Klimakrise
Klimakrise – Was tun wir?
Die Pädagogen For Future sind Teil eines breiten Bündnisses, das die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen verhindern will. Es ist Zeit, entschlossen zu handeln. Eine Aufforderung auch an die Gewerkschaften.
Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!« schallte es im März 2019 durchs Regierungsviertel, als 25.000 meist junge Menschen demonstrierten. Fridays for Future in Aktion. Es war unglaublich bewegend, ich stand an der Luisenstraße, ließ mich von dieser Energie anstecken und lief dann mit. Vielen Erwachsenen ging es so, die For Future-Bewegung gründete sich, dann auch die Pädagogen For Future. Seitdem unterstützt unsere kleine Berliner Gruppe Aktionen der Klimabewegung, hat zum Konjunkturpaket einen offenen Brief an Abgeordnete des Bundestags gesendet, ist im Bündnis Berlin4Future aktiv und wird jetzt mit anderen in Gespräche mit Politiker*innen gehen. Wir unterstützen auch die Kampagne www.generationenrettungsschirm.de der Generationen Stiftung.
Die Kinder und Jugendlichen auf der FFF-Demo drückten Existenzängste aus, nichts weniger. Nach vielen Gesprächen, Reden, Artikeln zur Klimakrise und durch die politischen Reaktionen ist mir klar: Ihre Ängste sind real und wissenschaftlich begründet, werden aber von Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft ignoriert, was noch mehr Angst und Wut erzeugt.
Wir erleben eine paradoxe Situation. Einerseits werden die Warnungen aus der Wissenschaft immer dringender, immer neue Studien zeigen, dass die Erderhitzung schneller und unkontrollierter abläuft, Kippelemente bald erreicht sind, Artenverluste zunehmen, unsere Lebensgrundlagen schwinden. Schon jetzt ist der Wald bei uns geschädigt wie nie, Flüsse trocknen aus, Grundwasser beginnt knapp zu werden. Wir laufen sehenden Auges in eine globale Katastrophe, die uns und alle Menschen nach uns betreffen wird. Erwärmt sich das Klima um vier Grad, werden weite Teile der Erde unbewohnbar sein, Wasser- und Nahrungsknappheit werden zu Konflikten, Kriegen führen und wahrscheinlich zum Kollaps unserer Gesellschaft, zum Verlust von Demokratie und Freiheit.
Wirtschaft und Gesellschaft umbauen
Aber Lösungswege sind da, wir können eine bessere, nachhaltige, sozial gerechte, solidarische Gesellschaft aufbauen. Es ist klar, dass unser Wirtschaftsmodell geändert werden muss, weil es auf Ausbeutung und Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen basiert, Überkonsum einer reichen Minderheit fördert und soziale Ungerechtigkeit erzeugt. Verringerung von Ressourcen- und Energieverbrauch ist die einzige Möglichkeit, auf einem endlichen Planeten das Überleben der Menschheit zu sichern.
In Paris haben sich die Staaten 2015 verpflichtet, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Bundesregierung aber hintertreibt diese Verpflichtung mit den Gesetzespaketen zu Klima, Konjunktur und Kohleausstieg, durch Blockieren der Energie- und Verkehrswende, mit Subventionen in fossile Energie von 50 Milliarden Euro pro Jahr. Die schwarz-rote Koalition macht weiter wie bisher, hält an Wachstumszielen und Konsum als Wohlstandsindikator fest, beseitigt nicht die strukturellen Ungerechtigkeiten und steuert auf eine Klimakatastrophe zu, die unsere Gesellschaft zerstören kann.
Die Regierung scheint nicht in der Lage, die Klimakrise als Gesellschaftskrise umfassend anzugehen. Sie steht unter dem Einfluss der Lobby fossiler Industrien und ignoriert eigene Beratungsgremien wie den Sachverständigenrat für Umweltfragen. Die Lösung der Krise erfolgt nicht über parteipolitische Verhandlungen und Kompromisse politischer Meinungen. Anscheinend braucht die Politik ein Signal der Zivilgesellschaft, bevor sie handelt. Daher ist eine Mobilisierung der Menschen und Druck auf die Politik auf allen Ebenen nötig. Unsere Stimmen sind wichtig und wir haben Einfluss! Wir müssen den Wandel demokratisch einfordern! Auf lokaler Ebene können beispielsweise Kohlestrom verhindert oder die fahrradfreundliche Stadt und autofreie Plätze initiiert werden.
Welches Leben wollen wir?
Wir Bürger*innen müssen uns fragen, welches Leben wir wollen. Eines in solidarischer Gemeinschaft, in der alle genug haben, im Einklang mit natürlichen Lebensgrundlagen. Oder ein Leben, in dem Ausbeutung, Konkurrenz, Profitdenken und Hyperkonsum dominieren. Die Coronakrise zeigt, dass der wachstumsbasierte Markt versagt, ein starker Staat wichtig ist, aber auch, dass wir solidarisch miteinander sein können. Wir Pädagog*innen wollen unseren Kindern ein gesundes Leben in Frieden ermöglichen. Wir müssen dazu selbst umfassenden Klimaschutz und die sozial-ökologische Wende einfordern, die eine lebenswerte Zukunft ermöglichen. Jetzt! Niemand sonst tut es für uns.
Aufgabe der GEW ist es, über die Krise und ihre Lösungen zu informieren und die Politik zum sofortigen Handeln im Sinne der Generationengerechtigkeit aufzufordern. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist wichtig. Aber wenn ich BNE als Kritik am bestehenden Gesellschaftsmodell und als Lösungsweg zu einer nachhaltigen Welt verstehe, kann ich nach dem Unterricht nicht zusehen, wie kurzfristige Profitinteressen weiter unsere Lebensgrundlagen zerstören, sondern muss aktiv werden.
Wir appellieren an unsere Gewerkschaft, die Klimakrise als umfassende Gesellschaftskrise zu benennen, die das Leben dieser und kommender Generationen bedroht. Die GEW muss sich aktiv im breiten Bündnis des sozial-ökologischen Wandels beteiligen. Nur alle gemeinsam können wir den nötigen politischen Druck aufbauen. Lasst nicht zu, dass den Kindern »die Zukunft geklaut« wird!
Die www.paedagogenforfuture.org sind Teil des Bündnis www.berlin4future.de. Sie demonstrieren an jedem ersten Montag um 18 Uhr auf dem Alexanderplatz. Für den 25. September mobilisieren sie für die Teilnahme am globalen Klimastreik von Fridays for Future.
Ausführliche Literaturhinweise:
Christiana Figueres & Tom Rivett-Carnac: The Future We Choose. Surviving the Climate Crisis (2020)
Greta Thunberg (et.al.): Our House Is on Fire: Scenes of a Family and a Planet in Crisis (2020)
Luisa Neubauer & Alexander Repenning: Vom Ende der Klimakrise: Eine Geschichte unserer Zukunft (2019)
Maja Göpel: Unsere Welt neu denken: Eine Einladung (2020)
Sachverständigenrat für Umweltfragen: Umweltgutachten 2020. https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Entschlossene_Umweltpolitik.html
Nafeez Ahmed: Capitalism is destroying ‘safe operating space’ for humanity, warn scientists (2020)
https://medium.com/insurge-intelligence/capitalism-is-eroding-safe-operating-space-for-humanity-warn-scientists-6e469132dbba
Linda Fischer & Alina Schadwinkel: Kinder, macht euch auf was gefasst (2019)
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-11/klimawandel-folgen-gesundheit-krankheiten-nahrungsmittel-hitze
Süddeutsche Zeitung: Anatomie einer Katastrophe (2019) https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/politik/was-die-klimakrise-wirklich-bedeutet-e946076/
Bernhard Pötter: Regierungsberater über Konjunkturpaket - Corona-Hilfen mit Klima-Mängeln (2020) https://taz.de/Regierungsberater-ueber-Konjunkturpaket/!5694335&s=regierungsberater+%C3%BCber/
Will Steffen: Vortrag „Die große Wende voraus“ (2018) https://www.youtube.com/watch?v=esF6bl2H5x0
Die #Klimakrise macht keine Pause! Für starke EU-Klimaziele, einen #Kohleausstieg bis 2030 und eine sozial-ökologische Wende. Kommt zum globalen Klimastreik am 25. September – natürlich Corona-konform. #FridaysforFuture #GlobalStrike @Educators4F https://t.co/Tf7u7ZAelB pic.twitter.com/CRYhMl8HrU
— GEW BERLIN (@GEW_BERLIN) September 17, 2020