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Tendenzen

Geflüchtete Schüler*innen aus der Ukraine

Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche kommen zunehmend in deutschen Schulen an.

Foto: IMAGO

Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche kommen zunehmend in deutschen Schulen an. Von den in den letzten vier Wochen (Stand Anfang April) ungefähr 300.000 vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland Geflohenen sind geschätzt knapp die Hälfte minderjährig. Nicht alle aus der Ukraine Geflüchteten sind ukrainische Staatsbürger*innen. Einige Gruppen, zum Beispiel Personen mit offiziellem Flüchtlingsstatus aus der Ukraine, haben den gleichen Zugang zum temporären Schutzstatus wie ukrainische Staatsbürger*innen. Andere Gruppen haben wiederum deutlich größere Schwierigkeiten, einen legalen Status und staatliche Unterstützung in Deutschland zu bekommen, unter anderem weil der deutsche Staat von ihnen verlangt zu beweisen, dass sie nicht in Sicherheit in den Staat ihrer Staatsbürgerschaft auswandern können. Viele Menschen ohne ukrainischen Pass haben während und nach der Flucht Diskriminierung erfahren.

Unabhängig von ihrem legalen Status und ihrem Pass haben Kinder, die aus der Ukraine geflüchtet sind, ihren gewohnten Wohn- und Rückzugsort überstürzt verlassen müssen. Sie haben Verwandte und Freund*innen zurückgelassen, insbesondere Väter und andere männliche Verwandte zwischen 18 und 60 Jahren, um deren Sicherheit sie sich sorgen. Viele der Kinder haben den Krieg direkt miterlebt. Die meisten haben Zerstörung und Kriegsgeräusche wahrgenommen, manche auch Tod und Verletzung gesehen. Viele haben sich in Kellern, Fluren und Metrostationen versteckt und die Angst der Erwachsenen gespürt. Nach der oft Tage andauernden Flucht in überfüllten Bussen, Zügen und Notunterkünften sind viele Familien auch jetzt nicht völlig angekommen. Sie wohnen in vorübergehenden Unterkünften; manche sind noch nicht sicher, an welchem Ort in Deutschland oder der EU sie mittelfristig oder selbst kurzfristig bleiben werden. Viele planen, nach Kriegsende so schnell wie möglich an den Heimatort zurückzukehren, aber wann der Krieg endet und wie ihr Heimatort dann aussehen wird, ist unklar. Andere stellen sich eine längerfristige Zukunft für sich oder ihre Kinder in Deutschland vor, sind jedoch voller Unsicherheit, unter welchen Bedingungen sie hier leben werden. Es ist gut, wenn sich Pädagog*innen dies bewusstmachen und die Anforderungen an die neuen Schüler*innen anpassen.

Für eine frühe Einbindung in den Klassenverband bieten zum Beispiel die Fremdsprachen eine gute Möglichkeit.

Folglich sind auch die Wünsche und Pläne bezüglich der Schulbildung verschieden und oft von Unsicherheit geprägt. Für manche Familien ist eine Aufrechterhaltung des ukrainischen Lehrplans wünschenswert, um möglichst problemlos einen ukrainischen Schulabschluss zu erreichen. Da viele ukrainische Schulen seit dem 14. März 2022 den Unterricht wieder aufgenommen haben, wird ein Teil der Schüler*innen weiterhin online beschult. Für andere Familien erscheint der Besuch von deutschen Schulen und das Erlernen der deutschen Sprache wichtiger. Insofern sollten Bildungsangebote entwickelt werden, die die Familien nicht vor die Entscheidung für eine Option stellen, sondern auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen und diese verbinden.

Für eine frühe Einbindung in den Klassenverband bieten zum Beispiel die Fremdsprachen eine gute Möglichkeit. Schüler*innen aus der Ukraine sind in der Regel zusätzlich zu dem kyrillischen mit dem lateinischen Alphabet vertraut. Ukrainische Schulen beginnen den Unterricht der ersten Fremdsprache (zu über 90 Prozent Englisch) zwischen der ersten und dritten Klasse. An vielen städtischen Schulen wird ab der 5. Klasse eine zweite Fremdsprache unterrichtet, vor allem Deutsch, Französisch oder Spanisch. Hier oder auch in Sport und Kunst lassen sich sicher schnell Brücken bauen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46