Tendenzen
Mit Fachkompetenz und starken Netzwerken
Der erste Personalrätekongress der GEW BERLIN stellte die Weichen für einen gemeinsamen Wahlkampf im Herbst 2024.
An welche Erfolge der Personalratsarbeit kannst du dich erinnern?« mit dieser Frage begannen am 14. Dezember 2023 rund 100 Personalrät*innen, Frauen- und Schwerbehindertenvertreter*innen aus dem Schul- und Kitabereich ihre Diskussion zur Vorbereitung der Personalratswahlen. Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand schon vor einigen Jahren in kleinem Kreis. Im Jahr 2018 wurde daraus ein Antrag an die Landesdelegiertenversammlung. Nach überstandener Pandemie konnte der Beschluss nun endlich in die Tat umgesetzt werden. Wozu der Aufwand? Wir sind GEW-Beschäftigtenvertretungen. Wir wollen gemeinsam, kompetent und durchsetzungsstark für unsere Kolleg*innen eintreten. Dazu bedarf es nicht nur Fachkompetenz, sondern auch starker Netzwerke. Auf dem Kongress wurde die Gelegenheit geboten, beides aufzubauen.
Vielfalt an Themen und Perspektiven
Schon die ersten Antworten zeigten die Bandbreite von Personalratsarbeit: Erfolgreiche Auseinandersetzungen mit der Dienststelle, die wirkungsvolle Vertretung von Kolleg*innen in Konflikten, Korrekturen von Verträgen, Eingruppierungen und förderlichen Zeiten zum finanziellen Vorteil der Beschäftigten, die Zusammenarbeit im multiprofessionellen PR-Team, mit anderen Beschäftigtenvertretungen und in der GEW. Einen Tag lang haben die Interessenvertreter*innen aus Schule und Kita zunächst Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert, über Arbeits- und Sichtweisen, Probleme und Erfolge in den verschiedenen Bezirken und Abteilungen, mit ihren Perspektiven auf ihre Arbeit und die GEW.
Erkämpfte Beteiligungsrechte
In den Gesprächen stellten die Kolleg*innen fest, dass sie nicht nur vielfältig und multiprofessionell sind, sondern auch gute Gründe haben, warum sie ausgerechnet in der GEW organisiert sind. Danach bot der Kongress mit neun Fachworkshops Gelegenheit zu vertiefter inhaltlicher Arbeit und Vernetzung.
Den Blick über den Alltag der eigenen Arbeit hinaus schärfte auch Hartmut Simon, Historiker und Leiter des ver.di-Archivs, mit einem Beitrag zur Geschichte der Mitbestimmungsrechte. Er machte deutlich, dass die Beteiligungsrechte der Beschäftigtenvertretungen eine wichtige Errungenschaft sind, die hart erkämpft werden musste. Unser tägliches Ringen um wirksame Mitbestimmung hat also eine historische Dimension. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir mitbestimmen. Personalratsarbeit ist es auch deshalb wert, immer wieder neu mit Engagement angegangen zu werden, auch wenn die Mühen der Ebene manchmal endlos erscheinen.
Lassen wir uns durch alle Bürokratisierung nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen: Unsere Kraft gehört dem Einsatz für die Belange der Kolleg*innen, seien sie tarifbeschäftigt oder verbeamtet. Alle Beschäftigten brauchen starke Personalräte, die in den Dienststellen klarmachen, dass vertrauensvolle Zusammenarbeit keine Einbahnstraße ist, sondern auch dem Dienstherrn Pflichten auferlegt. Dazu müssen wir uns gut aufstellen.
Aktiv für starke Interessenvertretungen
Ende 2024 stehen wieder Wahlen zu den Personalräten und Wahlen der Frauenvertreterinnen an. Daher diente der Kongress auch der Ideenentwicklung für unseren Wahlkampf. Mit der Fokussierung auf das Potential der GEW wurden Gelingensbedingungen für die Wahlen zusammengetragen und herausgearbeitet, dass ein gutes Wahlergebnis stark von einem aktiven Wahlkampf abhängt. In kleinen Diskussionsrunden wurde thematisiert, dass gute Erklärungen zu der Bedeutung der Wahl für die Wähler*innen sowie eine detaillierte Planung in einer »AG Wahlen« und größere Mobilität, zum Beispiel mit fliegenden Wahlurnen, unbedingt vonnöten sind. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass die Frauenvertreterin in den Regionen bei den Wahlen mitbedacht und unterstützt werden muss.
In den Workshops am Nachmittag bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich zu wesentlichen Aspekte der Personalratsarbeit fortzubilden, sich aber auch über Vorgehensweisen zu verständigen. Ob es um Digitalisierung und Datenschutz, Beamt*innenrecht, Initiativrechte im Arbeits- und Gesundheitsschutz, Überlastung in Kitas, politische Personalratsarbeit, strategische Zusammenarbeit zwischen Beschäftigtenvertretungen, Beratungsgespräche und Kommunikationstechniken oder Öffentlichkeitsarbeit für Personalräte ging – es war für jede*n etwas dabei.
Weiter großer Austauschbedarf
Dabei sollte auch hier wieder der Austausch von Best-Practice-Beispielen, die überregionale Vernetzung und das Gewinnen an Sicherheit in (arbeits-)rechtlichen Fragen erreicht werden. Einige Mitglieder einer Region hatten sich strategisch auf unterschiedliche Workshops verteilt, um viel Input an ihr Gremium weiterreichen zu können. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Phase war, dass der Austauschbedarf weiterhin groß und die Zeit viel zu kurz erschien. Eigentlich ein Grund, einen Personalrätekongress in nicht allzu ferner Zukunft erneut zu organisieren.
Abschließend kann man sagen, dass der Personalrätekongress sich als ein gelungenes Format erwiesen hat. Der Austausch hat vor den Wahlen den Blick für die wesentlichen Stellschrauben eines aktiven Wahlkampfes geschärft und die Wichtigkeit der breiteren Vernetzung, nicht nur als Personalrät*innen, sondern auch als Frauenvertreter*innen und Schwerbehindertenvertreter*innen, in den Vordergrund gerückt. Ein Kongress, der gezeigt hat: Gemeinsam sind wir stark!