ganzen Welt, die sich für diskriminierungsfreie Bildung einsetzen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen oder mit dem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte ihr Leben riskieren. Wir müssen uns einsetzen für Lehrer*innen, die heimlich versuchen, Mädchen Lesen und Rechnen beizubringen, mit Studentinnen und Wissenschaftlerinnen, die aus Universitäten verbannt wurden und die für ihre Rechte kämpfen.

Als Beschäftigte in Bildung, Pädagogik und Wissenschaft sind GEW-Mitglieder in einem solidarischen Bund miteinander, auch wenn Streikrechtsbegrenzungen und rechtliche Regelungen es oft schwer machen, gemeinsam auf die Straße zu gehen. An diesem 8. März wollen wir alle Kolleg*innen zusammenbringen, unsere Forderungen gegenseitig unterstützen und dabei ein Zeichen der Solidarität setzen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46